Airborn 02 - Wolkenpiraten
Geflecht von Stegen und Plattformen mit Hängematten, die an Trägern schaukelten.
»Sehr schön eingerichtet«, bemerkte ich.
»Das ist mein einziges Zuhause«, sagte er. »Am Ende eines Tages brauche ich ein bisschen Behaglichkeit. Aber wollen wir uns nicht setzen?«
Wir ließen uns am einen Ende des Esstischs nieder, Kate und Nadira nebeneinander. Beide starrten mich an und wirkten ziemlich verärgert. Es ging nicht anders, ich musste zurückstarren, denn sie stellten einen ziemlichen Kontrast dar: Kate mit ihrer blassen Haut in modisch violetter Kleidung, Nadira dunkelhäutig im exotisch flammenden Sari.
»Beißen sich unsere Farben?«, fragte Nadira trocken.
»Aber sicher«, meinte Kate. »Soll ich mich woanders hinsetzen?«
»Bemüh dich nicht.«
»Wollen wir anfangen?«, fragte Slater. »Miss de Vries hat mich bereits über die Situation in Kenntnis gesetzt und ich bin an dem Unternehmen interessiert. Aber ich meine, es verlangt ein hohes Maß an Geheimhaltung. Wie können wir sichergehen, dass alle unsere Partner vertrauenswürdig sind? Ich selbst habe an Miss de Vries und Matt Cruse nichts auszusetzen. Aber Miss Nadira hier macht mir Sorgen.«
Seine Offenheit erschreckte und beeindruckte mich gleichermaßen.
»Sie hat einen Schlüssel für die Frachträume«, sagte ich und wiederholte für Slater, was ich Kate bereits erzählt hatte.
»Dann zeig den Schlüssel«, sagte Slater.
Nadira holte ihn aus dem Etui und legte ihn auf den Tisch.
Slater befingerte ihn. »Ein hübsches, kleines Ding. Aber er könnte ebenso gut der Schüssel für dein Gepäck sein.«
»Wie sollen wir wissen, dass du nicht für John Rath und seine Piraten arbeitest?«, fragte Kate.
»Warum sollte ich dann Matt Cruse geholfen haben, ihnen zu entkommen?«, schoss Nadira zurück.
»Damit er dir vertraut«, meinte Slater kühl.
»Das ist zu sehr um die Ecke gedacht«, wandte ich ein. »Da auf dem Dach, da hatten die mich doch fest im Griff. Die hätten die Information doch aus mir herausgeprügelt. Sie brauchten keinen komplizierten Plan, um an die Koordinaten zu kommen.«
Slater sagte nichts. Kate blickte mich an, doch ich war nicht sicher, ob ich sie überzeugt hatte oder ob sie nur überrascht war, dass ich mich für Nadira einsetzte.
»Du hast gesagt, die Kerle wären gekommen, um nach deinem Schlüssel zu suchen«, sagte Slater zu Nadira. »Woher wussten sie, dass du ihn hast?«
Ich schimpfte mich einen Trottel, dass ich am vergangenen Abend nicht dasselbe gefragt hatte, und war nun gespannt, was sie antworten würde.
»Sie haben meinen Vater gekannt«, sagte Nadira. »Er hat mal mit ihnen zusammengearbeitet.«
»Oho! Eine Piratentochter.« Slater lachte. »Cruse, was pflegst du für einen faszinierenden Umgang!«
Das war nun wirklich eine belastende Information. Ich bewunderte, wie bereitwillig sie das zugegeben hatte. Und ich war verärgert, weil sie dieses Detail gestern Abend ausgelassen hatte. Mein Gesicht war heiß geworden. Ich hatte einfach zu vertrauensselig und überstürzt reagiert und fühlte mich nun wie ein totaler Amateur.
»Mein Vater ist abgehauen, als ich neun war«, erzählte Nadira. »Sieben Jahre habe ich ihn nicht gesehen. Er hat seine Entscheidungen getroffen und ich meine.«
»Wo ist er jetzt?«
»Tot.«
»Und dieser John Rath – steht deine Familie noch in freundschaftlicher Beziehung zu ihm?«, wollte Slater wissen.
»Nein. Ich hab ihn nicht gesehen, seitdem mein Vater weg ist. Aber Rath kam vor ein paar Tagen wegen mir nach London. Ein Nachbar hat bei uns an die Tür geklopft und gesagt, dass ein Gadsche die Leute nach mir ausfragt.«
»Was ist ein Gadsche?«, fragte ich.
»Einer, der nicht dazugehört, der kein Roma ist. Keiner gab sich besonders Mühe, ihm zu helfen. Ich wollte aber wissen, hinter was er her ist, und bin ihm mit Abstand nachgeschlichen. Er und seine Männer sind in eine Kneipe gegangen und da hab ich sie belauscht. Sie haben darüber gesprochen, dass die Hyperion gesehen worden ist und dass sie den geheimen Schlüssel bräuchten. Bis dahin war ich nie ganz sicher gewesen, ob mein Vater mir die Wahrheit über den Schlüssel gesagt hatte, denn er hat sich immer Geschichten ausgedacht. Rath war offenbar eingefallen, dass mein Vater mir den Schlüssel geschenkt hatte. Dann haben sie über Matt Cruse gesprochen und wie sie es anstellen wollten, ihm die Koordinaten abzuluchsen.«
Slater blickte sie misstrauisch an. »Ich traue dir nicht.«
Nadira gab keine
Weitere Kostenlose Bücher