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Airborn 01 - Wolkenpanther

Airborn 01 - Wolkenpanther

Titel: Airborn 01 - Wolkenpanther Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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Messer und Jutesäcke. Sie trieben sämtliche Mannschaftsmitglieder zusammen, die das Pech hatten, sich dort oben aufzuhalten, und zwangen uns, zwischen ihnen eingeklemmt die Steiggänge hinabzuklettern, sodass es keine Hoffnung auf Entkommen gab. Aber wohin hätten wir auch fliehen sollen?
    Überall auf dem Steg waren Piraten. Sie trieben weitere Besatzungsmitglieder zusammen und zwangen uns mit vorgehaltenen Pistolen mit erhobenen Händen vor ihnen her zu marschieren. Am Ende des Stegs stand Kapitän Walken mit seinen Offizieren vor der verschlossenen Tür zu den Passagierunterkünften. Er hielt das Schiffsgewehr im Anschlag. Als ich es zuletzt gesehen hatte, hatte es noch in seinem Glaskasten in der Kapitänskabine gelegen. Es war die einzige Waffe an Bord.
    Die Piraten blieben jäh stehen, und einen hoffnungsvollen Augenblick lang fragte ich mich, ob der Anblick des Kapitäns und seiner Offiziere Mr Torbay, Mr Rideau, Mr Levy sowie das Schiffsgewehr sie wohl eingeschüchtert hatten. Doch die Piraten schauten nur abwartend zur nächstgelegenen Schiffstreppe. Große, glänzende, schwarze Stiefel kletterten flink die Sprossen herab, gefolgt von dunklen Reithosen und einem langen Mantel. Ein Mann sprang auf den Steg. Die Piraten öffneten ihre Reihen und schubsten mich und die anderen Mannschaftsmitglieder beiseite, während er an uns vorbeischritt und auf den Kapitän zuging. Er machte den Eindruck, als sei er soeben vor dem Landsitz eines Adeligen von seinem Pferd gestiegen. Auf seinem Gesicht lag ein Lächeln, als würde er gleich einen alten Freund treffen.
    Ich erkannte ihn sofort, denn ich hatte sein Bild schon überall auf der Welt in Zeitungen abgebildet gesehen. Er war ein gut aussehender Mann mit einer hohen, intelligenten Stirn, lockigem Haar, großen Augen und bleicher Haut. Sein Name lautete Vikram Szpirglas und er war ein berüchtigter Pirat. Ich kannte niemand, der ihm tatsächlich begegnet war, doch alle kannten jemanden, der das von sich behauptete. Zahllose grausige Geschichten kursierten über ihn. Er segelte über die Erde, hatte kein festes Zuhause und war noch nie gefangen genommen worden. Er enterte Frachter und Passagierschiffe und plünderte sie, wobei er, wenn nötig, auch Menschen tötete.
    »Sir«, sagte Kapitän Walken. Voller Bewunderung stellte ich fest, dass seine Stimme nicht einmal das leiseste Zittern zeigte. »Dies ist der unerhörteste Bruch aeronautischer Gesetze, den ich je erlebt habe. Erklären Sie Ihr Verhalten.«
    »Ich glaube nicht, dass ich noch etwas erklären musste«, erwiderte Szpirglas unter dem Gelächter seiner Piraten. »Wir haben Ihr Schiff geentert. Wir haben vor, es zu plündern. Und dann werden wir es wieder verlassen.«
    »Sie werden die Passagierunterkünfte nicht betreten!«
    »Nun, bedauerlicherweise müssen wir das aber. Wir wollen nämlich sämtliche Juwelen und allen hübschen Plunder, den Ihre reichen Passagiere bei sich haben.«
    Der Kapitän hob sein Gewehr.
    »Sir«, sagte Szpirglas. »Bitte. Spielen Sie doch nicht den Helden. Wenn Sie dieses Gewehr abfeuern, schaden Sie damit nur Ihrem Schiff. Meine Männer sind gute Schützen, Sir, besser als Sie, und sobald wir das Feuer eröffnen, hätte Ihr Schiff zu viele Löcher im Bauch, um sich noch in der Luft halten zu können. Die Aurora ist ein prächtiges Schiff, und wir haben nicht den Wunsch, ihr oder den Menschen an Bord Schaden zuzufügen. Mein Wort darauf.«
    Ein äußert zuvorkommender Gentleman, kein Zweifel. Wenn man ihn so reden hörte, könnte man meinen, er sei der Botschafter von Angelsachsen.
    »Außerdem verlangen wir Zugang zu den Frachträumen, damit wir uns dort umsehen können.«
    Seine Männer waren nun überall. Dutzende von ihnen hatten sich auf dem Steg postiert oder kauerten auf den Ballasttanks, den Leitern und in der Takelage, die Pistolen gezogen und auf die Mannschaft und den Kapitän gerichtet. Was für ein feiger Haufen sie doch waren, mit einer solchen Übermacht an Bord eines unbewaffneten Passagierschiffs zu kommen und die Mannschaft mit vorgehaltenen Waffen zu bedrohen! Ich konnte den Anblick des Kapitäns fast nicht ertragen. Er musste eine schwierige Entscheidung treffen, doch eigentlich blieb ihm keine Wahl. Was er den Piraten nicht freiwillig gab, würden sie sich nehmen, wenn nötig, mit Gewalt.
    »Sie werden meiner Mannschaft gestatten, die Passagiere in den Aufenthaltsräumen zusammenzurufen«, erwiderte Kapitän Walken entschieden. »Wir werden sie anweisen, ihre

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