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Airborn 02 - Wolkenpiraten

Titel: Airborn 02 - Wolkenpiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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zeigte sie dem Hafenmeister den hochgereckten Daumen. Das Trapez klinkte aus, und ein paar Schrecksekunden lang fiel sie mit dem Ornithopter in die Tiefe, ehe sie ihn ausrichten konnte und in den Himmel aufstieg.

3. Kapitel
Logieren im Ritz
    Als ich zurück zur Akademie ging, hatte sich der Himmel aufgehellt. In der Pförtnerloge lag für mich eine Botschaft von Mr Ruprecht Pruss, dem Dekan. Sobald es Ihnen möglich ist , hatte er geschrieben, was für mich sofort hieß.
    Ich ging einen der großen, mit Steinplatten ausgelegten Korridore entlang, die zu seinem Büro führten. Durch die schmalen, gewölbten Fenster strömte das Licht der späten Nachmittagssonne. Die Akademie war wie ausgestorben, da sich fast alle noch in ihren Praktika befanden. Meines war ja um fünf Tage verkürzt worden. Früher zurückzukommen war überhaupt nicht üblich und irgendwie fühlte ich mich als Versager. Ich hatte Sorge, man würde meinen, ich wäre wegen Unfähigkeit oder Fahrlässigkeit rausgeflogen. So war ich nicht überrascht, dass Dekan Pruss nach mir verlangte. Ich hatte noch keine Möglichkeit gehabt, einen Bericht zu schreiben, doch ich vermutete, er wollte sowieso aus erster Hand wissen, warum ich so früh zurück war. In seinem Vorzimmer musste ich nur wenige Minuten warten, bis seine Sekretärin mir sagte, ich sollte hineingehen.
    »Mir scheint, Sie sind mal wieder eine Berühmtheit, Mr Cruse«, sagte der Dekan und bedeutete mir, mich auf einen Stuhl vor seinen großen Schreibtisch zu setzen.
    Ich war mir nie ganz sicher, wann Mr Pruss etwas ironisch meinte. Ich hatte bei ihm Aerostatik, und wenn er auch äußerst selten direkt mit mir sprach, redete er doch manchmal vor der gesamten Klasse über mich: »Natürlich haben nicht alle von uns das Glück gehabt, ein Neunhundertfuß-Luftschiff auf einem Sandstrand zu landen wie Mr Cruse«, oder: »Es ist eigentlich niemals ratsam, während des Flugs einen Faustkampf auf der Höhenruderflosse auszutragen, wie Mr Cruse bestätigen mag.«
    Zuerst fühlte ich mich geschmeichelt, so herausgestellt zu werden, doch nach einiger Zeit wurde es mir unangenehm, vom spöttischen Zirkusdirektor Mr Pruss als monströse Attraktion dargestellt zu werden.
    Er war ein ausgezeichneter Pilot gewesen, bis er durch einen Unfall mit dem Motorkraftwagen an den Rollstuhl gefesselt wurde. Es wurde gemunkelt, der Unfall hätte nicht nur seine Beine ruiniert, sondern auch sein Wesen verändert. Das erschien mir völlig nachvollziehbar, denn mich würde es auch verbittern, an den Boden gefesselt zu sein.
    Auf seinem Tisch entdeckte ich die heutige Zeitung mit dem Bericht über die Hyperion auf der ersten Seite. Er schob sie mir zu.
    »Das ist eine starke Geschichte«, sagte er. »Ich nehme an, sie stimmt.«
    »Sie stimmt, Sir.«
    »Vielleicht können Sie mir Ihren persönlichen Bericht dazu liefern.«
    So knapp wie möglich schilderte ich ihm unseren Flug durch die Faust des Teufels und dann weiter in die Höhe, um die Hyperion zu bergen.
    »Sie haben dem Kapitän den Gehorsam verweigert«, war das Erste, was Mr Pruss sagte, nachdem ich fertig war, und das versetzte mir einen Schlag.
    »Nicht direkt, Sir. Wegen der Höhe konnte er nicht mehr richtig denken. Er hat mir nicht verboten, Gas abzulassen.«
    »Aber er hat auch nicht angeordnet, dass Sie es tun sollen.«
    »Nein.«
    »Oder das Schiff zu wenden.«
    »Nein, Sir.«
    »Ihnen ist klar, dass dies ein klarer Verstoß gegen das Luftfahrtprotokoll ist?«
    »Ja, Sir.«
    »Tatsächlich war das Meuterei.«
    Mir stockte der Atem. Meuterei! »Wir wären alle gestorben, Sir.«
    »Vielleicht ja.«
    Ich fragte mich, ob es Mr Pruss lieber gesehen hätte, wenn ich nichts getan und uns alle dem eisigen Tod preisgegeben hätte.
    »Sind Sie nun ein Held oder ein Meuterer, Mr Cruse? Eine interessante Frage. Finden Sie nicht auch?«
    Ich fand das gar nicht interessant. »In dem Augenblick erschien es mir als das Richtige.«
    »Nun, in Anbetracht dessen, wie Kapitän Tritus sich aufführt, habe ich meine Zweifel, ob diese Frage jemals vor ein ordentliches Luftwachttribunal kommt. Wissen Sie, die Treibgut war ein recht ansehnliches Flugschiff, bevor Tritus das Kommando übernahm. Wir werden sie ganz sicher nicht mehr für unsere praktischen Übungen einsetzen. Stimmen Sie darin mit mir überein, Mr Cruse?«
    »Unbedingt, Sir.«
    Er bewegte seinen Rollstuhl zur Schmalseite seines Schreibtischs, wo die Sonne das Holz erwärmen konnte.
    Vielleicht war es nur das Licht,

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