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Airborn 02 - Wolkenpiraten

Titel: Airborn 02 - Wolkenpiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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Sauerstoffbehälters. Die Maske bestand aus einer durchsichtigen Glasplatte, eingefasst von einem Gummirand, der wie angegossen um Nase und Mund passte. Als ich sie festschnallte, zischte es leise. Sofort hatte ich das Gefühl, ich müsste ersticken. Ich zerrte sie ab.
    »Ich will keine«, sagte ich.
    »Tief einatmen. Tiefe, gleichmäßige Atemzüge«, sagte Hal beruhigend. »Du gewöhnst dich daran.«
    »Mir geht’s gut. Ich brauch sie nicht.«
    »Setz sie auf oder du bleibst hier!«
    Widerstrebend schnallte ich mir die Maske wieder vor das Gesicht. Ich wollte nicht, dass Kate oder Nadira dachten, ich hätte Angst vor dem Abseilen, zumal ich es kaum erwarten konnte, in der Luft zu sein. Es war ausschließlich die Maske, die mir Angst machte, ihre Art, wie sie Mund und Nase versiegelte. Das fühlte sich so unnatürlich an. Ein schreckliches Engegefühl schnürte mir die Brust zusammen. Ich bekämpfte meine Panik und atmete tief durch den Mund ein. Der Geruch war unangenehm metallisch.
    Nach ein paar Atemzügen spürte ich den Sauerstoff in den Lungen und ich entspannte mich ein bisschen. Ich mochte es nicht, aber es ging.
    »In Ordnung?«, fragte Hal.
    Ich nickte. Kami Sherpa half mir, die Sicherheitsgurte einzuhaken. Ich setzte mich, stieß mich über die Kante und – Himmel.
    Zwanzigtausend Fuß davon unter mir, der sich ausdehnte bis zu allen Horizonten der Welt. In dieser Höhe schien es, als hätte der Himmel nichts mehr mit dem Land und der See weit unten zu tun. Hier oben war sein Königreich. Hier, über den Wolken, spottete er über die Vorstellung von Erde. Hier war die wilde Tiefe des Himmels, in der Wasser nur als unsichtbare Eiskristalle existierte und der Wind sich nach den geheimnisvollen Gezeiten der Lüfte bewegte. Ich war nur ein winziges Pünktchen. Ganz kurz hatte ich die Empfindung, dass ich kein Recht hätte, hier oben zu sein, eingehüllt in meinen Pelz und getankte Luft atmend. Doch hier bin ich geboren worden, nicht so hoch natürlich, aber trotzdem hier. Der Himmel konnte mich nicht verleugnen. Er war noch immer mein Element, mehr als die Erde.
    Es ging nach unten.
    Der Wind traf mein Gesicht wie ein Meißel. Selbst durch den Schutzanzug spürte ich die grimmige Kälte, die wie ein ausgehungertes Tier nur mühsam abgewehrt werden konnte. Unter mir, weit unter dem mächtigen Körper der Hyperion, sahen die Wolken aus wie Sanddünen. Ich hoffte, dass keines der Luftwesen, die elektrische Schläge austeilten, meine Bahn kreuzen würde oder sonst irgendeine andere teuflische, noch nicht entdeckte Kreatur. Offenbar tauchte immer dann, wenn ich mit Kate unterwegs war, eine neue Art auf und versuchte, uns zu verschlingen.
    Hingekauert auf dem Schiffsrücken erwartete mich Dorje. Kaum hatten meine Füße Kontakt, klinkte er auch schon meine Sicherheitsleine an der Schiene ein. Ich selbst löste mich von der Trosse der Winde und gab Kami das Zeichen, sie einzuholen. Dorje zeigte auf das vordere Krähennest, und ich arbeitete mich darauf zu, während er noch blieb, um Kate und Nadira zu helfen. Hal würde als Letzter kommen.
    Gegen den Wind gestemmt bewegte ich mich vorsichtig voran, denn die Schiffshaut war vereist, an manchen Stellen grobkörnig, an anderen Stellen spiegelglatt, als wäre dort das Wasser in Sekundenschnelle gefroren. Ich ließ meine Sicherheitsleine an der Schiene, obwohl sie rostig und durchlöchert war und ich Bedenken hatte, was sie wohl noch aushalten konnte. Der Wind peitschte auf mich ein und die Kälte ätzte ein schmerzhaftes Muster auf meine Stirn. Ich hörte kein Geräusch, nur das durch meine Kapuze gedämpfte Heulen des Himmels und mein eigenes Keuchen unter der Maske.
    Dann erreichte ich das Krähennest, dessen gläserne Beobachtungskuppel dick mit Eis überzogen war. Ich versuchte es an der Luke. Verschlossen. Hals Anweisung lautete, so schnell wie möglich in das Schiff zu gelangen. Aus meinem Rucksack holte ich ein kleines Brecheisen, das ich unter den Riegel zwängte und nach unten stemmte. Das Schloss gab nach. Ich beugte mich nieder, um den Rand der Luke zu packen, und näherte mich dabei mit dem Gesicht der Kuppel.
    Durch eine unvereiste Stelle blickte mich ein starres Auge an.
    Ich stieß einen Schrei aus und fuhr zurück, würgte in meiner Maske und kämpfte gegen den Drang an, sie von mir zu reißen. Ich zwang mich, tief durchzuatmen. Dann kratzte ich mit dem Ende des Brecheisens noch mehr Eis ab.
    Im Krähennest saß ein Luftmatrose mit dem Kopf gegen das

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