Aina - Herzorgasmus
den Schmerz in ihrer Hand, als sie zugeschlagen hatte. »Nein« Ihre Stimme war kaum mehr als ein Hauchen. »Nein, ich… es war nicht real.« Sie war keine Mörderin! Sie war kein schlechter Mensch. Sie hatte nur geträumt! Es war nur ein Traum gewesen. Nichts weiter. Genauso, wie diese Nacht, als sie in die Vase gefallen war. Es waren alles nur Träume. Verrückte, quälende Träume, die sie schon ihr ganzes Leben lang verfolgten.
Jetzt kam er auf sie zu. Sie presste sich gegen den Schrank, wobei er unruhig knarrte und zog den Kopf zurück, als er direkt vor ihr stehen blieb. Mein Gott, wie schön er war! Seine Augen fesselten sie und blickten ihr spürbar mitten in die Seele. Sie hielten sie gefangen. Es tat fast weh, sich von ihnen zu lösen, um sein Gesicht zu betrachten. Die perfekten Lippen, die hohen Wangenknochen, die gerade Nase. Sein Gesicht war eine perfekte Symmetrie! Sie hatte noch nie so etwas Schönes gesehen!
»Weil an deinen Schlüsseln kein Blut mehr war?«, fragte er. In seinem Mundwinkel zuckte ein amüsiertes Schmunzeln. Aina kribbelte bei diesem Anblick ihr gesamter Brustkorb, als wäre gerade ein Stromnetzwerk darin angesprungen. Ihr wurde heiß. Doch seine Worte erschreckten sie zutiefst.
»Oder, weil jeder Hinweis darauf, dass dieses Ereignis wirklich stattgefunden hat, auf wundersame Weise verschwunden ist?« Er seufzte selbstgefällig, bevor er weitersprach. »Es ist so leicht euch in die Irre zu führen. Doch bei dir ist es fast zu einfach.« Sein Blick machte eine kleine Reiseüber ihr Gesicht und blieb schließlich wieder an ihren Augen haften. »Deine Besessenheit von dem Glauben verrückt zu sein oder von den Genen deiner Mutter kontrolliert zu werden«, sagte er, »macht dich zu einer leicht manipulierbaren… Puppe.«
Aina spürte, wie sich ihr vor Wut alle Muskeln in ihrem Körper verkrampften und sich gleichzeitig ein kalter Schrecken in ihr ausbreitete. Woher wusste er all das von ihr? Nur ihr Vater kannte die Geschichte über ihre Mutter. Und sie hatte nie jemandem – bis auf ihrem Vater – erzählt, dass sie glaubte langsam aber sicher den Verstand zu verlieren.
»Ich weiß mehr über dich, als du dir vorstellen kannst, Aina. Mehr als du selbst.« Dabei grinste er und senkte leicht den Kopf, wobei ihm eine seidige, schwarze Haarsträhne in die Stirn fiel. Aina konnte ihren Blick nicht davon lösen. Sie wollte sie anfassen. Sie sah so schön aus. Sein Blick ruhte geduldig auf ihrem Gesicht und wartete. Lange. Es dauerte ewig, bis sich ihr Gehirn wieder einschaltete und seine Worte analysierte.
Er musste sie beobachtet haben. Schon seit Jahren. Vermutlich hatte er ihre Telefongespräche abgehört oder Wanzen in ihrer Wohnung untergebracht. Er war ein Stalker! Ein Verrückter! Plötzlich geschah dasselbe mit ihr, wie in ihrem Traum, als sie die Frau vor ihrem Peiniger hatte beschützen wollen. Eine unbändige Wut kochte in ihr hoch. Und ein Hass, der ihr geradezu den Verstand ausknipste. Und auch jedes Verständnis von Vernunft. Wie zuvor, in diesem brutalen Traum, bündelte sich nun ihr ganzer Hass und ihre Wut auf das Übel dieser Welt in ihr. Es schien sie aus seinem Gesicht anzugrinsen und zu verspotten. Er verkörperte in diesem Moment alles, was sie hasste und alles, was sie in ihrem Leben bekämpfte. Das Böse. Das Leid und den Schmerz. Es war ihr auf einmal egal, wie schön er war und welch verwirrende Gefühle in ihr aufflammten, seit er in ihrem Wohnzimmer aufgetaucht war. Erwar ein Verbrecher! Einer von diesen Menschen, die für das Leid der Welt verantwortlich waren, das sie versuchte zu mildern. Doch sie würde sich nicht von ihm einschüchtern lassen! Sie nicht! Sie schlug ihm mit aller Kraft mit flachen Händen gegen die Brust, so dass er zwar nicht zurück stolperte, wie sie es gehofft hatte, sondern überrascht einen Schritt zurück wich. Und dann schrie sie ihn an: »Sie wissen gar nichts von mir! Sie haben keine Ahnung, wie es in mir aussieht und Sie wissen auch nichts über meine Mutter!« Dann bückte sie sich, schnappte sich die halbvolle Wasserflasche, die neben dem Schrank auf dem Boden stand und hob sie drohend hoch. »Und jetzt raus hier! Sonst schreie ich so laut, dass im Umkreis von 10 Kilometern jeder aus dem Bett fällt!«
Er sah zweifellos überrascht aus. Doch in seinem Gesicht leuchtete auch die helle Freude auf. Es schien ihm zu gefallen, was er sah und offensichtlich amüsierte er sich köstlich über sie, denn sein teuflisches Grinsen
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