Aibon - Land der Druiden
Druiden gefunden. Mandra erfuhr nun auch, dass es ein weiteres Aibon gab und nicht nur diese verbrannt wirkende Erde, wie er sie kennen gelernt hatte, über der ein bleierner Himmel schwebte.
Was konnte das Ziel sein? Wo würde es liegen? Vielleicht innerhalb der großen, grünen Au, dieser gewaltigen Insel, die für das Land Aibon so typisch war und ihm deshalb den Namen gegeben hatte. Noch schwebten sie höher, und noch wurde der Blick des Inders immer besser. Er schaute auch hinunter auf die rotbraunen Hänge, er sah den Ort, an dem er gelegen hatte, er spürte auch die dünnere Luft in der Höhe, aber sie war besser zu atmen.
Sekundenlang durchströmte ihn ein Gefühl der Hoffnung. Dieser Funke wurde leider sehr schnell wieder zerstört, denn seine Reise führte nicht dem grünen Land entgegen, sie endete direkt über den karstigen Kuppen.
Für einen Moment hielten ihn die Hände noch derart fest, dass sie ihn an einer Stelle bannten. Danach drückten sie ihn nach unten, und Mandra bekam das Gefühl der Panik. Weshalb waren sie mit ihm hochgeflogen? Um wieder an dem gleichen Ort zu landen?
Nein, die Richtung änderte sich, und der Flug nahm auch viel weniger Zeit in Anspruch, denn kaum befand er sich wieder in Bewegung, als die Hände ihn nach unten drückten.
Mandra konnte den Kopf drehen. Er schaute in eine Hochebene, die wahrscheinlich erkaltende Lava gebildet hatte. Der Inder verstand nicht, weshalb seine Gegner sich diesen Platz ausgesucht hatten, doch es gab einen Grund, wie Mandra sehr bald feststellen konnte. Die Mulde war nicht leer. In ihrem Innern befand sich ein Gegenstand, mit dem Mandra nicht gerechnet hätte. Er konnte ihn auch nicht identifizieren, dazu war er noch zu weit entfernt. Der Inder glaubte allerdings, einen Kreis zu sehen, und der schälte sich deutlicher hervor, je tiefer sie kamen und je genauer er den Gegenstand erkennen konnte. Ja, es war ein Rad. Sogar ein ziemlich großes. Aus welch einem Material es bestand, wusste Mandra nicht zu sagen. Es konnte Metall sein, ebenso aber auch Holz, und es stand in der Mitte dieser Mulde. Und dann glaubte Mandra etwas zu erkennen, das eigentlich nicht wahr sein durfte. Deshalb schaltete er jegliche Gedanken der Spekulation aus und ließ sich näher heranbringen.
Es wurde deutlicher. Und er sah es deutlich. Im selben Augenblick beschleunigte sich sein Herzschlag, denn das Gebilde innerhalb des kleineren Kreises war dem Inder keineswegs unbekannt. Es zeigte zwei ineinandergeschobene Dreiecke, einen Druidenstern!
Und noch mehr sah er. Rätselhafte Zeichen umgaben die Dreiecke. Geheimnisvoll leuchtend, an manchen Stellen rot, an einigen anderen in einem satten Blau oder Grün. Es war deutlich zu erkennen, dass die Zeichen lebten. Für Mandra lag die Erklärung auf der Hand. Die Zeichen waren gefüllt mit schwarzer Magie!
Also besaß dieses Rad auch keinen normalen Ursprung, es musste von einer besonderen Bedeutung sein. Näher und näher kamen sie. Mandra überlegte verzweifelt, woher er die Zeichen und Symbole außerhalb der beiden Dreiecke kannte.
Er hatte sie gesehen. Oft sogar…
Kurz bevor er den Boden berührte, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Auf einmal wusste er Bescheid. Die Zeichen gab es zweimal!
Einmal hier in Aibon. Und zum anderen auf dem Kreuz des Geisterjägers John Sinclair.
***
Es war tatsächlich der Mann, den Suko und ich kennen gelernt hatten, als wir uns auf der Suche nach der Bluthand aus dem Jenseits befanden. Der rote Ryan.
Rot deshalb, weil sein Haar diese Farbe besaß. Er war eine rätselhafte schillernde Gestalt im Lande Aibon. Über seine Rolle waren Suko und ich uns während der kurzen Begegnung nie richtig klargeworden. Er hatte uns in Lebensgefahr gebracht, als es ihm gelungen war, unseren Wagen zu sprengen. Zudem hatte sein seltsames Flötenspiel Miriam di Carlo in eine Falle gelockt, und meiner Ansicht nach musste er auch in Verbindung mit den Männern in Grau stehen, die ich als Hüter des Landes Aibon bezeichnete.
Es war schon außergewöhnlich und trotzdem nicht ungewöhnlich, diesen Typ hier zu sehen. Ein wenig erinnerte er mich durch sein Flötenspiel an den berühmten Rattenfänger von Hameln, nur war der auf Bildern anders gezeichnet als Ryan.
Er trug eine Kleidung, die zu Aibon passte. Ich hatte ihn bei unserer Begegnung mit der Figur des Papageno aus der Zauberflöte verglichen. Sein Gewand schien nur aus großen, grüngrauen Blättern zu bestehen. Einen Wams, eine länger fallende
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