Aina - Herzorgasmus
den Moment, umfasste seine Lippen und seine Zunge so gierig, als hinge ihr Leben davon ab.
Rece vergaß völlig, was er mit dieser Aktion eigentlich bezwecken wollte. Es irritierte ihn, dass sie ihn so bereitwillig gewähren ließ. Sie bemerkte nicht einmal etwas von dem Blut, das er ihr auf diese Weise einflößte, sondern gab sich einer Leidenschaft hin, die ihn vollkommen aus dem Konzept brachte. Er hatte nicht damit gerechnet. Er hatte gedacht, er würde ihre rudernden Arme festhalten und sie dazu zwingen müssen. Aber stattdessen krallte sie sich an seinen Armen fest, als wollte sie verhindern, dass er jemals aufhörte. Was war da zwischen ihnen? Er verstand es nicht. Er hatte sich schon oft Frauen genommen und sie hatten sich ihm auch hingegeben. Doch nur, weil sie keine andere Chance gehabt hatten. Weil er zu mächtig war. Zu stark. Und weil sie ihm durch seine Manipulationen hilflos ausgeliefert waren und alles taten, was er wollte. Wie Marionetten. Warum tat er das nicht mit Aina? Und warum ließ sie einfach freiwillig geschehen, was er tat? Er hatte so etwas noch nie gefühlt. Die Menschen hatten Angst vor ihm. Panische Angst. Und das war auch gut so. Er lebte von ihrer Angst. Aber Aina… fürchtete sich nicht. Und er spürte deutlich, dass sie es selbst nicht verstand.
Sie war nicht in der Lage aufzuhören. Sie wollte mehr. Ihr Körper wollte mehr. Doch als ein stechender Schmerz ihr Bein durchzog, löste sie sich von seinen Lippen und schrie auf. Es knackste. Nicht nur in ihrem Bein, sondern auch in ihrem Brustkorb. Sie bekam vor Schmerzen kaum Luft. Sie spürte, wie sich ihr Schultergelenk von selbst einrenkte und sich ihre Rippen gerade schoben. Der brennende Schmerz an ihrem Kopfverwandelte sich in ein Kitzeln, das Hämmern hörte auf und die Schmerzen ließen nach. In ihr breitete sich plötzlich eine angenehme Wärme aus. Sie durchflutete ihren ganzen Körper. Von ihrem Magen angefangen bis in ihre Fingerspitzen. Sie verdrehte die Augen, so gut fühlte es sich an. Auf einmal waren die Schmerzen verschwunden und sie fühlte sich unendlich wohl. Ihr Blick schien geschärft und ihr Kopf wurde klar. Doch sie fühlte, wie ihr etwas aus dem Mundwinkel bis zu ihrem Ohr lief. Etwas, das Rece aufleckte und von ihren Lippen küsste. Als sie ihn ansah, bemerkte sie etwas Rotes an seiner Zunge. Er hatte ihr Blut gegeben.
»Jetzt übergib dich bitte nicht«, sagte er.
»Nein«, flüsterte sie. Ihr war seltsamerweise überhaupt nicht schlecht. Die Frage, ob er sie nur geküsst hatte, um ihr Blut zu geben, war ihr momentan viel wichtiger.
Er lächelte über ihren Gedanken, verkniff es sich aber sofort wieder, drückte seinen Rücken durch und machte ein finsteres Gesicht. Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte. Vor Kurzem hatte er sie noch beinahe umgebracht und sie aus dem Haus gejagt. Und jetzt rettete er ihr das Leben?
»Frag lieber nicht«, sagte er kühl und stand auf. »Sonst überlege ich es mir noch mal.« Mit diesen Worten schritt er zur Tür. »Bleib liegen. Du wirst noch eine Weile benommen sein.«
Aina sah ihm nach und wollte ihn noch fragen wo er hin ging, doch sie verkniff es sich. Er war der Teufel, verflucht noch mal! Sie müsste froh sein, wenn er weg war, damit sie vor ihm flüchten konnte. Aber stattdessen war sie traurig und sehnte sich bereits nach seiner Rückkehr. Hatte er sie manipuliert? Sie riss die Bettdecke weg und ging schwankend zu dem kleinen Tisch an der Wand, auf dem ihre Handtasche lag. Sie holte schnell ihr Handy heraus und fragte sich kurz, warum er es ihr nicht weggenommen hatte, doch dann wurde sie von der Anzahl ihrerentgangenen Anrufe abgelenkt. 14? Wie lange war sie schon hier? Alle waren von ihrem Vater. Er hatte ihr auch zwei SMS geschickt. Sie öffnete zuerst diejenige mit dem Anhang und betrachtete stirnrunzelnd den Zeitungsartikel. Eine Frau wurde tot aufgefunden. Als sie das Bild sah, stockte ihr Atem. Sie ließ fast das Handy fallen. Es war die Frau, die sie in der Nacht gerettet hatte! Er hatte sie umgebracht! Dieses Scheusal hatte das vollendet, was er in dieser Nacht begonnen hatte. Sie drückte vor Wut so sehr das Handy zusammen, dass es knackste, doch plötzlich hielt sie inne. Wieso schickte ihr Vater ihr diesen Artikel? Er wusste doch gar nicht, was in dieser Nacht… Schnell öffnete sie seine andere SMS und las seine besorgten Worte:
Ich erreiche dich nicht, Aina. Bitte melde dich! Ich muss dringend mit dir über deine Mutter sprechen. Es ist
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