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Airborn 02 - Wolkenpiraten

Titel: Airborn 02 - Wolkenpiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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Passagierschiff festgemacht. Erst als wir die Wendeltreppe zu Liegeplatz 32 hinabstiegen, bekam ich freie Sicht auf die Sagarmatha und war wie vom Blitz gerührt: Sie war eine Schönheit!
    »Schon in sie verliebt?«, witzelte Kate, als sie neben mich trat.
    Allein ihr Anblick bewirkte, dass sich mein Magen vor Neid zusammenzog. Wenn die Aurora wie ein prachtvoller Blauwal wirkte, so war die Sagarmatha wie ein Tigerhai. Sie musste etwa einhundertsechzig Fuß Länge vom Bug bis zum Heck haben und vielleicht eine Höhe von dreißig Fuß – und alles nur Muskeln. Ihr Körper war mit einem Außengerüst aus besonders leichtem Alumiron verstärkt, vermutlich zum Schutz vor den Schrammen und Stößen, die bei Bergungsarbeiten unvermeidlich waren. Doch die Sagarmatha sah keineswegs zerschrammt oder zerkratzt aus: Sie war makellos. Das Kupfer ihrer übergroßen Motorgondeln glänzte wie handpoliert. Wie die Hülle des Schiffs war auch die Führergondel mit einem filigranen Schutznetz überzogen, ohne auch nur ein angelaufenes oder rostiges Fleckchen. Scheinwerfer, mechanische Greifarme und Kopplungsvorrichtungen waren an der Unterseite zu sehen.
    »Na, Junge, was hältst du von ihr?«, fragte mich Slater, der am Ende der Treppe auf mich wartete.
    »Nicht schlecht für einen Schlepper.«
    »Oh, ein Schlepper!«, rief er und wirkte verletzt. »Sie sind aber unfreundlich, mein Herr. Komm an Bord und sieh dich um. Ich will dich umstimmen. Die Sagarmatha ist eine Schönheit. Ihr Name ist der nepalesische …«
    »Ich bin schon einige Male am Everest vorbeigeschippert.«
    »Aha, aber auch schon über ihn?«
    Der Gipfel war über neunundzwanzigtausend Fuß hoch. »Das geht nicht«, sagte ich.
    »Wirklich?« Er zwinkerte mir zu. »Ich könnte drüberfliegen. Ich könnte, falls nötig, an ihm rütteln.« Er deutete mit dem Kinn auf die mächtigen Motorgondeln steuerbords. »Fällt dir an denen etwas Besonderes auf?«
    Ich blickte genauer hin und schnappte vor Erstaunen nach Luft, als ich sah, dass sie vollkommen umschlossen waren. Lediglich die Welle und die Propeller ragten heraus.
    »Die stehen unter Druck«, sagte ich.
    »Stimmt. Ich muss nicht befürchten, dass die Motoren in dünner Luft stehen bleiben.«
    »Welche Höhe halten die aus?«, fragte ich und wollte zeigen, dass ich mich auskannte.
    »Hab ich noch nicht rausgefunden.«
    »Und wie verhinderst du, dass die Gaszellen explodieren?«
    »Sie hat zwei zusätzliche leere Gaszellen«, erklärte Slater. »Wenn sich das Hydrium zu sehr ausdehnt, leite ich es da hinein.«
    »Und wenn die voll sind?«
    Er lächelte. »Na, das ist mein kleines Geheimnis. Kannst du es dir denken?«
    »Du hast einen Kompressor an Bord und pumpst das Hydrium in Druckbehälter.«
    »Du bist ein schlauer Kerl«, sagte er.
    Wir standen uns abschätzend gegenüber. Ich hörte, wie Kate sich räusperte.
    »Entschuldigung, die Damen«, sagte Slater und drehte sich brüsk um. »Nur ein kleines Gespräch unter Männern. Nach Ihnen.«
    Als wir das Schiff betreten hatten, fiel mir auf, dass Slater die Luke hinter uns sorgfältig schloss. Dann führte er uns durch einen gut beleuchteten Gang mit Teppichboden und einer Messingstange auf der einen Seite. »Zur Messe geht es hier durch«, sagte er, machte eine Tür auf und ließ uns eintreten.
    Das war nicht die Messe eines Schleppers. Es sah hier eher aus wie in einem vornehmen Club. Auf der einen Seite des Raums stand auf einem Perserteppich ein großer Esstisch, umgeben von eleganten, hochlehnigen Stühlen. Durch eine große, gewölbte Tür ging es in den Salon, in dem dunkelgrüne und cognacfarbene Ledersessel, Fußschemel und Beistelltische sowie ein paar riesige Topfpflanzen standen. Es gab einen kleinen, aber gut bestückten Bücherschrank, einen Stapel Zeitschriften und ein Grammofon. An der Wand befand sich in einer fein gearbeiteten Einfassung ein elektrischer Kamin, und die Theke der kleinen Bar in der einen Ecke war aus dunklem Tropenhartholz gebaut. Der Raum war gut erleuchtet, von oben durch Lampen, aber auch von unten durch eine lange Reihe von Glasplatten, die in den Boden eingelassen waren. Leichter Zigarrenduft hing in der Luft. Nicht einmal die Offiziere der Aurora hatten so einen Salon.
    »Überrascht, Cruse?«, fragte Hal Slater.
    Das war ich allerdings. Obwohl das Schiff ein Nutzfahrzeug war, hatte Slater bei der Einrichtung ganz offensichtlich nicht geknausert. Die meisten Schlepper und Frachter, die ich gesehen hatte, waren ein trostloses

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