Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Airborn 02 - Wolkenpiraten

Titel: Airborn 02 - Wolkenpiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
Vom Netzwerk:
ohne mich kannst du nichts machen.«
    »Das hast du mir schon gesagt.«
    »Also, da geht nichts.«
    »Mach’s gut«, sagte ich. »Und vielen Dank.«
    Ich war froh, wieder im kalten Nieselregen der Nacht auf der Straße zu stehen. Nachdem ich eine halbe Stunde gelaufen war, kam mir schon alles wie ein Traum vor: John Rath im Ritz, die Jagd über die Dächer und das Zigeunermädchen, das aufgetaucht war und mich gerettet hatte.
    Ich sah mich um. Die Häuser standen fest, die Steinplatten unter meinen Füßen schwankten nicht. Mein Blick streifte die Gesichter der Passanten, aber alles, was ich sah, waren ganz normale Leute, die ihrem gewohnten Leben nachgingen. Es roch nach Stein, kalten Bäumen und dem Fluss.
    Nun war ich nicht mehr weit von der Akademie. Am Boulevard weiter unten sah ich schon die beeindruckende Fassade, warm und einladend im Licht der Straßenlaternen. Ich war todmüde und wollte nur schlafen. Am Fuß der Treppe blieb ich zögernd stehen, sagte mir dann aber, dass ich mich albern benahm. Morgen würde ich gleich mit dem Dekan sprechen und dann zur Luftwacht gehen und alles erzählen. Ich trat durch den Torbogen.
    Douglas konnte ich in der Pförtnerloge nicht sehen, nur den dampfenden Becher Tee auf seinem Tisch neben der Spätausgabe von La Presse . Ich ging weiter bis zum Innenhof. Normalerweise war der vom Licht aus den Fenstern der Studenten rundum hell erleuchtet, doch jetzt lag er dunkel da. Ich sah am Dornierhaus hoch und machte mein Fenster aus. Dahinter bewegte sich etwas.
    Es durchfuhr mich wie ein elektrischer Schlag, mir stockte der Atem. Ich drehte mich um und rannte zur Pförtnerloge zurück.
    »Douglas!«
    Aus dem Hinterzimmer kam keine Antwort. Vielleicht drehte er seine Runde oder war wegen einer dringenden Angelegenheit weggerufen worden. Einen Moment lang stand ich wie festgefroren da und wusste nicht, was ich tun sollte. Die große Uhr im Torbogen tickte. Weit weg hörte ich eine Tür quietschen. Ein paar Schritte hallten, dann Stille.
    Ich ergriff die Flucht. Vielleicht war das unbedacht und feige, aber ich wollte einfach raus aus dem Gebäude. Durch das Haupttor hetzte ich auf die Straße, wo ich, von den vorüberfahrenden Kutschen und den Positionslichtern eines Luftschiffs über mir beruhigt, stehen blieb. Auf der anderen Seite der Straße schlenderte ein Gendarm vorbei. Ich fragte mich, ob ich wirklich jemanden hinter dem Fenster gesehen hatte. Doch eines wusste ich genau:
    In dieser Nacht konnte ich nicht in meinem Zimmer schlafen.
    Kates Haus stand auf der Ile Saint-Louis, einer kleinen Insel im Schatten von Notre-Dame. Ich wählte die Fußgängerbrücke hinter der Kathedrale zur Spitze der Insel und eilte dann über den Quai de Baudelaire. Entlang der Straße reihten sich eindrucksvolle barocke Stadtvillen aneinander, die wie prachtvolle Festungen über dem Fluss und dem linken Ufer der Stadt aufragten. Kate wohnte in Nummer 26.
    Deirdre, eines ihrer Dienstmädchen, machte mir die Tür auf. Ich wusste, dass sie aus demselben Land wie meine Eltern kam, doch als ich einmal versucht hatte, meine drei Worte Gälisch anzubringen, tat sie so, als würde sie mich nicht verstehen, und verweigerte eine Antwort. Ich vermutete, dass sie sich als Hausmädchen einer vornehmen Pariser Familie für ihre Herkunft schämte. Das machte mich traurig und ich fühlte mich ein bisschen gedemütigt.
    »Monsieur?«, sagte sie mit leicht missbilligender Miene.
    Jetzt erst wurde mir klar, was ich für einen Anblick bieten musste. Meine Uniform war völlig verknittert, meine Jacke schmutzig, voller Ölflecken und eingerissen, wo ich während der Verfolgungsjagd mit einer Tasche hängen geblieben war. Bestimmt war auch mein Gesicht von Ruß und Schweiß überzogen.
    »Ich bin sehr dreckig«, sagte ich in meinem armseligen Französisch.
    »Ja, Monsieur, Sie sind dreckig, das stimmt«, wiederholte sie ohne jede Spur von Belustigung.
    »Ich möchte gerne zu Miss Kate de Vries.«
    »Um diese Zeit, Monsieur? Es ist schon spät.«
    »So spät nun auch wieder nicht.«
    »Werden Sie erwartet?«
    »Ja. Also eigentlich nein.«
    Deirdre zögerte, als überlegte sie, ob ich es überhaupt wert wäre, eingelassen zu werden. Doch schließlich zog sie die Tür ein bisschen weiter auf und ich zwängte mich ins Haus. Hoch über uns spannte sich die mit Stuck verzierte Zimmerdecke. »Eine gemütliche kleine Wohnung in Paris«, so hatte sie mir Kate beschrieben. »Kein ganzes Haus, nur die beiden unteren Stockwerke«,

Weitere Kostenlose Bücher