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Aina - Herzorgasmus

Aina - Herzorgasmus

Titel: Aina - Herzorgasmus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Nell
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schmale, gerade Nase und… schwarze unergründliche Augen. Und das erste Mal nahm sie auch seinen Duft wahr. Er roch wie die Nacht, die sie so sehr liebte. Frisch und kühl. Wie ein Spaziergang auf einer verregneten Wiese bei Nacht.

14
Eigentum
     
    Seine nackten Füße schmerzten mit jedem Schritt und seine Beine trugen ihn kaum noch. Sie wackelten mehr, als dass sie die Schritte taten, die er ihnen befahl. Oder die sie ihm befahlen. Sie schrien ihn an weiterzugehen, wenn er stolperte und er musste tun, was sie sagten. Er gehörte ihnen. Mit Leib und Seele. Das sagten sie jedenfalls. Sein Herz jedoch sagte etwas Anderes. Es weigerte sich zu gehorchen. Und irgendwann würde es aus Protest stehenbleiben, wenn er nicht vorher einen Weg fand zu fliehen. Jedes Mal, wenn sie ihn holten, versuchte er sich zu befreien. Sich die Ketten vom Hals zu reißen und einfach abzuhauen. Doch er hatte keine Chance gegen sie. Sie waren zu stark. Und sie waren meist zu dritt. Vorsichtshalber. Sie wussten nicht, was mit ihm geschehen würde. Und wann. Deshalb waren sie lieber vorsichtig, wenn sie ihn einmal die Woche zu Sergej brachten. Wenn sie ihn dann durch die Korridore schubsten, suchte er nach Fluchtmöglichkeiten. Nach Wegen. Nach Waffen. Irgendetwas. »Es gibt immer einen Ausweg«, hatte sein Vater immer gesagt. Und diesen Ausweg würde er suchen. So lange, bis sein Herz stehen blieb. Er würde nicht aufgeben. Niemals.
    »Was hat da so lange gedauert?«, fratzte Sergej, als sie mitdem Gefangenen sein Büro betraten.
    »Hat wieder den Hercules gemacht da unten«, sagte einer der drei und trat ihm in den Rücken, woraufhin er direkt vor Sergej auf den Knien landete.
    Sergej schnalzte mit der Zunge. »Ramon«, sagte er mit weinerlicher Stimme und Schmollmund. »Willst du mich immer noch verlassen?« Er streichelte ihm über die Wange, woraufhin Ramon den Kopf wegriss und vor Schmerz zischelte. Die Stacheln an seinem Halsband hatten sich erneut in sein Fleisch gebohrt. Sergej ergriff nun unsanft sein Kinn, hob seinen Kopf an und sah ihm tief und forschend in die Augen. »Immer noch nichts, hm?!«, murmelte er kurz darauf und seufzte missmutig. Dann lehnte er sich zurück und stöhnte.
    »Er hat es wieder ausgekotzt«, sagte einer der Männer hinter ihm. »Wenn er sich nicht bald verwandelt, stirbt er.«
    Ramon biss die Zähne zusammen. Er wollte nicht sterben. Er wollte überleben. Und wenn es nur für die Rache war, die er an ihnen üben wollte. Er würde diesen Planeten nicht verlassen, ehe er ihnen nicht die Ärsche aufgerissen hatte. Das schwor er sich, seit sie ihn in diesen dreckigen Kerker gesperrt hatten und auf seine Verwandlung warteten.
    Sergej lehnte sich jetzt wieder zu ihm vor. »Vielleicht muss ich dir mal zeigen«, sagte er mit einem unheilvollen Singsang in der Stimme, »was du zu tun hast, mein Kleiner.«
    Plötzlich war es so still im Raum, dass man den Schrecken und die Anspannung förmlich spüren konnte.
    »Sergej«, sagte einer der Männer auf einmal in einem warnenden Tonfall, »das ist verboten.«
    Sergej löste seinen selbstgefälligen Blick nicht von Ramon, als er sagte: »Er wird bald einer von uns sein.«
    »Und wenn es nicht funktioniert?«
    »Dann töten wir ihn«, entgegnete Sergej emotionslos. »Ganzeinfach. Niemand wird davon erfahren.«
    Die drei Männer sahen sich ängstlich an. »Er ist in der Stadt!«, sagte einer. »Es ist ein Wunder, dass er davon noch nicht Wind bekommen hat. Wenn du ihm jetzt auch noch Emilia…«
    »Ruhe!«, schnauzte Sergej, stand auf und riss Ramon unsanft hoch. »Ihr vergesst euren Rang!«
    Alle drei verneigten sich sofort und sahen zu, wie Sergej mit Ramon den Raum verließ. Er zog ihn durch die Korridore, stieg mit ihm am Ende des letzten Flures ein paar Stufen hinauf und schloss eine metallene Tür auf. »Ich werde dir etwas zeigen, das nur sehr wenige zu Gesicht bekommen«, flüsterte er Ramon in seinem russischen Dialekt zu und schob ihn in den Raum.
    Ramon stolperte hinein und sah sofort das riesige Bild an der Wand hängen. Es war ein Foto von einer blonden Frau. Eingerahmt in einen kitschigen, goldenen Rahmen. Darunter stand so etwas wie ein Altar mit Blumen.
    »Ist sie nicht wunderschön?«, fragte Sergej und betrat mit gesenktem Haupt ehrfurchtsvoll das Zimmer. Als er neben Ramon stand, verneigte er sich tief und riss Ramon ebenfalls hinunter. »Kaum jemand weiß, wie sie aussieht«, flüsterte er. »Alle Informationen über sie wurden schon lange vernichtet.

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