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Airborn 01 - Wolkenpanther

Airborn 01 - Wolkenpanther

Titel: Airborn 01 - Wolkenpanther Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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und lösten die Ankerleinen. Wir mussten uns beeilen. Wenn die Aurora nur noch mit wenigen Seilen befestigt war, würde schon ein Windhauch genügen, um sie sachte schwanken zu lassen. Wenn die Piraten dem auf den Grund gingen, würden sie die abgeworfenen Leinen entdecken und wissen, dass blinde Passagiere an Bord waren.
    Durch die Wände zu den Passagierunterkünften drang heiseres Gelächter.
    »Sie haben getrunken«, flüsterte Kate.
    »Und hoffentlich auch gegessen.«
    »Sie wirken aber immer noch schrecklich munter«, sagte Kate, als noch mehr Gelächter und Gejohle durch die Wände drang.
    Ich konnte nur hoffen, dass die Piraten in diesem Moment alle gemeinsam im großen Saal auf dem Oberdeck ihre Suppe aßen und nicht plündernd durch das Schiff zogen. Und ich hoffte, dass Bruce gut vorankam. Kate und ich arbeiteten schweigend und konzentriert an beiden Seiten der Aurora, bis wir sämtliche Ankerleinen gekappt und nach unten auf den Sand hatten fallen lassen.
    »Jetzt fehlt nur noch der Bug«, flüsterte ich.
    Wir eilten zurück zum Kielsteg und stiegen eine Schiffsleiter zum Axialsteg hinauf. Vorsichtig schob ich meinen Kopf über die letzte Sprosse der Leiter und schaute mich um. Die Luft war rein. Ich lief weiter.
    Direkt in der Nase des Schiffs führten zwei Luken nach draußen. Ich öffnete eine und Licht drang herein. Ermutigt stellte ich fest, dass sich immer noch kein Lüftchen regte. Wenn wir die Bugleinen abgeworfen hatten, würde die Aurora nur noch von einer Trosse am Heck gehalten werden, vorausgesetzt, Bruce hatte seine Aufgabe ebenfalls erledigt. Dann würde schon ein leichter Windhauch ausreichen, um sie schaukeln zu lassen.
    Draußen am Bug waren zwei dicke Taue festgezurrt, die an den Palmen jenseits des Strands befestigt waren. Ich zog sie von den Klampen und ließ sie fallen. Das war einfacher und schneller, als die Leinen unten am Strand zu lösen. Und so würden wenigstens beim Start keine Seile am Schiff hängen, die sich irgendwo verheddern konnten.
    »Los geht's«, sagte ich zu Kate.
    Ich beschloss, über den Axialsteg zum Achterschiff zurückzugehen. Dort dürfte uns keine Gefahr drohen, weil es oben im Schiff eigentlich nichts gab, was die Piraten interessieren könnte. Wir hatten ungefähr die Hälfte des Wegs zurückgelegt, als ich am anderen Ende des Steg etwas sah.
    »Was ist das?«, fragte ich Kate.
    Zuerst dachte ich, es würde sich um eine Plane handeln oder eine Rolle Goldschlägerhaut, aber dann bewegte es sich und blitzte inzwischen wieder weiß auf. Die Haare an meinen Armen sträubten sich.
    »Er ist es«, sagte Kate.
    Sie hatte Recht. Der Wolkenpanther war an Bord der Aurora. Zwischen dem ganzen Metall, den Kabeln und Drähten wirkte er völlig fehl am Platz, wie ein eingesperrtes Zootier – nur, dass er nicht eingesperrt war, sondern sich frei auf dem Schiff bewegen konnte. Wie um alles in der Welt war er nur an Bord gekommen?
    »Er ist mir vorhin schon mal aufgefallen«, flüsterte ich, weil mir auf einmal klar wurde, was ich geisterhaft flimmernd auf dem Kielsteg gesehen hatte.
    »Neugierig wie eine Katze«, hatte Crumlin gesagt und Kates Großvater hatte etwas Ähnliches in seinem Tagebuch notiert. Sie waren intelligente, neugierige Tiere. Vielleicht war er uns über die Insel gefolgt, unsichtbar im Blattwerk verborgen. Vielleicht hatte er die Aurora eine Zeit lang von den Bäumen aus beobachtet, bis der Geruch der Fischsuppe ihn auf den Rücken des Schiffs und durch die offene Luke eines der Krähennester gelockt hatte.
    Obwohl der Wolkenpanther Kate und mich mittlerweile bestimmt bemerkt hatte, rührte er sich nicht. Direkt vor uns war die Leiter, die mittschiffs hinunter zum Kielsteg führte. Ich berührte Kates Arm und deutete mit dem Kopf darauf. Rasch kletterten wir die Sprossen hinunter. Der Panther regte immer noch keinen Muskel. Vielleicht war er zu verdutzt und verängstigt durch die fremde Umgebung.
    »Das gefällt mir ganz und gar nicht«, murmelte ich, als ich mich Hand um Hand die Leiter hinabließ. Nun mussten wir uns obendrein noch um ein ausgehungertes Raubtier Sorgen machen.
    »Die Piraten werden ihn erschießen, wenn sie ihn sehen«, sagte Kate.
    Ich sorgte mich mehr darum, dass der Panther die Gaszellen aufschlitzen könnte – oder uns. Aber vielleicht würde er mit etwas Glück das Schiff auf dem Weg wieder verlassen, über den er hereingekommen war, und zwar möglichst bald.
    Ob Vlad den Piraten wohl schon seine Fischsuppe serviert hatte? Wie

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