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Airborn 02 - Wolkenpiraten

Titel: Airborn 02 - Wolkenpiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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nicht wie ein Fernglas. Alles ist gewölbt.«
    »Das ist eine Fischaugenlinse. Ich hab solche Linsen zum Fotografieren benutzt. Soll ich mal gucken?«
    »Es geht schon. Ich hab drei Jahre im Krähennest zugebracht.«
    »Damit dreht man das Teleskop, glaube ich«, sagte Kate, und ich hörte, wie sie an etwas drehte.
    Der Raum raste plötzlich nach links und ich drehte mich instinktiv zur anderen Seite und schlug mit dem Kopf an die Sargwand.
    »Hör auf!«, zischte ich. »Das ist zu schnell. So kann ich gar nichts sehen.«
    »Lass mich auch mal gucken«, sagte sie. »Du bist egoistisch.«
    »Egoistisch! Wir sind doch nicht auf einer Besichtigungstour. Dreh einfach weiter, aber langsam.«
    Ich suchte das ganze Ingenierium ab, ohne das Aerozoon zu entdecken. Doch dann baumelte direkt vor meinen Augen die Spitze eines Tentakels.
    »Es ist genau über uns«, flüsterte ich.
    »Ach du Schreck.«
    »Nein, warte, es bewegt sich.« Ich beobachtete, wie das Aerozoon, das durch die eigenartige Linse viel dicker und gedrungener aussah, vom Sarg weg und zum Vivarium trieb. Dessen Fenster waren wieder von Reif überzogen, so dass man nicht mehr hineinsehen konnte.
    »Sollen wir einfach losrennen?«, fragte Kate.
    »Warte. Dreh mich etwas nach rechts … noch etwas … da.«
    Durch die Tür des Ingenieriums sah ich Lichtkegel über den Steg streifen.
    »Sie kommen!«
    »Sind sie schon drin?«
    »Noch nicht.« Der Schein ihrer Lampen wurde heller. Zwei Gestalten blieben direkt vor der Tür stehen, noch andere hinter ihnen. In ihrer roten Bergsteigerkleidung wirkten sie durch das Periskop riesig wie Yetis. Die pelzbesetzten Kapuzen ließen nur die Gesichter frei. Sauerstoffmasken hingen ihnen unter dem Kinn. Die beiden Ersten sprachen miteinander und zeigten auf die offene Tür.
    Ein dritter Mann trat vor und untersuchte den Eingang. Er trug eine Spezialbrille mit eingearbeiteter Lampe, wie ein Uhrmacher, und er nahm sich Zeit.
    »Ich glaube, sie untersuchen die Tür auf Sprengfallen«, flüsterte ich Kate zu. »Aber ich kann nicht hören, was sie sagen.«
    Die Wände des Sargs waren zu dick und zu gut isoliert, um ein Geräusch durchzulassen.
    »Jetzt kommen sie rein. Wenn wir sie bloß verstehen könnten!«
    »Grunel hat doch das Horn eingebaut. Vielleicht kann man es andersrum als Hörrohr benutzen.«
    »Glaubst du?«
    »Na ja, wär doch ganz nett zu hören, was die Leute bei deinem Begräbnis alles so sagen. Was ist das hier?«
    Ich konnte es kaum glauben, aber Kate hatte Recht. Hinter einer schmalen Klappe befand sich ein kleiner Trichter, den man herunterziehen und ans Ohr halten konnte.
    »Ich möchte auch was hören«, sagte sie und rutschte näher an mich heran. Ich schob mich zur Seite, um ihr Platz zu machen.
    »Vorsicht«, flüsterte ich.
    »Was ist?«
    »Du hättest beinahe das Horn tuten lassen.«
    »Das wäre nicht gut. Überhaupt nicht gut.«
    Nun lag sie neben mir. Es war ziemlich eng.
    »Ist das nicht romantisch?«, fragte ich.
    »Seite an Seite in unserem eigenen Sarg.«
    Wir kicherten. Ihr so nahe zu sein machte mich unglaublich glücklich. In Anbetracht der Gefahr, in der wir uns befanden, war das eigentlich ziemlicher Unsinn. Wahrscheinlich zollte mein Gehirn nun doch der dünnen Luft Tribut. Eigentlich hätte ich wegen unsrer Notlage in Angst und Schrecken versetzt sein müssen, doch das Gegenteil war der Fall, als ob die Wände des Sargs unsere eigene, abgeschirmte Welt bildeten. Ich rückte noch näher heran und küsste sie.
    Wir lauschten gemeinsam an dem Hörtrichter und ich zog das Okular wieder zu mir herunter. Nun hatte ich den Bogen raus und konnte mit der freien Hand nach oben greifen und das Periskop selbst drehen. Ich hoffte nur, dass ihnen das Periskop, das oben aus dem Deckel ragte, nicht auffiel. Und dann wurde mir schlagartig bewusst, wie auffällig unser Versteck war – ein Sarg mitten in einer Werkstatt. Jeder würde da reinsehen wollen.
    Acht Männer, mit Ausrüstung beladen, kamen herein. Mir sank der Mut. Diese scheinbaren Riesen brachten Packungen von Batterien und große, tragbare Standlampen mit. Ein Gesicht hatte ich bisher noch nicht ausmachen können. Sie bewegten sich langsam wie Polarforscher, die tief im Schnee steckten. Trotz des Sauerstoffs machten ihnen die Höhe und die dünne Luft zu schaffen. Ich überlegte, ob sie wohl zu schnell gestiegen waren und dadurch nicht wie wir die Möglichkeit gehabt hatten, sich zu akklimatisieren. Wir waren zwar schwach – aber ohne ihren

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