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Airborn 02 - Wolkenpiraten

Titel: Airborn 02 - Wolkenpiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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Sie nahm mich nicht ernst. Sie hatte es nicht einmal nötig gefunden, etwas zu sagen, als Slater und Miss Simpkins sich über mich lustig gemacht hatten.
    Bevor ich Kate kennen lernte, hatte ich nie viel über Geld nachgedacht. Jetzt tat ich das. Die ganze Zeit musste ich an Geld denken. Es war überall. Zwischen den behandschuhten Fingern feiner Damen und Herren sah ich Scheine und Münzen heller als Goldbarren aufblitzen. Ich sah Geld bei meinen Mitstudenten an der Akademie, an ihrer Kleidung, ihren Schuhen und Füllfederhaltern. Ich sah es in Kates dunklem Haar wie Juwelen funkeln. Ich sah es wie einen Schimmer auf ihren wunderschönen Lippen.
    Ich zählte es in den Sternen.
    Ich war ein Dummkopf gewesen zu denken, Geld wäre nicht wichtig. Wenn meine Mutter nicht mehr arbeiten konnte, weil ihre Hände zu sehr anschwollen und schmerzten, und meine Schwestern älter wurden, würden sie mehr Geld denn je brauchen. Ich wollte nicht, dass sie sich herumplagten oder ihnen etwas fehlte. Und ich wollte nicht, dass meine kleinen Schwestern Männer heirateten, die sie nicht liebten, nur um über die Runden zu kommen. Ich wollte für sie sorgen. Ohne Geld war ich nutzlos.
    Ohne Geld konnte ich verspottet, aus Restaurants geworfen oder von Leuten wie Mr Slater zur Seite gestoßen werden.
    Die Nacht schien endlos und verging zugleich im Nu. Ich zitterte und zog meine zerrissene Jacke fest um mich, fühlte mich gut und zerfloss gleichzeitig vor Selbstmitleid. Doch bevor noch die aufgehende Sonne die höchsten Wasserspeier von Notre-Dame einfärben konnte, hatte ich meinen Entschluss gefasst.

5. Kapitel
Am Heliodrom
    Am nächsten Morgen ging ich zur Banque de Quebec und hob alles ab, was ich auf meinem Sparkonto hatte. Ich dachte zuerst, sie würden mir das Geld verweigern, so abgerissen wie ich nach der Nacht unter der Brücke aussah. Aber nachdem sie meine Unterschrift mit der in ihren Unterlagen verglichen hatten und nach einer kurzen, geflüsterten Rückfrage beim Direktor, zählte mir der Kassierer die abgegriffenen Scheine hin. Als ich sie dann in Händen hielt, kam mir der Betrag sehr armselig vor, und ich fragte mich, ob irgendein anständiger Kapitän bereit sein würde, sein Schiff einem sechzehnjährigen Jungen zu vermieten, selbst mit der Aussicht auf Frachträume voller Reichtümer.
    Ich steckte das Geld in einen Umschlag und ging schnell hinaus, um auf der Rue Avro die nächste Straßenbahn zu erwischen.
    Mir war bewusst, dass ich überstürzt handelte, und wünschte mir jemand Besonnenen herbei wie Kapitän Walken oder Baz, der mich beraten konnte. Doch Kapitän Walken flog in dieser Jahreszeit mit der Aurora über dem Orient und Baz machte mit seiner jungen Frau auf einer Insel in der Nähe des Great Barrier Riffs Urlaub. Beide hatten mir immer gute Ratschläge gegeben. Ich wusste nicht, an wen sonst ich mich wenden konnte. Die Lehrer an der Akademie waren zwar sehr sachkundig, hielten aber auf Abstand, und ich hatte mit keinem von ihnen näheren Kontakt. Dekan Pruss anzusprechen, traute ich mich nicht, denn ich wusste, dass er mir mit Rausschmiss drohen würde, wenn ich ihm meine aberwitzigen Pläne darlegte.
    Ich sprang in eine Bahn Richtung Bois de Boulogne und fand sogar einen Sitzplatz. Wie sehr wünschte ich mir, die Dinge mit Kate besprechen zu können, aber eigentlich wollte ich darüber nicht einmal nachdenken. Sie hatte mich verraten. Jedes Mal, wenn ich mich daran erinnerte, wie Slater sich über sie gebeugt hatte, schwappte eine sengend heiße Welle von Erniedrigung, Zorn und Eifersucht durch mich hindurch, und ich musste die Zähne zusammenbeißen, um nicht wie ein Mondsüchtiger loszujaulen.
    Kate wollte die Hyperion .
    Aber sie würde sie nicht bekommen. Selbst mit ihrem ganzen Geld konnte sie sie nicht kaufen.
    Ich würde Anspruch auf sie erheben und als reicher Mann nach Paris zurückkehren, obendrein noch als Hüter einer zoologischen Sammlung. Und dann würden wir ja sehen, ob ich so einfach abserviert werden konnte.
    Die Flugrouten über Paris waren immer belebt, aber in der Nähe des Flughafens waren sie überfüllt. Einige der Luxusliner, wie etwa die Aurora und die Titania, machten am Eiffelturm fest, doch die meisten Luftschiffe und Frachter dockten im Pariser Flughafen an, mitten in der riesigen Parklandschaft des Bois de Boulogne. Ich kannte mich da gut aus, da alle Studenten der Akademie regelmäßig zum Unterricht und zu Übungsflügen herkamen.
    In den Außenbereichen des Flughafens

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