Aina - Herzorgasmus
und unentdeckt bleiben. Und er hätte sich nicht dagegen wehren können.
Doch so verfügte er über eine freie Entscheidungsmacht, wie er Walter beschützte. Und dass er ihm diese Freiheit geschenkthatte, festigte ein ganz anderes Band zwischen ihm und Rece. Ein Band, das niemals getrennt werden konnte. Er würde ihm bis in die Hölle folgen. Und er schwor sich in diesem Moment jeden Auftrag seines Schöpfers nicht nur so auszuführen, dass es ihn vollständig zufriedenstellte, sondern jeden, der darin involviert war. Denn das konnte er nur, weil er frei entscheiden konnte. Er dachte an Aina. Er wusste, dass Rece einen besonderen Gefallen an ihr gefunden hatte und sie vor Leid und Schmerz beschützen wollte. Und genau das wollte Ramon auch tun. Er wusste, dass sie sich Sorgen um ihren Vater machte und dass es ihr nicht gefallen hätte, wenn er litt. Es hätte ihr weh getan. Und das war weder in Reces Sinn noch in Ramons.
Als Walter öffnete und Ramon seine verweinten Augen sah, spürte er noch eine viel wildere Entschlossenheit als zuvor. Doch bevor er dazu kam auch nur ein Wort zu sagen, spürte er die Gegenwart eines Vampirs. Er stürzte sofort ins Haus und lief durch das Wohnzimmer. In diesem Moment öffnete sich die Terrassentür und ein Mann mit tief schwarzen Augen kam herein. Er sah ebenso wild entschlossen aus, wie Ramon, doch er hatte keine Chance. Das ahnte er in dem Moment, in dem er erkannte, was Ramon war, auch selbst. Dennoch betrat er selbstsicher den Raum.
»Wo ist sie?«, fragte er und fletschte die Zähne, über deren Anblick Walter und Alva fürchterlich erschraken.
»Dort, wo du sie nicht finden kannst«, entgegnete Ramon und trat wütend auf ihn zu.
»Wie kannst du es wagen«, knurrte er, »dich Angor zu widersetzen?«
Ramon lachte und spürte gleichzeitig, wie ihm vor Wut ebenfalls die Eckzähne hervortraten. »Ich bin weder ihm noch Rece zu irgendetwas verpflichtet.«
Der Vampir riss seine schwarzen Augen auf und sah ihnungläubig an. »Was«, raunte er, »bist du, wenn du nicht sein Eigentum bist?«
Ramon spannte jeden Muskel in seinem Körper an und spürte die bebende Kraft, die ihm von Rece verliehen worden war. Er ließ sich das Wort, das er jetzt sprach, so sehr auf der Zunge zergehen, dass es schmeckte wie süßes Blut. In seiner Stimme hallte der Genuss wider, den er dabei empfand. »Frei«, sagte er, holte aus und schlug mit seiner Hand durch die Luft, als wolle er mit seinen Fingern den Raum zerfetzen. In diesem Moment riss der Hals des Vampirs auf wie dünnes Papier und ließ sein Blut durch den Raum spritzen. Er fiel sofort zu Boden und war tot.
Alva schrie wie am Spieß, doch Ramon drehte sich völlig gelassen zu den Beiden um, sah Walter an und sagte: »Deine Tochter ist in Sicherheit. Und ihr seid es ebenfalls.«
27
Liebe
Reces private Gemächer waren, im Gegensatz zum Rest dieses Palastes, eher schlicht gehalten. Es gab nicht so viel Gold und Silber und manche Böden waren einfach nur aus nacktem Felsstein, mit dicken Teppichen belegt, anstatt aus Marmor. Aina betrat den Wohnraum und beobachtete, wie Rece mit nur einer Handbewegung das Feuer im Kamin entzünden ließ. Dann lehnte er sich gegen einen Tisch, ließ seine Hände in die Hosentaschen sinken und sah Aina an.
Diese lehnte sich gegen die Couch und erwiderte seinen Blick fragend. »Und jetzt?«
»Jetzt warten wir.«
»Worauf?«
Rece senkte den Blick und schnaubte. »Darauf, dass es deine Mutter schafft, sich von Angor zu lösen.«
Aina stutzte. »Ist das möglich?«
Er zuckte mit den Schultern. »Ich habe ihr eine Nachricht zukommen lassen. Sie weiß, dass du hier bist. Wenn das keine Motivation ist, was dann?!«
Sie sah ihn groß an und konnte nicht wirklich daran glauben, dass er der Teufel sein sollte oder irgendein dunkles Wesen, dasaus Hass und Wut besteht. »Du willst sie retten«, schloss sie aus seinen Worten.
Doch er reagierte nicht. Er sah sie nur stumm an.
»Du hast dich geirrt«, sagte sie dann.
Er hob die Augenbrauen. »Tatsächlich?«
Aina nickte vorsichtig. »Du bestehst nicht nur aus einem Pol.«
Er kniff nachdenklich und auch etwas wütend die Augen ein wenig zusammen. Sie konnte sehen, dass er sich gegen ihre Aussage wehrte, sie aber nicht mehr abstreiten konnte.
Sie traute sich jedoch nicht weiterzusprechen, also beließ sie es dabei. Sie sahen sich nur an. Sehr lange. Man konnte die Kämpfe, die sie mit sich selbst austrugen fast hören. Der Krieg, der in ihnen stattfand,
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