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Airborn 02 - Wolkenpiraten

Titel: Airborn 02 - Wolkenpiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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Feind.

17. Kapitel
Der vereiste Garten
    Nadira und ich, nun wieder in unseren Anzügen aus Schneeleopardenfell, liefen den Kielsteg der Hyperion entlang. Es war mittlerer Vormittag und wir waren gerade an Bord gegangen. Hal hatte gesagt, wir sollten am Heck beginnen und uns dann vorarbeiten, jeden Vorratsraum, jede Kabine und jeden Spind systematisch durchsuchen. Während der Nacht hatte der Wind aufgefrischt und das Schiff warf sich hin und her und ächzte in der Dünung des Himmels. Die Verstrebungen, die Träger und die Kabel bebten. Der Schein unserer Lampen ließ das Eis in allen Farben des Regenbogens aufleuchten. Der Atem dampfte vor uns her. Nach meinem Albtraum befürchtete ich ständig, erfrorene Mitglieder der Mannschaft, durch Wut und Verwirrung wiederbelebt, aus den Schatten heraus auf uns zutaumeln zu sehen.
    Wie ging es wohl Kate und Hal bei ihrer gemeinsamen Schiffserkundung? Wenn sie Angst bekäme, würde sie sich vielleicht an seinen Arm klammern und sich an ihn drücken. Er würde sich dann in die Brust werfen und sie mit männlichem Gerede beruhigen. Bei ihm würde sie sich sicher fühlen. Er hatte sie ganz für sich alleine. Jederzeit konnte er ihr einen Antrag machen. Und was würde sie dann sagen? Wenn sie Ja sagte, wäre das vielleicht ein Glück für mich. Wir hatten ungefähr so viel gemeinsam wie ein Fisch und ein Känguru – so hatte es jedenfalls mein guter Freund Baz vor einem Jahr formuliert. Alles in allem hatte er vermutlich Recht damit.
    Ich schaute zu Nadira hinüber. Strähnen ihres dunklen Haars waren aus der Kapuze geschlüpft. Wie so oft dachte ich an unseren Kuss. Sie war wirklich sehr schön. In vielerlei Hinsicht hatte ich mit ihr mehr gemein als mit Kate. Wir wussten, was es hieß, zu den Unteren zu gehören, selbst für sich sorgen zu müssen. Wir hatten beide den Vater verloren. Bei ihr hatte ich nie das Gefühl, mich beweisen zu müssen. Was ich von unserem Kuss im Krähennest halten sollte, wusste ich nicht so recht. Vielleicht war sie einfach von der Freude beflügelt gewesen, einer schrecklichen Heirat entkommen zu sein, und der Kuss hatte für sie nicht viel bedeutet. Diese Vorstellung enttäuschte mich irgendwie. Und doch waren mir meine eigenen Gefühle ein Rätsel. Als hätte die Kälte der Hyperion Teile meines Herzens eingefroren und es seinen eigenen Rhythmus verlieren lassen.
    Ich versuchte mich nur noch auf die Arbeit zu konzentrieren, die wir vor uns hatten.
    Vor der letzten Tür auf der Backbordseite des Kielstegs blieben wir stehen. Ich packte den Griff und wurde von einer Vorahnung durchzuckt. Mit zusammengebissenen Zähnen stieß ich die Tür auf.
    Wir gingen hinein, und zunächst war ich ganz hoffnungsvoll, denn der Raum war voller Holzkisten. Doch nachdem ich den ersten Deckel gehoben hatte, zeigte sich, dass die Kisten kein Gold enthielten, sondern Lebensmittel. An den Wänden stapelten sich Säcke mit Getreide und Reis. Die Kisten waren gefüllt mit Konservendosen: Pfirsiche, Kalbshirn, Salat, komplette Kaninchen noch mit Fell und allem. Hier gab es genügend Vorräte, um eine Expedition durch ganz Antarktika auszurüsten.
    Eigentlich hätte ich nicht so überrascht sein sollen, denn laut dem Logbuch des Kapitäns sollte die Reise der Hyperion ja sehr lange dauern, und unterwegs wäre es nicht erlaubt, ihre Vorräte aufzufüllen.
    Wir gingen weiter. Der nächste Raum, in den wir kamen, war ein Landedeck. Eine große Schiene führte an der Decke entlang, und dort hingen in ihren Landetrapezen die beiden seltsamsten Fluggeräte, die ich je gesehen hatte. Die Ornithopter, mit denen ich vertraut war, waren gefiedert und hatten ein Paar Schwingen, die für Auf- und Antrieb sorgten. Grunels Ornithopter glichen eher Fledermäusen als Vögeln. Die beiden Flügel trugen keinerlei Federn, sondern bestanden aus einem geschmeidigen, ledrigen Material, eigenartig eingerollt und gerippt. Über den Flügeln und dem Cockpit befanden sich zwei Propeller. Zweifellos unbeholfene Maschinen, die zudem recht mickrig wirkten. Jetzt bemerkte ich auch, dass in ihnen nicht nur eine, sondern vier Personen Platz hatten, also mussten sie doch entsprechend stark sein.
    Die Ornithopter hingen nur wenige Fuß über dem Boden und ich sah mir einen von ihnen genauer an. Vorne aus dem Brustbein ragte ein Metallgriff wie die Starterkurbel eines Motorkraftwagens hervor. An der ledrigen Seite der Flugmaschine fand ich eine Klappe, machte sie auf und richtete meine Lampe auf ihre

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