Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Airborn 02 - Wolkenpiraten

Titel: Airborn 02 - Wolkenpiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
Vom Netzwerk:
waren gewaltige Kraftstoffbehälter aufgereiht, die alle das blutrote Zeichen des Arubakonsortiums trugen. Hydrium gab den Schiffen den Auftrieb, doch der Arubatreibstoff verlieh den hungrigen Motoren Kraft. Und es war auch der Arubatreibstoff, der Paris und fast jede andere Stadt der Erde beheizte und beleuchtete.
    Endstation. Ich stieg aus. Elegant kreisten Luftschiffe über mir und warteten auf die Erlaubnis des Hafenmeisters zum endgültigen Anflug. Der Anblick all dieser Schiffe am Himmel berührte mich immer wieder. Selbst nach sechs Monaten Paris fühlte ich mich am Boden immer noch etwas schwerfällig, als ob sich nicht nur mein Körper, sondern auch mein Geist langsamer bewegen würde. Alles schien länger zu brauchen. Manchmal blickte ich in die Wolken, die über mich hinwegzogen, und überlegte, warum mein Leben nicht ebenso schnell verlief. Im Moment aber war es einfach schön, daran zu denken, dass ich vielleicht bald wieder auf einem dieser Schiffe sein würde, um hoch in den Himmel zu fliegen.
    Ich ging die Rue Zeppelin entlang und suchte nach der Adresse, die mir Nadira gegeben hatte. Nun verstand ich das Verlangen, das ich gestern Abend in ihren Augen gesehen hatte. Ich wollte die Hyperion . Ich sah ihren eisigen Rumpf förmlich vor mir, und das Schiff erschien mir wie die Höhle des Aladin, wo alle meine Probleme gelöst werden konnten. Ich hatte keine Ahnung, ob Nadiras raffinierter Schlüssel tatsächlich echt war, aber wenn sie schon den Mut hatte, in zwanzigtausend Fuß Höhe ein Schiff zu bergen, müsste sie eigentlich auch eine gute Schiffskameradin sein.
    Die Straße war gesäumt von Schiffsausrüstern und Pensionen für die ständige Flut von Luftschiffsmatrosen, die den Hafen anflogen oder ihn wieder verließen. Nach den großen Boulevards der Pariser Innenstadt machte die Rue Zeppelin einen ziemlich heruntergekommenen Eindruck. Sogar schon an diesem frühen Morgen traf man hier lärmende, nach Alkohol stinkende Matrosen an und in den Türen standen Prostituierte. Eine fing meinen Blick auf und winkte mir zu. Da ich befürchtete, dass sie gleich auf mich zukommen würde, blickte ich starr geradeaus und ging schneller. Das alles war nicht neu für mich, ich hatte schon einiges auf den Flughäfen der Welt gesehen.
    Nadiras Adresse war eine Pension über dem Laden eines Segelmachers. Das Haus wirkte etwas ansehnlicher als die meisten anderen, und als ich zum Innenhof durchging, traf ich auf die vergnügt aussehende Vermieterin, die die Fliesen wischte.
    »Ach, die Zigeunerprinzessin. Die ist aber ausgegangen, mein Junge.«
    »Sie hat wohl nicht gesagt, wann sie zurückkommt?«
    »Nein, aber wenn Sie mir Ihren Namen sagen, richte ich ihr aus, dass Sie nach ihr gefragt haben.«
    »Matt Cruse.« Ich fragte mich sofort, ob es wohl richtig gewesen war, meinen Namen zu nennen.
    »Ach, wenn das so ist … Sie hat eine Nachricht für Sie hinterlassen.«
    Sie verschwand kurz nach drinnen und ließ mich allein im Hof zurück. Durch die Erdgeschossfenster konnte ich eine Gruppe von Segelmachern beobachten, die an langen Tischen saßen und große Rollen von Goldschlägerhaut zu Gaszellen für Luftschiffe zusammennähten. Hydrium war das leichteste Gas der Welt – wie sonst würde es so große Schiffe in den Himmel heben können –, aber es war auch tückisch, weil es durch die winzigsten Löcher entweichen konnte. Goldschlägerhaut wurde aus Rinderdärmen hergestellt, die durch ein spezielles Verfahren undurchlässig gemacht worden waren.
    Die Frau kam mit einem verschlossenen Umschlag zurück. »Hier bitte.«
    »Vielen Dank!«
    Nadira musste sich meiner ziemlich sicher gewesen sein, dass sie eine Nachricht hinterlegt hatte. Ihre Schrift war etwas krakelig und unbeholfen, ähnlich wie meine. »Bin beim Hafenmeister, versuche ein Schiff zu finden. Wir treffen uns da.« Das war alles. Ganz schön vermessen von ihr, fand ich. Wie viel Erfahrung mit Schiffen sie wohl hatte? Ansonsten schien sie ja ziemlich viel Ahnung zu haben.
    Der Pariser Flughafen ist der größte der Erde, und ich brauchte rund eine halbe Stunde, vorbei an den zahllosen Liegeplätzen im Freien, bis zum Büro des Hafenmeisters. An ihren Anlegmasten vertäut, schwebten die Luftschiffe zehn Fuß über dem Boden. Überall gingen Passagiere an Bord oder stiegen aus, Stauer entluden die Frachtdecks, Segelmacher flickten Schiffshäute, Ingenieure und Maschinisten inspizierten Ruder und Motoren.
    Das Büro des Hafenmeisters befand sich in einem

Weitere Kostenlose Bücher