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Airborn 01 - Wolkenpanther

Airborn 01 - Wolkenpanther

Titel: Airborn 01 - Wolkenpanther Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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gar nicht bis hierher geschafft hatte. Möglicherweise hatte sie sich verlaufen und irrte nun durch den Wald. Doch irgendwie bezweifelte ich das. Schließlich hatten wir es mit einer jungen Dame zu tun, die ihre Anstandsdame betäubt und meinen Kompass gestohlen hatte. Vielleicht hatte sie sich schon gestern auf dem Rückweg die ganze Zeit über den Weg gemerkt, weil sie insgeheim schon darauf spekuliert hatte, alleine zurückzukehren. Ich konnte nur hoffen, dass es so war, denn wenn sie sich verirrt hatte, würden wir sie vielleicht niemals finden. Mein Blick suchte den Abhang rechts und links von uns nach einer geeigneten Stelle für den Abstieg ab.
    »Was meinst du?«, fragte ich Bruce.
    »Hier entlang«, erwiderte er.
    Es gab keinen Grund, ihm zu widersprechen, und so marschierten wir in nordwestlicher Richtung an der Abbruchkante entlang.
    »Möchtest du was trinken?«, fragte er und bot mir seine Feldflasche an, die über seiner Schulter hing. Er hatte sie am Bach beim Skelett-Baum aufgefüllt.
    »Danke. Du bist ja gut ausgerüstet«, sagte ich.
    »Ich weiß«, lachte er. »Meine Mutter hat mir auch den Kompass geschenkt, ehe wir ausgelaufen sind. Sieht eher so aus, als wollte ich Amazonien erforschen als auf einem Luxusschiff fliegen. Albern, nicht wahr?«
    »Trotzdem nützlich«, sagte ich und war dankbar für das kühle Wasser.
    »Sieh dir das an«, rief Bruce. Vor uns klaffte ein frischer Schnitt in der Rinde eines Baumes. »Sie hat ihren Weg markiert.«
    »Wie gut für sie«, sagte ich.
    Kurze Zeit später stießen wir auf eine weitere Markierung. Sie kennzeichnete einen Pfad, der den Abhang hinunterführte. Es war kein richtiger Weg, nur eine Art Furche, die sich in einer verrückten Zickzacklinie in das Tal wand.
    »Hier ist sie runter«, stellte Bruce mit einer gewissen Bewunderung fest.
    Der Abstieg war ziemlich anstrengend, obwohl wir im Gegensatz zu Kate nicht einmal eine Kameraausrüstung zu tragen hatten. An einer Stelle weit oben hielt ich kurz an und prägte mir noch einmal das Tal genau ein, denn wenn wir erst einmal zwischen den Bäumen waren, konnten wir uns leicht verlaufen. Ich erspähte den Punkt, auf den wir zusteuerten, und richtete meinen inneren Kompass danach aus. Bruce war ebenfalls so umsichtig, noch einmal die Richtung zu bestimmen. Wir sprachen nicht viel, sondern konzentrierten uns auf den Weg. Der erste Teil des Abstiegs war am mühsamsten, danach wurde es einfacher, weil wir uns an zahlreichen Ästen und Ranken neben dem Pfad festhalten konnten. Der Aufstieg nachher würde weitaus anstrengender werden.
    Unten machten wir Halt, wischten uns den Schweiß von der Stirn und nahmen einen Schluck aus Bruce' Flasche. Dabei entdeckten wir eine weitere von Kates Markierungen, die uns die richtige Richtung wies.
    »Vielleicht sollten wir nach ihr rufen?«, überlegte Bruce laut.
    »Gute Idee.«
    »Miss de Vries!«, rief er.
    Ich stimmte in seine Rufe mit ein. Ausnahmsweise war ich froh, Bruce bei mir zu haben. Es wäre mir seltsam vorgekommen, Kates Namen ganz allein in die Wildnis hinauszubrüllen. Es gab kein Echo, unsere Rufe wurden einfach von den Bäumen und der heißen, schweren Luft verschluckt. Ich war überrascht, dass Kate tatsächlich den Mut gehabt hatte, alleine so weit zu gehen. Der Steilhang hinter mir war längst hinter dichtem Laub verschwunden. Überall um uns herum wucherten Bäume, Schlingpflanzen und Blumen. Von unseren Stimmen aufgeschreckt, sausten Vögel mit grellbuntem Gefieder durchs Laub. Mittlerweile stand die Sonne hoch am Himmel und die Luft war zum Schneiden dick.
    »Miss de Vries!«, brüllte ich.
    »Hier!«, flötete eine freundliche Stimme.
    Bruce und ich schauten uns um und suchten dann die Bäume über uns ab.
    »Hier oben!«, rief Kate.
    Wir gingen zu einem riesigen Baum mit ausladenden Ästen, die mit haarigem Moos bewachsen waren. Unten am Stamm ruhte eine mir wohl bekannte Reisetasche mit rosafarbenem Blumenmuster. Es stank. Ich spähte in das üppige Laub hinauf. Ganz oben im Wipfel hockte Kate, lehnte sich an den Stamm und ließ die Beine baumeln. Um ihren Hals hingen ein Fernglas und eine Kompaktkamera, in der Hand hielt sie ihr No tizbuch. Hätte sie nicht mit den Beinen gebaumelt und gewunken, wäre es nahezu unmöglich gewesen, sie zu entdecken. Sie trug ein Paar exotischer smaragdgrüner Pluderhosen, deren Hosenaufschläge mit Pailletten verziert waren, und eine rotbraune Tunika. Diese Kleidung war wie geschaffen zum Bäumeklettern, kein

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