Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Airborn 01 - Wolkenpanther

Airborn 01 - Wolkenpanther

Titel: Airborn 01 - Wolkenpanther Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
Vom Netzwerk:
jäh nach unten. Die Leinen lösten sich von unserem Rücken und die Männer baumelten auf einmal mitten in der Luft.
    »Ha! Ihr werdet uns nicht kriegen!«, rief ich und schüttelte meine Faust.
    Doch das Piratenluftschiff änderte bereits den Kurs, ohne seine Geschwindigkeit zu drosseln. Je weiter sie uns zum Wasser hinuntertrieben, desto weniger Raum blieb uns zum Manövrieren. An der Unterseite des Piratenschiffs blitzte etwas auf und eine Kanonensalve donnerte vor unserem Bug durch den Nachthimmel.
    Eine Stimme, durch ein Megaphon verstärkt, dröhnte durch die Nacht.
    »Halten Sie Ihren Bug im Wind und drosseln Sie die Geschwindigkeit.«
    Ich brauchte diese Worte nicht durch das Sprachrohr zu wiederholen; ich wusste, dass man sie auf der Kommandobrücke gehört hatte. Einen Moment lang herrschte Schweigen, und ich konnte vor mir sehen, wie die Höhensteuerer und Steuermänner dort unten standen, aufrecht und schweigend, während sie den Kapitän anschauten und auf seinen Befehl warteten. Er hatte keine Wahl. Diese Kanone könnte unser Schiff in Sekundenschnelle versenken.
    »Bringen Sie uns wieder in die Horizontale und lenken Sie sie in den Wind«, sagte Kapitän Walken. »Drosseln Sie die Motoren auf halbe Leistung. Vielen Dank.«
    Das Piratenschiff glitt über uns. Wieder trafen die Enterseile den Rücken der Aurora und sechs Männer ließen sich an ihnen herab, ganz in Schwarz gekleidet. Weitere folgten. Die ersten landeten und befestigten die Trossen an den Haken. Scheinwerfer strichen über das Schiff hinweg und gaben den Piraten Licht. Nun waren wir aneinander gefesselt, die Aurora und dieses teuflische, kleine Schiff. Die Piraten hatte uns an der Leine wie einen harpunierten Wal, und wir konnten nichts tun, um sie abzuschütteln. Hundertfünfzig Meter über den Wellen flogen wir dicht übereinander dahin.
    »Sie sind jetzt gelandet, Sir«, sagte ich in das Sprachrohr. »Es sind sechs. Sechs weitere sind bereits unterwegs, vielleicht sogar noch mehr; ich kann es nicht genau sehen.«
    Die Hälfte der Piraten näherte sich der Achterluke, die andere Hälfte ging auf meine Luke zu, in einer Reihe, gebückt, die Hände nur locker am Halteseil. Der Anführer bot im grellen Licht des Scheinwerfers einen fürchterlichen Anblick. Seine Haare waren zurückgebunden, sein Gesicht von Schatten ausgehöhlt, die Augen wegen des Windes zusammengekniffen. Offenbar hatte er mich gesehen, denn ein höchst unerfreuliches Lächeln, das mir den Magen umdrehte, legte sich auf sein Gesicht. Ein Stemmeisen und eine Pistole schimmerten matt an seinem Gürtel.
    »Mr Cruse«, ertönte die Stimme des Kapitäns, »hören Sie mich? Verriegeln Sie die Luke und verlassen Sie bitte Ihren Posten. Versammeln Sie sich mit den anderen auf dem Kielsteg vor den Passagierunterkünften.«
    »Jawohl, Sir.«
    Mir kam es etwas feige vor, meinen Posten zu verlassen, aber mein Herz pochte hart, und durch jeden Muskel meines Körpers pulsierte der Drang zu fliehen. Jeden Moment würden die Piraten bei mir sein. Ich verriegelte die Luke, obwohl ich wusste, dass sie das nur kurz aufhalten würde. Als ich mich ein letztes Mal umdrehte, sah ich, wie noch mehr Männer die Spinnenseile hinabglitten und auf dem Rücken der Aurora landeten. Hastig kletterte ich die Leiter hinunter.
    Von unten drang das lang gezogene Heulen der Alarmsirene zu mir empor. Über mir wurde die Luke aufgestemmt, dann ertönte ein lautes Krachen. Schwere Tritte ließen die Leiter erzittern. Ich nahm die Füße von den Sprossen und rutschte den Rest einfach hinunter. Sobald ich den Axialsteg erreicht hatte, rannte ich los.
    »Piraten!«, japste ich zwei Segelmachern zu. »Sie kommen durch die Luken am Bug und achtern.«
    »Wie viele?«
    »Zu viele. Sie haben Gewehre.«
    Die Alarmglocke des Schiffs dröhnte in meinem Kopf. Der eine Segelmacher blickte auf den großen Schraubenschlüssel in seiner Faust und verzog das Gesicht. Damit würden wir es niemals mit bewaffneten Männern aufnehmen können.
    Dann waren wir auf einmal von Piraten umzingelt.
    »Du! Ihr anderen auch! Keine Bewegung. Lass den Schraubenschlüssel fallen. Hände hoch, damit ich sie sehen kann. Brav, gut so.«
    Immer mehr Piraten sprangen auf den Laufgang herab, die Pistolen im Anschlag. Sie trugen schwarze Hosen und Hemden und führten eine übel riechende Brise aus Schießpulver, Öl und Schweiß mit sich, als wären sie soeben aus den Toren der Unterwelt hervorgestürmt. An ihren Gürteln baumelten Werkzeuge,

Weitere Kostenlose Bücher