Aina - Herzorgasmus
»verwandelt worden zu sein. Weil ich ihm damit das Leben gerettet habe.«
Aina sah ihn groß an. Er hatte Ramon das Leben gerettet?
»Und er denkt, es wäre für dich eine ebensolche Ehre. Aber ich bringe dich nur zu deiner Mutter.«
Jetzt fiel sie aus allen Wolken und stand auf. Rece stützte sich mit einem Arm an der Wand ab und blickte hinaus. Dabei wirkte er völlig verstört. Als sie näher kam, biss er die Zähne zusammen und atmete vor Wut hastig ein und aus.
»Warum tust du das?«, fragte sie.
Doch er reagierte nicht. Er schien sich dafür zu hassen. Als sie dann die Hand hob, um ihn zu berühren, schlug er sie ihr weg, packte sie und drückte sie knurrend vor Wut gegen die Wand. Seine Hände waren um ihren Hals gelegt und drückten zu. Aina rang nach Luft und versuchte sie zu lösen, doch er war viel zu stark. »Du«, knurrte er.
Aina flehte ihn an sie loszulassen, doch ihre Stimme war nur ein Hauchen.
»Was hast du getan?«, knurrte er weiter. Seine Stimme bebte vor Zorn. »Ich sollte dich vernichten. Dir das Leben aussaugen, bevor du mich vollständig zerstörst.«
»Bitte«, hauchte sie.
»Was hast du getan??«, schrie er wütend.
»Nichts«, flüsterte sie. »Nichts.«
Jetzt kam er ihr so nahe, dass sie seinen Atem auf ihrem Gesicht spürte und flüsterte voller Verzweiflung: »Warum fühle ich dann… Liebe?«
Sie sah ihn erschrocken an, woraufhin er seine Hände lockerte und sie tief Luft holte. Dann entfernte er sich von ihr und hielt sich seine Hände erneut an den Kopf, während er knurrend auf und ab lief.
Was tat er hier? Warum tötete er sie nicht einfach, so wie Angor es wollte, und kehrte zu seinem alten Leben zurück? Verbreitete Hass, Wut und Angst, nahm sich das, was er wollte und nährte sich von den negativen Schwingungen der Welt? So, wie es für das Böse vorgesehen war. Warum konnte er sie nicht vernichten? Was war mit ihr, dass er alles fühlte, was sie fühlte und es sogar an seinem eigenen Körper spürte, wenn er ihr den Hals zudrückte? Er hasste sie dafür. Er hasste sie dafür, dass er sie liebte! Dass er alles tun wollte, um sie zu beschützen und sie lachen zu sehen. Doch er verursachte immer nur das Gegenteil.Und dafür hasste er sich.
»Ich…«
Ihre Stimme zitterte vor Aufregung und vor Angst, doch sie versuchte trotzdem weiter zu sprechen, auch wenn man sie kaum hören konnte. Rece drehte sich zu ihr um und sah sie mit einer Mischung aus Hass und Neugier an.
»Ich… fühle… auch… so.«
Jetzt blieb er wie erstarrt stehen und blickte sie perplex an. Was sagte sie da? Sie fühlte was? Liebe? Sie sah ihn innig an und verstand es selbst nicht. Vielleicht hasste sie sich auch dafür, so wie er sich für seine Gefühle hasste. Er konnte es nicht richtig deuten. Sie war verwirrt. Sie fühlte sich zu ihm hingezogen, als sei er ein unwiderstehlicher Magnet, dem sie sich nicht entziehen konnte. Er war ihr seltsam vertraut. Wie jemand, den sie schon viele Zeitepochen zuvor geliebt hatte. Und diesen Gefühlen in ihr war es völlig egal, was er war. Sie hätte sich dafür am liebsten geohrfeigt, aber sie konnte es nicht ändern. Sie liebte ihn. Seit dem Moment, als er in dieser Nacht in ihrem Wohnzimmer gestanden hatte wie ein Geist. Sie hatte noch nicht einmal sein Gesicht gesehen, da war es schon geschehen.
Er kam auf sie zu und zog verwirrt die dunklen Augenbrauen zusammen. »Das ist völlig verrückt«, sagte er.
Aina nickte. »Ja«, seufzte sie, »das kenne ich schon von mir.«
Jetzt musste er tatsächlich lachen. Über ihre Worte, über ihr verwirrtes Gesicht und über diese völlig verrückte Situation. Er war ebenso verrückt wie sie, die alle Vorstellungen von Vernunft über Bord warf, um dem Teufel nah sein zu können. Und er widersetzte sich seinem Bruder, um eine Menschenfrau zu beschützen. Das war gewissermaßen sein Todesurteil. Angor würde ihn vernichten, sobald er ihn zwischen die Finger bekam. Und das würde sehr bald sein. Er würde sich ihm stellen und den Tod über sich ergehen lassen müssen. Und vielleicht hatte eres auch verdient. Er handelte gegen seine Natur. Es entsprach nicht seinem Wesen zu beschützen oder zu lieben. Das waren Gefühle, zu denen er nicht in der Lage war. Umso mehr verwirrte es ihn, dass er sie fühlen konnte und ihretwegen bald den Tod fand. Doch bevor das geschah, musste er sie in Sicherheit bringen. Sie und ihre Mutter, Emilia. Die Frau, die sein Ende schon vor langer Zeit eingeläutet hatte, als sie in ihm etwas
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