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Airborn 01 - Wolkenpanther

Airborn 01 - Wolkenpanther

Titel: Airborn 01 - Wolkenpanther Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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sagte sie. »Ich komme jetzt rauf.«
    Sie reichte mir die Kamera und ich half ihr den Baum herauf. Sie trug ein weißes Tenniskleid aus Baumwolle mit einem provozierend kurzen Rock, der gerade noch die Knie bedeckte. Ohne störende Stoffbahnen zwischen den Beinen konnte sie besser im Baum klettern. An den Füßen trug sie flache Sandalen mit guten Sohlen. Als ich bei unserem Aufbruch ihre nackten Beine bemerkt hatte, war ich puterrot geworden. Es schickte sich nicht für eine junge Dame, mit bloßen Beinen herumzulaufen, auch nicht in der Tropenhitze. Ich versuchte, nicht ständig hinzustarren. Ihre Waden waren bleich und voller blauer Flecken vom vielen Rennen und Klettern am Tag zuvor.
    Ehe sie anfing, Fotos zu schießen, vermaß sie das Skelett mit einem Maßband. Zuerst untersuchte sie Länge, Breite und Höhe, dann nahm sie eine Reihe weiterer Messungen vor, die mir ziemlich unnötig schienen, und notierte alles sorgfältig. Ich bemerkte, dass sie das Tagebuch ihres Großvaters benutzte und offenbar die Arbeit fortsetzte, die er im vergangenen Jahr begonnen hatte. Mir gefiel, wie sie schrieb, die Art, wie ihre Finger den Stift hielten. Sie hatte schöne und gleichzeitig kräftige lange Finger, vermutlich aufgrund des vielen Umblätterns von Buchseiten.
    Anschließend ging es ans Fotografieren. Kate wollte aus allen möglichen Blickwinkeln Nahaufnahmen schießen, damit sie die Knochen zu Hause ohne Schwierigkeiten wieder zusammensetzen konnte. Es war ziemlich mühsam, um das Skelett herumzuturnen. Sie kletterte auf alle Äste in der Umgebung, auf der Suche nach der besten Perspektive. Ich folgte ihr besorgt mit der Kamera und hielt sie fest, wenn immer sie Gefahr lief, vom Baum zu fallen.
    »Woher wissen wir eigentlich, dass sie nicht doch an Land leben.« Diese Frage hatte mich schon den ganzen Morgen beschäftigt. Wenn eines dieser Tiere hier gestorben war, dann könnte es doch noch mehr von ihnen geben, und zwar lebende, mit Zähnen und Klauen.
    »Mein Großvater schrieb, sie wären nie gelandet. Und überhaupt, er hat doch gesehen, wie sie nach Süden flogen, weißt du nicht mehr? Sie fressen hier nur. Es sind keine Landtiere, Matt. Schau dir doch diese Beine und Arme an. Sie können nicht laufen, sie wollen gar nicht am Boden sein.«
    »Stimmt.« Ich ließ mich gerne beruhigen. »Dieser hier muss im Flug gestorben sein.«
    Ich schaute nach oben. So musste es gewesen sein. Direkt über mir konnte ich einen Flecken Himmel erkennen. Das Tier war in der Luft gestorben und durch die Luft gewirbelt wie ein trockenes Blatt, bis es zufällig genau auf diesem Ast gelandet war. Vielleicht ein bisschen weit hergeholt, aber …
    Nein. Unmöglich! Seine Klauen waren tief in die Rinde gekrallt – das Tier war also noch am Leben gewesen, als es hier landete. Ich versuchte mir das Ganze vorzustellen. Es war zu schwach oder zu krank gewesen, um sich weiter in der Luft zu halten. Dann war es allmählich gesunken und hatte seine Heimat, den Himmel, Meter für Meter allmählich hinter sich gelassen. Zufällig hatte sich die Insel unter ihm befunden, und es war in die Bäume gestürzt, während es noch versuchte, sich mit schwachen Pfoten abzufangen. Schließlich war es auf diesem großen, alten Ast zusammengebrochen. Es hatte die Klauen in das Holz gekrallt und sich niedergekauert, bis der Tod es holte. Kein Vogel hatte gewagt, sich dem Leichnam zu nähern; zu fremd war ihnen dieses Wesen erschienen. Nur die Insekten machten sich nach einer gewissen Zeit über den Kadaver her.
    Kate knipste ein weiteres Foto mit ihrem blendenden Blitz.
    »Du hast doch bestimmt genug Fotos gemacht«, sagte ich. Ich war beunruhigt, weil es schon so spät war, und überlegte, wie lange es wohl dauern würde, die Knochen alle zu beschriften und auseinander zu nehmen.
    »Ja«, sagte sie, »ich glaube, das dürfte reichen.«
    Vorsichtig hängte sie die Kamera an einen Zweig. Dann holten wir die Reisetasche zu uns herauf. Der Ast war breit genug, dass wir nebeneinander auf ihm sitzen konnten. Hinter uns lag die Tasche. Kate zog einen speziellen Wachsstift hervor, ohne den sie, wie sie sagte, niemals verreiste.
    »Tja, man kann ja schließlich nie wissen, ob man nicht mal über antike Tonscherben oder ein paar Knochen stolpert, die sofort beschriftet werden müssen«, sagte ich.
    »Genau«, erwiderte sie. »Eigentlich wäre es besser gewesen, zuerst die Knochen zu beschriften, dann die Fotos zu machen und zum Schluss das Skelett auseinander zu nehmen.

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