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Airborn 02 - Wolkenpiraten

Titel: Airborn 02 - Wolkenpiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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eingegliedert zu sein. Außerdem war ich erleichtert, mich nicht ständig in der Nähe von Kate und Nadira aufhalten zu müssen.
    Als ich beobachtet hatte, wie Hal Kate beim Tanzen herumwirbelte, hatte ich das Gefühl, dass er sie mit Leichtigkeit überhaupt wegwirbeln könnte. Bevor wir abgeflogen waren, hatte sie erzählt, ihr Interesse an Hal ginge nicht über sein Schiff hinaus, aber ich sah doch, wie sehr er ihr gefiel. In seiner Gegenwart war sie immer äußerst befangen, griff sich ständig ans Haar und lachte mehr als sonst. Ich hatte gar nicht gewusst, wie sehr die Eifersucht einen packen konnte. Und trotzdem wollte ich gleichzeitig Nadira anschauen und ihren Blick auf mir spüren. Wie sehr mochte ich die Erinnerung an das Gefühl, wie sich beim Tanzen ihre Bluse unter meiner Hand verschob.
    Ich fühlte mich in zwei Richtungen gezerrt und verabscheute dieses Gefühl. Ich konnte mich selbst nicht leiden und wünschte, Baz wäre da. Er hätte mir helfen können, meine Gefühle zu ordnen. Er kannte sich da aus. Offensichtlich hatte mein Herz eine verteufelte Veranlagung. Wie sonst könnte ich Kate über alles lieben, aber gleichzeitig auch Nadira begehren? Wenn ich keine Wache hatte, blieb ich lieber in meiner Kabine, als bei ihnen im Salon zu sitzen. Und bei den Mahlzeiten aß ich schnell und verzog mich unter einem Vorwand sofort wieder.
    Ich ließ meinen Blick nach Osten schweifen. Es war fast Morgen, ein Versprechen, das nie gebrochen wurde. Bald würde die Sonne über den Horizont steigen und dem wolkenlosen Himmel die Farbe wiedergeben. Ein weiterer Tag ruhigen Dahingleitens für die Sagarmatha . Plötzliche Fußtritte auf der Leiter erschreckten mich, denn meine Wache war erst in zwei Stunden vorbei. Ich blickte hinunter und sah Nadira nach oben ins Krähennest steigen.
    »Guten Morgen«, sagte sie und trat auf die Plattform. Sie atmete ein bisschen schwer in der dünnen Luft.
    »Du bist früh auf«, bemerkte ich.
    »Wenn Mrs Ram aufwacht, fängt sie an zu summen, und dann kann ich nicht mehr einschlafen. Ich habe gehofft, den Sonnenaufgang mitzubekommen.«
    »Du darfst eigentlich nicht hier oben sein.«
    »Warum nicht?«
    »Ich bin hier auf Ausguck. Ich muss dem Himmel meine volle Aufmerksamkeit widmen.«
    »Tu doch einfach so, als wäre ich nicht hier«, sagte sie, und wir mussten beide lächeln, denn das Krähennest war nicht größer als eine Telefonzelle. »Kann ich nicht bis zum Sonnenaufgang bleiben? Dann verschwinde ich wieder, ganz bestimmt.«
    Ich nickte kurz, wandte meinen Blick wieder dem Himmel zu und hoffte, die Sonne würde sich beeilen. Nadira nicht zu beachten gelang mir genauso wenig, wie mir das bei einer Flammensäule gelungen wäre.
    Aus dem Augenwinkel sah ich sie schweigend den östlichen Horizont beobachten.
    Kate hätte geredet.
    Sie hätte alle möglichen Beobachtungen gemacht und mir sofort erzählt, was ihr durch den Kopf ging. Sie hätte mich geärgert und zum Lachen gebracht. Es hätte keine Möglichkeit gegeben, ihren Redefluss zu stoppen. Ich liebte diesen Redefluss. Mit der gebündelten Energie ihrer Worte könnte man Paris beleuchten. Meine Gefühle für Kate waren so stark, dass ich sie kaum noch in den Griff bekam. In ihrer Nähe war ich voller Glück und Sehnsucht und Panik und alles wirbelte mächtig durcheinander. Ich wollte mit ihr reden, sie anschreien, sie berühren, sie küssen und vor ihr fliehen. Es war insgesamt einfach anstrengend.
    Die Sonne ließ sich schrecklich lange Zeit.
    »Du bist bestimmt gerne hier oben«, sagte Nadira. »Dieser Ausblick!«
    »Besser hier, als lernen.«
    Wieder war es eine Weile still.
    »Ich kann zwar nicht wahrsagen«, sagte sie dann, »aber im Rechnen bin ich ziemlich gut. Vielleicht kann ich dir helfen.«
    Wenn ich über meinen Büchern hockte und nur still in mich hineinfluchte, hatte ich versucht, meine Probleme vor den anderen zu verbergen. Aber Nadira hatte offenbar gut beobachtet und mein ständiges Radieren und Durchstreichen bemerkt.
    Hätte Kate dieses Angebot gemacht, hätte ich dankend abgelehnt und behauptet, ich käme gut alleine zurecht. Ihr Stern strahlte schon hell genug. Ich fühlte mich, als wäre ich dazu verdammt, immer hinter ihr herzuhinken. Das Fliegen sollte mein Bereich bleiben. Mein Stolz würde es nicht zulassen, dass sie mich auch dabei noch überflügelte.
    Irgendwie empfand ich diese Konkurrenz bei Nadira nicht. Vielleicht, weil ich sie nicht so gut kannte, oder, weil ich sie eher als ebenbürtig und

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