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Airborn 01 - Wolkenpanther

Airborn 01 - Wolkenpanther

Titel: Airborn 01 - Wolkenpanther Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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Passagiere erwartet hatten, Teller und Besteck über den Tisch rutschen zu sehen, so hatten sie sich getäuscht. Die Aurora segelte ruhig und ohne zu schlingern dahin, wie immer, wenn Kapitän Walken am Steuer stand.
    Man hätte einen Füllfederhalter mit der Spitze auf den Tisch stellen können und er hätte während des gesamten Essens nicht gewackelt.
    »Die futtern wie verhungernde Affen«, murmelte Baz und huschte, eine Unmenge Schüsseln balancierend, an mir vorbei.
    »Haben die denn immer noch nicht genug?«, beschwerte er sich, als wir uns kurz darauf wieder begegneten.
    »Hüte dich vor ihren Gabeln«, warnte er mich, während wir vor dem Speiseaufzug eine Pirouette umeinander drehten. »Bin eben fast aufgespießt worden. Gleich werden sie sich noch über das Porzellan hermachen.«
    »Und über uns, wenn wir nicht schnell genug sind«, fügte ich hinzu. Baz lachte und hüstelte sofort, um es zu verbergen.
    Ich war guter Laune. Jenseits der Fenster waren noch die Türme von Löwentorstadt zu sehen. Die Morgensonne kroch über ihre Spitzen und ließ die goldenen Mähnen der Löwen leuchten. In einer Stunde würden wir das offene Meer erreichen, doch mein Herz schlug bereits voller Vorfreude auf den Augenblick, wenn ich den endlosen Horizont sah und sich die ganze Welt vor mir ausbreitete und mich das Gefühl erfüllte, alles sei möglich.
    »Seht euch das an!«, rief einer der Passagiere und zeigte zum Fenster.
    Ich warf einen Blick hinüber. Ein Ornithopter flog steuerbord an uns vorbei. Seine schnell schlagenden Flügel waren nur verschwommen zu erkennen, während er sich scharf in die Kurve legte und den Bug des Schiffs kreuzte. Empört über dieses dreiste Manöver schüttelte ich den Kopf. Was bezweckte der Pilot nur damit, indem er so vor uns herumsauste? Ornithopter waren unansehnliche Apparate mit wild flatternden gefiederten Flügeln, und wir Luftschiffmänner neigten dazu, sie wie sämtliche Schwerer-als-Luft-Flugapparate als närrisches Zeug abzutun. Wegen ihrer mickrigen Gestalt und dem lauten Surren ihrer Motoren nannten wir sie auch Moskitos.
    Der Ornithopter schwirrte wieder an uns vorbei. Diesmal sah ich zwei Passagiere mit Schutzbrillen und Ledermützen hinter dem Piloten sitzen. Erneut kreuzten sie direkt vor dem Bug unseren Weg.
    »Was haben die denn vor?«, flüsterte ich Baz zu, als er mit einem Stapel schmutziger Teller an mir vorbei in die Küche ging.
    »Vielleicht wollen sie ein Foto von uns machen.«
    Manchmal heuerten Fotografen einen Ornithopter an, wenn sie Fotos von Start oder Landung der großen Luxusluftschiffe machen wollten. Aber soweit ich gesehen hatte, hielt keiner der beiden Passagiere eine Kamera in der Hand.
    Ich wollte herausfinden, was dort vor sich ging. Da sich das Frühstück allmählich dem Ende zuneigte, hielt ich es für einen günstigen Zeitpunkt, Kaffee und Zimtwecken zur Brücke zu bringen.
    »Springst du für mich ein?«, fragte ich Baz. »Ich will herausfinden, was da los ist.«
    Er nickte, ebenso neugierig wie ich. Baz war daran gewöhnt, dass ich in die Führergondel verschwand, selbst wenn ich dienstfrei hatte. Für mich gab es nichts Spannenderes, als die Offiziere beim Fliegen des Schiffs zu beobachten. Man konnte so vieles dabei lernen. Ich schlenderte zum Unterdeck, ging in die Bäckerei und belud ein Tablett. Dann eilte ich die Treppe hinunter zum Kielsteg und marschierte zügig in Richtung Bug. Dort befand sich eine viereckige Luke im Boden, von der aus eine Leiter hinunter auf die Kommandobrücke führte. Obwohl ich mich nur mit einer Hand an den Sprossen festhalten konnte, verschüttete ich keinen einzigen Tropfen Kaffee.
    Die Leiter führte in den Funkraum am hinteren Ende der Führergondel. Seine Wände waren mit allen möglichen Gerätschaften bestückt: Sender, Empfänger, leuchtende Messgeräte und Ziffernblätter. Ich stellte eine dampfende Tasse Kaffee neben den Funkoffizier Luc Bayard, der seinen Hörer ans Ohr presste und mit missmutigem Gesicht eine Nachricht auf seinen Block kritzelte.
    »Bitte etwas deutlicher, Nimbus 638. Sie möchten Erlaubnis zur Landung?«
    Möglichst langsam legte ich ein Mandelcroissant neben seine Tasse. Bayard schaute kurz zu mir auf, schüttelte den Kopf und verdrehte die Augen.
    »Zu welchem Zweck, Nimbus 638 ?« Er kritzelte etwas auf seinen Block, doch ehe ich die Worte lesen konnte, erhob er sich und sagte: »Bleiben Sie in der Leitung, Nimbus 638.« Dann zog er sich den Kopfhörer vom

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