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Airborn 02 - Wolkenpiraten

Titel: Airborn 02 - Wolkenpiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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schrecklich war. Jetzt waren wir schon so weit gekommen und mit so großen Erwartungen. Ich wollte nicht umkehren und die Hoffnung aufgeben, die Hyperion zu bergen.
    »Was meinst du, Dorje?«, fragte Slater.
    »Kami beharrt darauf, dass es ihm gut geht. Er will nicht, dass wir zurückfliegen.«
    »Aber denkst du, es wäre nötig?«
    Dorje überlegte. Ich wusste, dass die Sherpas stolz waren und sehr bedacht auf ihren guten Ruf. Jedes Zeichen von Schwäche wurde schnellstens verborgen, um Gerüchte zu vermeiden, die zu Lasten möglicher Aufträge gehen könnten.
    »Ich glaube nicht, dass ein Doktor ihn schneller gesund machen könnte«, sagte Dorje.
    Slater nickte, er sah angespannt aus. »Dieses Abenteuer hat schon einem Mann das Leben gekostet.«
    »Mr Dalkey ist tot«, sagte Dorje. »Nichts kann ihn zurückbringen. Aber eine gute Bergung wird für die Bedürfnisse seiner Familie sorgen und ihr einige Annehmlichkeiten verschaffen.«
    »Mr Dalkey war verheiratet?«, fragte Miss Simpkins.
    »Und hatte drei Kinder«, antwortete Slater.
    »Wie schrecklich«, flüsterte Kate.
    Slater fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Ich konnte den Kummer in seinen Augen sehen und begriff, wie sehr er sich um jeden aus seiner Mannschaft sorgte. Jetzt hatte er einen von ihnen verloren und würde der Familie die tragische Nachricht mitteilen müssen. Wieder stieg in mir das Bild von Dalkeys schrecklichem Ende auf, und ich glaubte, ich müsste mich übergeben. Nach einigen tiefen Atemzügen spürte ich, wie das brennende Gefühl in meinem Magen langsam nachließ.
    »Dann machen wir also weiter«, sagte Slater mit wilder Entschlossenheit. »Wir werden auf dieser Reise noch den Sieg davontragen. Ich habe nun einen Mann weniger. Cruse, bist du immer noch so scharf auf Arbeit?«
    »Ja.«
    »Dann herzlich willkommen in der Mannschaft.«

10. Kapitel
Wetterwechsel
    Oben im Krähennest war ich das Schiffsauge, wie so oft auch schon an Bord der Aurora . Trotz der Heizdrähte, die in das Glas der Beobachtungskuppel eingelassen waren, glitzerten kleine Eisflächen wie feine Spitzenborten an der Innenseite. Ich kratzte sie weg und zog meine gefütterte Jacke enger um mich.
    In Australien unter uns herrschte heißer Sommer, aber in eintausendsechshundert Fuß Höhe war das Thermometer auf fünfzehn Grad unter null gefallen. Das Krähennest selbst war nicht geheizt, und meine Füße waren immer kalt, obwohl ich zwei Paar Socken trug. Ich bewegte meine Finger in den Handschuhen, damit sie warm wurden, und dachte dabei an die Hände meiner Mutter mit den rheumatischen, geschwollenen Gelenken. Mit Geld würde das alles nicht so viel ausmachen. Ich stellte mir die Schätze an Bord der Hyperion vor. Ich würde mit beiden Händen in eine Truhe voll Gold tauchen, und die Berührung mit dem Gold würde meine Hände wärmen und die meiner Mutter genauso schnell heilen wie durch den Kontakt mit geheiligtem Wasser. Ich suchte den Himmel ab, spähte nach Schiffen – Schiffen jeder Art –, immer in der Angst, jemand könnte uns unseren Gewinn streitig machen.
    In der Ferne sah ich kurz einen Funkenregen aufleuchten und dachte erst an Blitze, bevor mir klar wurde, dass es sich wohl um einen weiteren Schwarm dieser krakenähnlichen Segler handelte. Ich meldete es Dorje, der in der Führergondel Wache hatte, doch da sich die Biester uns offensichtlich nicht näherten, behielten wir den Kurs bei.
    Obwohl Kate von Dalkeys Tod sehr betroffen war, war sie doch ungeheuer enttäuscht, dass sie unserer erste Begegnung mit den Geschöpfen verpasst hatte. Ich konnte ihre Aufregung verstehen – mit Sicherheit waren diese Bewohner der höchsten Höhen nie vorher gesichtet worden –, doch Dalkeys Tod ging mir noch zu nahe, und ich erinnerte mich nicht gerne daran. Was ich Kate erzählen konnte, genügte kaum, ihre Wissbegier zu befriedigen, doch sie war einfühlsam genug, mich nicht zu bedrängen.
    Es tat gut, wieder arbeiten zu können. Ich mochte meine Aufgaben auf diesem Schiff, auch wenn das Schuldgefühl nicht nachließ, dass ich sie nur durch den Tod eines Mannes bekommen hatte. Da Kami Sherpa noch bettlägerig war, gab es viel zu tun, und Hal schickte mich oft in das Krähennest. Auch einige Aufgaben von Dalkey als Segelmacher waren auf mich übertragen worden: die Inspektion des Leinenwerks, der Gaszellen und der Ventile. Einmal hatte Hal mich sogar für eine Wache als Navigator eingesetzt.
    Es war beruhigend, wieder in den Arbeitsrhythmus eines Schiffs

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