Airborn 01 - Wolkenpanther
mir auch vertraute.
»Wir haben noch die Rettungsboote«, schlug Mr Levy vor. »Ein paar von uns könnten sich doch damit aufmachen und Hilfe holen.«
Mr Grantham schüttelte den Kopf. »Das hat keinen Sinn. Der nächste Hafen ist fast zweitausend Kilometer entfernt, außerdem müsste man gegen den Passat anrudern.«
»Das ist zu gefährlich«, sagte der Kapitän.
»Sir?«
Das war die Stimme von Bruce Lunardi.
»Mr Lunardi?«
»Sir, in der Akademie haben wir mal einen ähnlichen Fall behandelt«, sagte er.
Ein paar aus der Mannschaft gaben beeindruckte Laute von sich und kicherten. Die Augen des Kapitäns funkelten wütend.
»Meine Herren, keiner hier in diesem Raum ist so klug, dass er nicht noch etwas lernen könnte. Mr Lunardi, bitte fahren Sie fort.«
Ich hörte das Zittern in Lunardis Stimme und hatte Mitleid mit ihm. »Nun, Sir, in dem Fall lag das Schiff am Boden, weil es Hydrium verloren hatte. Der Mannschaft gelang es jedoch, aus den Gaszellen einen Ballon zu nähen und das verbleibende Hydrium hineinzupumpen. Es reichte aus, um eine Gondel mit drei oder vier Besatzungsmitgliedern in die Luft zu befördern.«
»Ich erinnere mich an den Fall«, sagte Kapitän Walken. »Nur einer von ihnen schaffte es wieder an Land.«
»Ja, Sir. Aber ich überlege die ganze Zeit, ob es nicht eine Möglichkeit gibt, einen Ballon hinauf zu den Schifffahrtswegen zu bringen. Dort könnte er auf ein Passagierschiff warten und um Hilfe funken.«
»Sehr gut, Mr Lunardi, eine interessante Idee, allerdings gefährlicher, als mir lieb ist. Ich habe wenig Vertrauen in Heißluftballons. Sie sind unzuverlässig und allzu sehr der Gnade des Windes ausgeliefert.« Der Kapitän seufzte. Zum ersten Mal zeigten sich deutliche Spuren von Trauer in seinem Gesicht. »Ihr Plan würde zudem bedeuten, den Schiffsrumpf aufzuschneiden und die Gaszellen herauszuholen. Die Aurora so auszuschlachten gefällt mir ganz und gar nicht. Aber wenn sie uns wirklich nicht mehr nützlich sein kann, dann ist Ihr Vorschlag der Beste, den wir bislang gehört haben. Ich danke Ihnen. Ich werde darüber nachdenken.«
Bei der Vorstellung, die Aurora könnte aufgesägt werden wie ein Kadaver, wurde mir fast schwarz vor Augen. Mein Zuhause völlig zerstört, nie wieder fähig zu fliegen. Doch selbst mir war klar, dass dies möglicherweise unsere letzte Rettung war. Fieberhaft suchte ich nach einer brillanten Idee, für die der Kapitän mich loben und die der Aurora ein solch unwürdiges Ende ersparen würde. Doch mir wollte einfach nichts einfallen.
»Wenn ich etwas einwerfen dürfte, Sir, es könnte noch eine weitere Verwendung für einen solchen Ballon geben«, sagte Mr Bayard, der Funkoffizier.
»Lassen Sie hören«, sagte der Kapitän.
»Wenn es Mr Chaudhuri und mir gelingen sollte, einen Sender zu reparieren, dann könnten wir so vielleicht einen Notruf funken. Wenn wir an dem Ballon eine Antenne befestigen und ihn hoch über der Insel schweben lassen, hätten wir eine beträchtliche Reichweite.«
»Gut«, sagte der Kapitän. »Offenbar haben wir den falschen Beruf ergriffen, meine Herren. Wir sind anscheinend dazu bestimmt, Ballonfahrer zu werden. Nun denn, machen wir uns ans Werk. Doch zuerst zu drängenderen Fragen: Ich weiß, dass nicht weit vom Schiff entfernt ein Bach entdeckt worden ist, doch wie sieht es mit unseren Vorräten aus, Mr Vlad?«
»Wir werden nicht hungern!«, rief Vlad glücklich und einige Männer lachten dankbar über seine gute Laune. »Die Lagune allein hat Essen für alle.«
»Aber nicht alle Passagiere mögen Fisch«, mischte sich Mr Lisbon ein.
»Entschuldigung, aber das ich habe nicht verstanden«, sagte Vlad zum Chefsteward.
»Ich sagte nur, dass nicht alle unsere Passagiere gerne Fisch essen.«
»Fisch, ja, ich rede von Fisch.«
»Nicht jeder mag Fisch!«, brüllte Mr Lisbon.
»Ich werde ihnen lehren, ihn zu lieben!«, erwiderte Vlad ungestüm. »Ich werde viele Gerichte und Suppen und delikate Dinge bereiten – so sagt man doch, oder? Delikat? – und uns alle gesund und harmonisch machen. Einige unserer Passagiere, finde ich, könnten durchaus vertragen, etwas Gewicht zu verlieren, wenn Sie wissen, was ich meine, Kapitän.«
»Vielen Dank, Mr Vlad, ich bin mir sicher, dass unsere Gäste Ihnen äußerst dankbar sein werden.«
»Unsere Vorräte an frischem Fleisch sind fast aufgebraucht«, bemerkte Mr Lisbon.
Vlad bedachte ihn mit einem bösen Blick. »Fleisch! Ja, ja, ja, Fleisch ist gut, es ist köstlich,
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