Airborn 01 - Wolkenpanther
Gefühl hatte, eigentlich nicht hier sein zu dürfen.
»Das Schiffsgerüst ist immer noch unversehrt«, erklärte der Kapitän, »und der Erste Segelmacher und ich sind der Meinung, dass wir noch über genügend Gas verfügen, um das Gestell zu stützen und die Passagiere an Bord zu nehmen. Insofern ist die Lage stabil. Doch leider ist das die einzige gute Nachricht, die ich habe. Wir haben zu viel Hydrium verlo ren, meine Herren. Wir können nicht mehr fliegen.«
»Sir, gibt es denn keine Möglichkeit, mehr Ballast loszuwerden?«, fragte Mr Chen.
»Selbst wenn wir jede Frachtkiste und sämtliche Möbel aus dem Schiff entfernen, und die Passagiere noch mit dazu, hätten wir nicht genug Auftrieb, um auch nur die Lagune zu überqueren. In unserem gegenwärtigen Zustand bräuchte es schon eine Götterhand, um uns wieder in die Luft zu bringen. Daher müssen wir nun sorgfältig überlegen, wie wir weiter vorgehen wollen.« Er wandte sich an den zweiten Funkoffizier. »Mr Chaudhuri, wie sieht es mit unserer Funkausrüstung aus?«
»Nun ja, Sir, die Piraten waren ziemlich gründlich. Der Sender ist fast völlig zerstört.«
»Gibt es eine Möglichkeit, ihn wieder zu reparieren?«
»Ich arbeite daran, Sir. Doch selbst mit einem voll funktionstüchtigen Sender werden wir von hier unten nicht genügend Reichweite haben.«
»Machen Sie trotzdem weiter. Ein Funkgerät wird uns auf alle Fälle nützlich sein. Bevor uns die Piraten enterten, haben wir noch einen Notruf ausgesendet, aber keine Antwort darauf bekommen. Daher fürchte ich, dass wir uns hier außer Reichweite irgendwelcher anderen Schiffe befinden.«
»Mittlerweile gelten wir sicher als vermisst«, sagte der Erste Offizier.
»Es wird uns nicht viel nützen, wenn man entlang unserer Route nach uns sucht«, erklärte der Kapitän. »Die Piraten haben uns zu weit von unserem ursprünglichen Kurs abgebracht. Mr Grantham?«
»Es war schwer, den Kurs zu verfolgen, Sir«, erwiderte der Navigationsoffizier. »Sie haben uns durch die Luft gejagt wie Glühwürmchen, aber meinen Berechnungen zufolge sind wir fast vierhundert Kilometer von unserer Flugstrecke abgekommen. Wir befinden uns in einem unbekannten Winkel des Pazifikus. Die Chancen, hier auf Flugverkehr zu stoßen, sind gleich Null. Und auf Rettung zu warten hat auch nicht viel Sinn, fürchte ich. Um uns herum gibt es nur Wasser. Man wird glauben, wir seien abgestürzt und mit Mann und Maus untergegangen.«
Das waren nicht gerade erfreuliche Nachrichten. Einige der Mannschaftsmitglieder ließen sichtlich die Köpfe hängen.
»Nun denn«, sagte der Kapitän, »ich halte dies für einen guten Moment, einen Spähtrupp zusammenzustellen, der die Insel erkundet.«
»Vielleicht leben hier Menschen«, wandte Mr Rideau ein.
»Genau das hoffe ich«, sagte der Kapitän.
»Es könnte sich aber um ziemlich wilde Gesellen handeln, Sir, die keine Fremden mögen.«
»Dann müssen wir ihnen eben besonders charmant gegenübertreten«, sagte der Kapitän. »Vielleicht besitzen sie ein Transportmittel, das wir benutzen können. Wir würden zwar vermutlich nicht alle hineinpassen, könnten damit aber wenigstens Hilfe holen. Und wer weiß, vielleicht verfügen diese Leute sogar über ein Funkgerät. Wir müssen auf jeden Fall herausfinden, ob diese Insel bewohnt ist.«
Ich sah, wie der Blick des Kapitäns über die versammelte Menge schweifte, und schaute zu Boden.
»Mr Cruse, ich nehme an, Sie haben schon einiges von der Insel gesehen.«
»Ja, Sir.«
Ein paar der Männer kicherten leise.
»Haben Sie irgendwelche Spuren von anderen Menschen entdeckt?«
»Nichts, Sir. Zumindest nicht auf den Hängen im Osten der Insel und auch nicht auf der Hochebene in der Mitte. Aber die Insel ist groß und erstreckt sich noch kilometerweit nach Westen.«
»Es könnte also durchaus sein, dass auf der Windseite der Insel eine Siedlung liegt«, sagte der Kapitän. »Mr Cruse, Sie werden den Spähtrupp begleiten.«
»Jawohl, Sir.«
Meine Stimmung hob sich ein wenig. Ich konnte mich immer noch nützlich machen, und der Kapitän hatte offenbar nicht vor, mich für immer auf dem Schiff einzusperren – ein Schicksal, mit dem ich mich insgeheim bereits abgefunden hatte. Das hieß allerdings nicht, dass mir mein Ungehorsam vergeben war.
Wir hatten endgültig Schiffbruch erlitten und befanden uns in einer mehr als aussichtslosen Situation – wenn er mich also brauchen konnte, würde er mich auch einsetzen. Das bedeutete nicht, dass er
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