Aina - Herzorgasmus
Es ist verboten sie anzusehen. Emilia. Seine Geliebte.«
Ramon hob den Kopf und betrachtete sie. Das war also die Geliebte des Leibhaftigen? Sie sah ganz normal aus. Menschlich. Nett. Er vermutete, dass das Foto vor ihrer Verwandlung gemacht worden war.
»Sie ist nun sein«, sprach Sergej weiter. »Sein Eigentum. Das, was du auch sein solltest. Willenlos.« Dabei sah er Ramon vorwurfsvoll an. »Ich werde das aus dir machen, was er aus Emilia gemacht hat. Wir können nur erahnen, was sie jetzt ist. Wie mächtig und wie stark. Doch sie ist ihm auf alle Zeit hörig. Wie ein Hund folgt sie ihm«, erzählte er flüsternd. »Sein ganzeigener Hund.« Er trat jetzt an Ramon heran und sah ihm tief in die Augen. »Du bist ein hübscher Junge«, sagte er mit einem gierigen Funkeln in den Augen. »Schon bald wirst du mein Hund sein. Mein Wachhund. Du wirst alles tun, was ich will und du wirst es gern tun. Du wirst dich nie mehr dagegen wehren können. Mein Blut wird dich zum Gehorsam zwingen.«
Ramon sah ihn hasserfüllt an. Er wünschte, er wüsste, wie er ihn töten konnte. Er würde es tun. Jetzt in diesem Moment. Und er würde ihn leiden lassen. Elendig sollte er um sein untotes Dasein flehen. Doch er war ihm unterlegen. Er hatte nicht den Hauch einer Chance gegen ihn. Einzig mit Worten konnte er ihn wohl verletzen. Seinen Stolz und seine Machtgier. Seinen Wunsch etwas Besonderes unter all den finsteren Kreaturen sein zu wollen. »Du bist nicht Angor!«, schlug er ihm entgegen. Er wusste, wie sehr sie ihren Schöpfer verehrten und dass sein Name niemals ausgesprochen werden durfte. Manche von ihnen taten es trotzdem. Wohl nur, um einmal zu fühlen, wie es war. Sie hatten ihm die Buchstaben ins Ohr geflüstert, hunderte Male, nur um ihm Angst einzujagen und um ihm den Respekt einzuflößen, den sie verspürten. Doch es hatte nicht funktioniert. »Und du bist nicht Rece! Du wirst mich niemals besitzen. Du bist nur ihr kleiner Diener!«
Damit hatte er ihn getroffen. Er sah es in seinem Gesicht, das vor Zorn bebte.
»Du wagst es…«, hauchte er mit zusammengebissenen Zähnen und schlug ihm so fest ins Gesicht, dass er quer durch den Raum flog. Er prallte gegen die Wand und fiel stöhnend zu Boden. Doch Sergej war schnell wieder bei ihm und zerrte ihn zurück zu dem Bild. Dann drückte er ihn auf die Knie, stellte sich hinter ihn und hielt sein Gesicht fest, so dass er Emilia ansah. »Du wirst Respekt vor deinem König zeigen!«, knurrte er. »Und Respekt vor mir!« Dabei hörte Ramon ein reißendes Geräuschund spürte kurz darauf, wie er ihm seine aufgerissene Pulsader gegen den Mund presste. »Trink!«, befahl er. »Trink oder du wirst sterben!«
Ramon versuchte sich zu wehren und den Kopf wegzudrehen, doch er war zu stark. Viel zu stark. Er hatte sein Handgelenk im Mund und das Blut strömte ihm in den Rachen. Sergej hielt ihm die Nase zu, so dass er gezwungen war zu schlucken, wenn er nicht ersticken wollte.
»Du wirst mir gehören! Mir ganz allein!«, schrie er ihn an. »Trink!«
Als er einen gefühlten Liter von seinem Blut geschluckt hatte, bäumte sich sein Körper auf. Sergej ließ endlich von ihm ab und sah zu, wie er zitterte und bebte. Sein Körper schüttelte sich, als würde jeder Muskel darin krampfen. Und währenddessen schnitt sich sein Halsband tief in sein Fleisch. Er schrie auf. Und kurz darauf spie er in hohem Bogen das dunkle Blut wieder aus. Es spritzte gegen die Wände, besudelte das Bild von Emilia und färbte den Teppich dunkelrot. Sein gurgelnder Schrei war ohrenbetäubend. Sergej packte ihn, hielt seinen bebenden Körper fest und griff in sein Halsband. Seine Haut war unversehrt. Ein wenig von seinem Blut war wohl in seinem Körper geblieben. Es heilte ihn. Es war aber offenbar nicht genug, um ihn auch vollständig zu verwandeln.
Plötzlich öffnete sich die Tür und die drei Männer kamen herein. »Alles in Ordnung?«, fragte der eine.
»Besorgt mir eine Ärztin«, sagte Sergej und stand angewidert auf. »Wir werden ihm das Blut intravenös verabreichen. Mal sehen, wie er es dann loswerden will.«
Sie schleiften ihn zurück in seinen Kerker, ketteten ihn an und ließen ihn in der Dunkelheit und Kälte zurück. Doch Ramon hörte noch genau seine Stimme: »Du wirst mir gehören, Ramon. Ich werde dein Schöpfer sein. Schon bald.«
15
Verwirrung
Ihr Kopf fühlte sich an, als würde jemand von innen mit einem Holzhammer dagegen schlagen. Immer wieder. Ihr Bein schmerzte so sehr, dass sie
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