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Airborn 02 - Wolkenpiraten

Titel: Airborn 02 - Wolkenpiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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Und jetzt festbinden«, sagte Hal.
    Dorje zog zwei Seile aus dem Rucksack und er und ich sicherten zusammen das Steuerrad. Die Hyperion schwankte im Wind, wollte wieder abdrehen, aber das Ruder hielt sie in Schach, unterstützt von den kraftvollen Motoren der Saga über ihr. Immer noch trieben wir leicht, durchpflügten aber nicht mehr den Himmel wie ein Tümmler.
    »Das ist viel besser«, meinte Kate.
    Die Schiffsuhr war um 23:48 stehen geblieben. Ich schaute auf den Höhenmesser, die Glasscheibe war zersprungen, die Nadel bei 19625 Fuß festgefroren.
    »Sie ist zu hoch gestiegen«, sagte ich. »Das hat sie alle umgebracht. Es gab keine Meuterei und auch keine Piraten. Alle waren auf ihrem Posten oder haben geschlafen.«
    »Nein«, sagte Hal. »Diese Höhe ist nicht tödlich.«
    »Doch, wenn das Schiff zu schnell steigt.«
    »Warum hätte es das tun sollen?«, fragte Hal.
    »Ein Auftrieb vielleicht. Ich hab das auf der Treibgut erlebt. Wenn die Hyperion in kürzester Zeit von zweitausend auf zwanzigtausend Fuß gestiegen ist, hatte sie das umbringen können.«
    »Du meinst, sie sind erfroren?«, fragte Nadira.
    »Nein, sie sind schon lange vorher erstickt. Wenn du so schnell steigst, dann ist es, als würde dir die Luft aus der Lunge gesaugt. Sie sind wahrscheinlich ohnmächtig geworden. Deshalb liegen sie alle auf dem Boden. Nur der Kapitän hat es ein bisschen länger ausgehalten.«
    Schweigend nickte Dorje seine Zustimmung.
    »Na, jedenfalls ist das eine hübsche Theorie«, sagte Hal. »Ich hoffe, du hast Recht. Denn wenn sie nicht von Piraten angegriffen worden sind, heißt das, dass wir die Ersten sind, die ihre Frachträume plündern. Lasst uns loslegen.«
    Ein Laut, als würde jemand ausatmen, wisperte durch die Führergondel.
    Wir erstarrten. Mein Blick jagte über die Körper am Boden, und fast schon erwartete ich, dass sich einer rühren und aus dem Eis freibrechen würde. Hal hielt plötzlich eine Pistole in der Hand und wirbelte zur Leiter herum, dem einzigen Zugang zur Führergondel. Doch niemand balancierte auf ihren Sprossen, auch nicht darüber im Niedergang.
    »Wer ist da!«, schrie er.
    »Krrrrähhhnneeessss…«, kam die Antwort.
    Diesmal erkannte ich die Quelle, schrie auf und deutete darauf. Das überirdische Wispern kam von einem vereisten Gitter, das an der Seite der Führergondel festgemacht war. Es war das Ende des Sprachrohrs vom Krähennest. Es lief mir heiß über Rücken und Arme. Ich stellte mir den Mann im Krähennest vor, der das Mundstück an seine vereisten Lippen hob und seine letzten Laute aus seiner vom Eis überzogenen Kehle hauchte.
    Stumm starrten wir auf das Gitter.
    »…essss«, machte die Stimme noch einmal, dann war nichts mehr zu hören als das leichte Zischen abgestandener Luft im Sprachrohr.
    »Das ist nur der Wind«, sagte Kate. »Er klingt wie Stimmen.«
    »Offensichtlich«, stimmte ihr Hal zu.
    Wir alle räusperten uns, lachten ein bisschen verlegen und versuchten, das Ganze zu überspielen.
    »Du hast eine Pistole bei dir«, sagte ich zu Hal.
    »Nur zur Verhandlung«, meinte er. »Als Argument. Du weißt nie, wer sonst noch auftaucht und das Recht auf Bergung einfordert.«
    »Schaut mal her«, sagte Kate. Sie stand am Navigationstisch und blickte durch die schwere Eisschicht, die sich über den Karten gebildet hatte. Deren Markierungen waren fast ganz verwischt, doch ich konnte noch die Umrisse von Norwegen, Finnland und der russischen Küste erkennen. »Es wurde damals angenommen, Grunel würde nach Amerika fliegen. Warum hatten sie dann eine Karte von Skandinavien und Russland?«
    »Eigenartig, ist aber jetzt egal«, sagte Hal, der kaum einen Blick darauf warf. »Ich will jetzt zu den Frachträumen.«
    Wir stiegen die Leiter hinauf und gingen auf dem Kielsteg nach achtern, vorbei am Gegenstück der Leiter, die wir heruntergekommen waren, und vorbei an vielen weiteren Stalaktiten. Wir stießen auf eine kurze Treppe zum Hauptpassagierdeck, doch Hal führte uns weiter und sagte, dahin gingen wir später. Auf beiden Seiten befanden sich nun die Türen der Küchen, Vorratskammern und verschiedener anderer Mannschaftsquartiere. Einige der Türen waren von gefrorenen Wasserfällen fast bedeckt, und es würde wohl nicht ganz leicht sein, da durchzubrechen.
    Die Strahlen unserer fünf Lampen durchpflügten die Dunkelheit vor uns, als wir den Bauch des Schiffes betraten. Die Frachtdecks befinden sich normalerweise mittschiffs an Backbord und Steuerbord, damit das Gewicht

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