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Airborn 02 - Wolkenpiraten

Titel: Airborn 02 - Wolkenpiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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gelangen, als den Hof zu überqueren. Ich suchte mir den Weg in den Keller des Dornierhauses und stieg dort die Treppe zu meinem Zimmer hinauf.
    An der Tür zögerte ich. Immerhin hatte ich am vergangenen Abend jemanden hinter dem Fenster gesehen. Doch jetzt war es Tag, und selbst wenn da wirklich jemand eingedrungen war, dürfte der inzwischen längst weg sein. Doch um sicherzugehen, öffnete ich die Tür erst ganz vorsichtig und stieß sie dann heftig auf. Das Zimmer war so klein, dass es keinen Platz für ein Versteck bot. Trotzdem guckte ich unter das Bett und machte die Schranktür weit auf. Es war keinerlei Unordnung zu erkennen, keine verstreuten Papiere und kein zerwühltes Bettzeug, keine zerbrochenen Stühle und kein umgestürzter Tisch. Ich konnte loslegen.
    Erst zog ich die Uniform aus, dann holte ich meinen Seesack hervor und fing an zu packen. Hemden, Hosen, Unterwäsche, Socken, Pullover, meine wärmste Jacke, ein Paar Fausthandschuhe, das meine Mutter mir gestrickt hatte. Das Handbuch der Aerostatik, das Lehrbuch für Luftfahrtmathematik und das Navigationslehrbuch stopfte ich auch noch hinein. Ich nahm an, dass sich auf dem Weg hin und zurück einige Zeit zum Lernen böte. Wenn ich noch etwas Hoffnung haben wollte, die bevorstehenden Prüfungen zu bestehen, musste ich jede freie Minute nutzen.
    Immer unter der Voraussetzung natürlich, dass ich für die Prüfungen rechtzeitig zurück wäre. Ich blickte auf den Zeitplan, den ich über meinen Schreibtisch an die Wand geheftet hatte. Wenn ich die Prüfungen versäumte, gäbe es null Punkte. Und das hieß, dass es nahezu unmöglich wäre, das Jahr anerkannt zu bekommen. Einen Moment lang holte mich die schlaflose Nacht unter der Brücke ein, und die ganze Energie, die mich angetrieben hatte, verpuffte. Auf was für eine Dummheit ließ ich mich da eigentlich ein? Wie lange hatte ich schon davon geträumt, auf diese Akademie gehen zu können, um eines Tages Offizier und vielleicht sogar Kapitän auf einem großartigen Schiff zu werden. Wenn ich die Prüfungen verpasste und das Jahr nicht anerkannt wurde, würden sie mich unwiderruflich rausschmeißen.
    Ich blickte die Hefte auf meinem Schreibtisch an mit all den Zahlen, Zeichen, dem Gekritzel und dem, was ich durchgestrichen hatte. Selbst wenn ich bliebe, könnte ich durchfallen.
    Doch wenn wir die Hyperion fänden, würde das alles keine Rolle mehr spielen. Wenn wir auf Reichtümer stießen, bräuchte ich nicht auf einem Schiff zu dienen, sondern könnte mir mein eigenes kaufen und wie Hal Slater Kapitän sein.
    Diese ganzen Wenns zusammen waren aneinander gereiht wie eine Leiter aus Eiszapfen unter heißer Sonne. Doch so unwahrscheinlich diese vagen Möglichkeiten auch waren, sie beruhigten mich etwas.
    Ich setzte mich an den Tisch und schrieb einen Brief.
    Liebe Mutter, schrieb ich.
    Und hörte wieder auf. Was konnte ich ihr schreiben?
    Ich schiffe mich gerade zu einer idiotischen und gefährlichen Schiffssuche ein. Ich schreibe dir für den Fall, dass …
    Ein Brief von Paris nach Hause mit normaler Beförderung brauchte fast zwei Wochen und bis dahin war ich höchstwahrscheinlich schon wieder in Paris. Warum sollte ich meine Mutter also beunruhigen? Aber ich kam trotzdem nicht umhin, mich zu fragen, was sein würde, wenn uns irgendein Unglück zustieß. Sie würde nie erfahren, was mit mir geschehen war. Dieser Gedanke bedrückte mich und ließ mich die ganze Angelegenheit wieder in Zweifel ziehen.
    Es ist eine seltsame Sache, einen Brief zu schreiben, der nur dann gelesen wird, wenn man tot ist, und ich fühlte mich fast wie ein Geist, als ich die paar Zeilen an meine Mutter verfasste, ihr erzählte, was ich vorhatte und erhoffte zu gewinnen: Wenn du das liest, bedeutet es, dass ich mit dem, was ich angestrebt habe, gescheitert bin, und vielleicht war es sehr dumm von mir, es überhaupt zu versuchen. Ich wollte einfach sichergehen, dass wir immer genug hätten und uns keine Sorgen zu machen bräuchten oder traurig oder verzweifelt sein müssten. Ich beendete den Brief mit liebevollen Grüßen, verschloss ihn und schrieb einen zweiten an Baz in Australien, erzählte ihm alles und steckte den Brief an meine Mutter in den Umschlag an ihn. Ich schrieb Baz, er sollte, wenn er über einen Monat nichts von mir gehört hätte, mit dem Schlimmsten rechnen und den Brief an meine Mutter weiterleiten.
    Dann schrieb ich noch eine Notiz an Dekan Pruss, dass ich einige Tage abwesend sein würde, ohne ihm aber

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