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Airborn 01 - Wolkenpanther

Airborn 01 - Wolkenpanther

Titel: Airborn 01 - Wolkenpanther Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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langer Rock, in dem sich die Beine verhedderten. Auch die Farben verschmolzen perfekt mit der Umgebung. Sie war gar nicht dumm, meine Kate.
    »Geht es Ihnen gut da oben, Miss de Vries?«, fragte Bruce.
    »Ich sitze überaus bequem. Die Aussicht ist wunderbar. Sie sollten hochkommen und es sich anschauen.«
    »Eigentlich hatten wir gehofft, Sie würden runterkommen und mit uns zum Schiff zurückkehren«, erklärte ich.
    »Vermutlich braucht sie Hilfe beim Abstieg«, sagte Bruce und machte Anstalten, den Baum hinaufzuklettern.
    »Bestimmt nicht«, sagte ich. Ich wollte auf keinen Fall, dass Bruce ihr half.
    »Ich klettere trotzdem zu ihr hoch«, sagte er.
    »Und was ist mit deiner Höhenangst?«, fragte ich so laut, dass auch Kate es hören konnte.
    »Diesen Baum werde ich ja wohl noch schaffen«, murmelte er.
    Ich kletterte ihm hinterher. Der Baum ließ sich leicht erklimmen, da die Äste genau den richtigen Abstand voneinander hatten. Rasch überholte ich Bruce, um Kate zuerst zu erreichen. Sie kauerte weit oben im Wipfel. Als wir näher kamen, klappte sie ihr Notizbuch zu und warf mir einen vernichtenden Blick zu, als wolle sie sagen: Wie schlau von dir, noch jemanden mitzubringen – was hast du dir dabei nur gedacht?
    »Hallo, Miss de Vries«, sagte Bruce.
    »Wie schön, Sie wiederzusehen, Mr Lunardi«, sagte Kate, ganz die perfekte Gastgeberin.
    »Der Kapitän hat uns losgeschickt, um Sie zurückzuholen«, erklärte ich. Bruce und ich standen auf einem Ast unter ihr, sodass unsere Köpfe ungefähr auf gleicher Höhe waren. Eines musste man ihr lassen: Sie hatte sich wirklich einen ausgezeichneten Aussichtspunkt ausgesucht. Hier oben in der Baumspitze waren die Äste dünner und weniger dicht. Weil dies auch für die umliegenden Bäume galt, bot sich ein weiter Ausblick über den Wald um uns herum.
    »Haben Sie schon etwas Interessantes entdeckt?«, fragte Bruce.
    »Jede Menge«, entgegnete sie. »Alle möglichen Vogelarten. Die Aussicht ist wirklich ganz wunderbar.«
    »Das sehe ich«, sagte Bruce.
    »Wir sollten uns an den Abstieg machen«, sagte ich. »Mr Lunardi wird sonst so weit oben noch schwindelig.«
    »Mir geht's gut, danke«, sagte er.
    Hier oben im Baum strahlte Kate über das ganze Gesicht. Sie war eine echte kleine Schauspielerin. Nie hätte man geahnt, dass sie sich Sorgen um unser Geheimnis machte oder darüber, dass jemand anderes sich in ihre wissenschaftliche Entdeckung einmischen könnte.
    »Tolle Leistung, den Weg hierher zu finden«, sagte ich. »Mein Kompass hat Ihnen dabei bestimmt geholfen.«
    »Er war mir wirklich überaus hilfreich. Eigentlich hatte ich ja schon längst vor, ihn zurückzugeben.«
    »Natürlich.«
    »Aber schließlich war ich hinter Schloss und Riegel, wie Sie ja wissen.«
    »Höchst bedauerlich. Aber wir sollten nun wirklich zurück zum Schiff.«
    »Ich bin noch nicht ganz fertig hier, vielen Dank«, erwiderte sie.
    Allmählich verlor ich die Geduld. »Sie haben einen ziemlichen Aufruhr auf dem Schiff verursacht«, sagte ich scharf.
    »Das kann ich gar nicht verstehen«, murmelte sie und spähte durch ihr Fernglas.
    »Sie haben Miss Simpkins betäubt«, rief ich.
    »Betäubt! Also ehrlich! Das ist nun doch ein wenig übertrieben! Ich habe ihr nur eine Dosis von ihrem eigenen Schlafmittel verabreicht. Vier Tropfen in ihr Wasserglas vor dem Zubettgehen. Vielleicht waren es auch acht – ich kann mich nicht mehr genau erinnern. Auf keinen Fall mehr als acht. Außerdem hatte ich keine andere Wahl! Sie wollten mir ja nicht helfen, Mr Cruse. Wie hätte ich mich denn sonst aus der Suite befreien sollen? Marjorie hielt die Schlüssel so fest umklammert wie eine Tote. Ich wusste, dass ich sie ihr nur wegnehmen konnte, wenn sie tief und fest schlief.«
    »Sie ist furchtbar aufgebracht. Und auch der Kapitän ist alles andere als erfreut.«
    »Ich wurde gefangen gehalten! Das ist bestimmt ungesetzlich – aber Ihnen schien mein Wohlergehen ja herzlich gleichgültig zu sein.«
    Ich verdrehte die Augen. »Sie kommen jetzt auf der Stelle mit uns zurück.«
    »Und wie gefällt Ihnen die Insel, Mr Lunardi?«, fragte sie und wandte sich lächelnd an Bruce. »Ist es nicht paradiesisch hier?«
    »Es ist wirklich wunderschön«, erwiderte er.
    Sein zufriedenes Lächeln gefiel mir ganz und gar nicht. Natürlich sah Kate wunderschön aus. In ihren smaragdgrünen Pluderhosen und der rotbraunen Bluse ähnelte sie einem exotischen Paradiesvogel. Aber ich begriff nicht, warum Bruce ausgerechnet

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