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Airborn 01 - Wolkenpanther

Airborn 01 - Wolkenpanther

Titel: Airborn 01 - Wolkenpanther Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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begriff, dass ich nur einen Scherz gemacht hatte.
    »Marjorie wird nicht mal merken, dass ich weg bin«, sagte sie. »Ich werde ihr einen Zettel hinlegen, ich sei beim Frühstück und würde anschließend im Salon ein bisschen lesen, damit ich sie nicht störe. Damit wäre das erledigt.«
    Meine Entscheidung war falsch, das spürte ich genau. Aber ich wollte nicht, dass Kate alleine im Wald herumlief. Außerdem hätte ich die Knochen selbst gerne noch mal gesehen, und ich wollte auch gerne, dass Kate sie bekam. Ihr zu helfen machte mich froh.
    »Dann treffen wir uns um halb sieben«, sagte ich. »Unten an der großen Treppe.«

    Ich war völlig erschöpft und hätte eigentlich sofort schlafen müssen, sobald mein Kopf das Kissen berührte. Aber ich konnte nicht. Ich versuchte mich mit Bildern vom Fliegen in den Schlaf zu lullen und stellte mir vor, wie die Aurora in einen wolkenlosen Himmel emporstieg, während ich an ihrem Ruder stand und sie steuerte. Doch jedes Mal, wenn ich fast eingedöst wäre, geriet ein Teil meines Verstands in Panik und riss mich mit klopfendem Herzen wieder aus dem Schlaf. Es war wie in der engen, niedrigen Wohnung in Löwentorstadt.
    Ich hasste es, in meiner geliebten Kabine diese Beklemmungen zu spüren. Sie war zwar klein, aber das war mir egal. Wenn die Aurora flog, war die Kabine so groß wie der Himmel und schenkte mir einen erholsamen Schlaf, weit wie die Kontinente und endlos wie das Meer.
    Nun kam sie mir vor wie eine Zelle.
    Es war vier Uhr morgens, als mein Körper endlich aufgab und ich trotz der Turbulenzen in meinem Kopf einschlief. Ich schlief …
    … und träumte, ich würde den Strand entlangrennen. Das Skelett jagte hinter mir her, mit ausgebreiteten knochigen Flügeln und lang gestreckten Beinen, und sauste schwerelos über den Sand. Sein Maul war weit aufgerissen.
    Ich war so langsam, so schwach und konnte kaum die Füße vom Boden heben. Warum konnte ich nicht schneller laufen? Jeden Moment würde sich das Untier auf mich stürzen. Was war nur los mit mir? Ich müsste doch fliegen können, doch ich konnte den Erdboden nicht verlassen.

11. Kapitel
Vom Himmel gefallen
      

    Ich zerrte an den Ranken, damit mehr Licht durch die Blätter drang. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch spähte ich immer wieder zu dem Skelett hinüber, halb in der Erwartung, dass es sich gleich wütend auf mich stürzen würde, weil sein langer, verborgener Schlaf nun gestört wurde. Doch als sich das Dickicht gelichtet hatte und die Morgensonne auf die trockenen Knochen fiel, kam es mir auf einmal viel kleiner vor. Wie es so zusammengesackt und eingefallen auf dem Ast vor mir lag, wirkte es eher mutlos als jeden Moment zum Angriff bereit.
    »Großartig, das ist viel besser«, sagte Kate vom Boden herauf. Ich zog mich zum Stamm zurück, während sie von unten ein Foto schoss. Sie sagte, es sei wichtig, einen Eindruck zu vermitteln, wo genau wir das Tier gefunden hatten. Die Kamera, die sie verwendete, war kleiner als die, die ich in ihrer Suite gesehen hatte, ein kompaktes Gerät mit einer großen, spiegelnden Blitzlichtlampe. Als sie auf den Auslöser drückte, gab es einen grellen Blitz, der die Insekten des Waldes so verblüffte, dass sie für einen kurzen Augenblick verstummten.
    Kamera und Blitzlicht passten genau in das ausgeformte Innere einer klobigen Lederhülle, die an Kates Schulter hing, als wir uns im ersten Dämmerlicht durch den Wald kämpften. Ich hatte ihr angeboten, die Tasche eine Weile zu tragen, aber sie hatte abgelehnt: Es sei schließlich ihre Ausrüstung und sie würde schon damit zurechtkommen. Das hatte mich ziemlich beeindruckt. Sie überließ mir jedoch die Reisetasche, in der sie die Knochen zum Schiff transportieren wollte. Ich kam mir etwas albern vor, als ich mit der mit Rosen bestickten Reisetasche durch Farne und Laub stapfte. »Ich habe ein paar Kleider eingepackt«, sagte sie, »zum Polstern.« Knochen seien sehr zerbrechlich, vor allem diese hier, erklärte sie mir, und sie wolle nicht, dass sie zerkratzten oder gar zerbrächen.
    Nach einer Stunde Fußmarsch hatten wir den Baum erreicht.
    »Kannst du dich bitte dicht neben das Skelett stellen«, rief sie zu mir herauf, »aber natürlich ohne es zu berühren.«
    »Warum?«, fragte ich.
    »Als Maßstab.«
    Obwohl mir immer noch unbehaglich zumute war, wenn ich den Knochen zu nahe kam, kauerte ich mich widerstrebend neben sie und starrte in das große, dunkle Kameraauge. Sogleich blitzte es wieder!
    »Prima«,

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