Airborn 02 - Wolkenpiraten
Rücken?«
»Jeden Cent selbst verdient, glaube ich«, antwortete Kate. »Er hat alles aus eigener Kraft auf die Beine gestellt und das verteufelt gut.«
Schiffseigner und zugleich Kapitän. Ich spürte meine Eifersucht wieder aufflammen.
»Wie bist du auf ihn gekommen?«, wollte ich wissen.
»Philippe, mein Ornithopterlehrer, hat mich auf ihn aufmerksam gemacht. Also hab ich Mr Slater für gestern Abend eingeladen, um zu sehen, ob er sich als Pilot für uns eignet.«
»Und ich nehme an, du hast ihn akzeptabel gefunden.«
»Er ist ziemlich unverschämt«, sagte Kate. »Unter normalen Umständen würde ich nicht mit ihm verkehren. Mir geht es nur um sein Schiff. So, und jetzt darfst du mir nicht länger böse sein. Aber andererseits« – ihr Blick schwenkte zu Nadira – »frage ich mich, ob ich mit dir böse sein muss.«
»Ich hab sie erst gestern Abend kennen gelernt. Ich hatte ein kleines Abenteuer mit ein paar Piraten.« In aller Kürze erzählte ich von meinem Treffen im Ritz und wie mir Nadira bei der Flucht geholfen hatte.
»Und jetzt hattest du vor, dich mit ihr zusammenzutun und nicht mit mir?«, erkundigte sich Kate mit Furcht einflößender Ruhe.
»Ich hab gedacht, du wärst mit Mr Slater einig!«, verteidigte ich mich.
»Sie ist doch eine völlig Fremde, Matt!«
Ich hob die Hand, um sie zum Schweigen zu bringen.
»Versuche bloß nicht, mich zu unterbrechen«, sagte sie mit blitzenden Augen. »Ich hasse das.«
»Dann rede wenigstens leiser. Hör zu, sie hat den Schlüssel.«
Kate stutzte. »Welchen Schlüssel?«
»Zu den Frachträumen der Hyperion . Sie sagt, das wären Sprengfallen.«
»Wer’s glaubt, wird selig.« Sie rümpfte die Nase.
»Was ist mit Slater. Traust du ihm?«
»Ich glaub schon, ja.«
»Wie viel hast du ihm erzählt?«, fragte ich.
»Nur, dass ich die letzten bekannten Koordinaten der Hyperion habe.«
»Das war ziemlich dreist.«
»Es hat aber geklappt«, erwiderte Kate. »Er hat zugesagt.«
»Ich muss sicher sein, dass ich ihm trauen kann«, sagte ich. »Er hat nicht das einzige Schiff hier. Wir haben noch einen Hinweis auf einen Höhenflieger.«
»Die Sagarmatha , Liegeplatz 32?«
»Oh!« Ich holte Luft. »Ist das Slaters Schiff? Also dann machen wir uns doch besser alle mal bekannt.«
Wir gingen zurück zu den anderen. Slater schaute geduldig ins Heliodrom, doch Nadira blickte mich angespannt an. Das dürfte schwierig werden. Slater kam mit ausgestreckter Hand auf mich zu.
»Hal Slater«, sagte er. Sein Griff war fester, als mir lieb war.
»Matt Cruse.« Ich drückte, so fest ich konnte. Er drückte noch fester und ließ dann los.
Nadira sah mich an. »Du hast mir nicht erzählt, dass du schon Partner hast.«
»Gestern Abend hatte ich die auch nicht. Mr Slater ist Kapitän der Sagarmatha . Und Kate de Vries ist eine Freundin von mir mit einem speziellen Interesse an der Fracht der Hyperion .«
»Hallo«, sagte Kate und hielt Nadira die Hand hin, die diese nur zögernd ergriff. Sie sah nicht besonders erfreut aus.
»Offensichtlich haben wir ein paar Dinge zu besprechen«, meinte Slater. »Vielleicht sollten wir das ganz unter uns an Bord meines Schiffs machen.«
»Das ist eine gute Idee«, sagte ich und mochte es gar nicht, wie er die Führung übernahm.
Er war ein hübscher Kerl und natürlich hasste ich ihn auf den ersten Blick. Er hatte eine breite Stirn, hohe Backenknochen, eine Haut, deren Farbe auf Gesundheit und Vitalität deutete, blaue Augen und ein kantiges Kinn. Sein welliges, blondes Haar war nach hinten gekämmt, und ich freute mich, als ich sah, dass es an den Schläfen schon dünner wurde. Seine Nase fand ich ein bisschen knollig – Kate, so hoffte ich, würde sagen, es mangele ihr an Feinheit. Und noch etwas: Er war ein kleines bisschen zu groß für seinen Anzug, als würde sein Körper ihn lediglich dulden. Er war eher an Stiefel und eine Fliegerjacke gewöhnt. Ob Kate wohl die beiden Löcher über seiner linken Augenbraue bemerkt hatte, wo einmal ein Ring seine Haut durchbohrt hatte, eine allgemein verbreitete Mode unter Luftschiffern – und eigentlich auch unter Piraten?
Slater führte uns flott über die Stege. Während ich in seinem Kielwasser folgte, wurde mir wieder bewusst, wie zerrissen und schmutzig meine Jacke war und wie verschrammt die Schuhe aussahen. Ich hätte einen guten Bettler abgegeben.
Ich hoffte, schon auf dem Weg einen Blick auf sein Schiff werfen zu können, aber es war direkt hinter einem riesigen russischen
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