Airframe
fabelhaft?«
Das Band lief weiter. Es war gut. Es war sehr gut - noch besser als das CNN-Band, dynamischer, radikaler. Weil die Kamera sich losgerissen hatte und frei durch die Kabine taumelte, vermittelte das Band einen besseren Eindruck davon, was an Bord dieser Maschine passiert sein mußte.
»Wer hat das sonst noch?«
»Niemand.«
»Aber Ihre unzufriedene Angestellte könnte … «
»Nein«, sagte Jennifer. »Ich habe ihr versprochen, daß wir ihre Prozeßkosten übernehmen, wenn sie es sonst niemandem gibt. Die wird stillhalten.«
»Dann haben wir es also exklusiv.«
»Genau.«
»Ein internes Band aus dem Besitz von Norton Aircraft.«
»Genau.«
»Dann haben wir hier eine fabelhafte Story«, sagte Marty.
Auferstanden von den Toten, dachte Jennifer, als sie Marty zum Zaun gehen sah, wo er sich auf seine Anmoderation vorbereitete. Der Beitrag war gerettet.
Sie wußte, von jetzt ab konnte sie sich auf Marty voll verlassen. Natürlich brachte das Band nichts an neuer Information. Aber Marty war ein Profi und wußte, daß ihre Reportagen mit dem zur Verfügung stehenden Bildmaterial standen und fielen. Wenn das Bildmaterial gut war, war alles andere unwichtig.
Und dieses Band war ein Aufreißer schlechthin.
Deshalb ging Marty jetzt fröhlich vor dem Zaun auf und ab und spähte durch die Maschen auf Nortons Firmengelände. Die Situation war perfekt für Marty, ein Band aus der Firma selbst, das förmlich nach Mauern und Verschleiern roch. Marty würde das Letzte aus ihm herausholen.
Während die Maskenbildnerin seinen Hals retuschierte, sagte Marty: »Wir sollten das Band Dick schicken. Damit er es ausschlachten kann.«
»Schon passiert«, sagte Jennifer und deutete auf eins der Autos, das eben davonfuhr.
Innerhalb einer Stunde würde Dick das Band haben. Und er würde sich die Hände reiben, wenn er es sah.
Natürlich würde er es ausschlachten. Er würde mit Ausschnitten daraus für die Sendung am Samstag werben. »Schockierender neuer Film über die Norton-Katastrophe! Beängstigendes Material über den Tod in den Lüften! Nur bei Newsline, Samstag um zehn!«
Sie würden den Aufreißer alle halbe Stunde bis zur Sendezeit bringen. Am Samstag abend würde die ganze Nation vor dem Fernseher sitzen.
Marty improvisierte seine Anmoderation, und er machte es gut. Jetzt saßen sie wieder im Auto und fuhren zum Firmentor. Sie waren sogar ein paar Minuten zu früh dran.
»Wer ist der Gesprächspartner in der Firma?«
»Eine Frau namens Singleton.«
»Eine Frau?« Wieder zog Marty seine dunklen Augenbrauen hoch. »Was soll denn das?«
»Sie ist eine Vizedirektorin. Ende Dreißig. Und sie gehört zum Untersuchungsteam.«
Marty streckte die Hand aus. »Geben Sie mir die Unterlagen.« Er fing sofort im Auto zu lesen an. »Denn Sie wissen schon, was wir jetzt zu tun haben, nicht, Jennifer? Der ganze Beitrag ist auf den Kopf gestellt. Dieses Band läuft vier, vielleicht vier-dreißig. Vielleicht sollten Sie Ausschnitte daraus zweimal zeigen - ich würd’s tun. Das heißt, Sie haben nicht mehr viel Zeit für Barker und die anderen. Es wird das Band sein und die NortonSprecherin. Das sind die Kernpunkte der Geschichte. Wir haben also keine andere Wahl. Wir müssen diese Frau festnageln, müssen Sie kalt erwischen.«
Jennifer sagte nichts. Sie wartete, während Marty in der Akte blätterte.
»Moment mal«, sagte Marty. Er starrte eines der Papiere an. »Soll das ein Witz sein?«
»Nein«, sagte Jennifer.
»Das ist Dynamit«, sagte Reardon. »Wo haben Sie das her?«
»Norton hat es mir in einem Paket mit Hintergrundinformationen geschickt, vor drei Tagen, aus Versehen.«
»Ein schlimmes Versehen«, sagte Marty. »Vor allem für Ms. Singleton.«
14 Uhr 15
War Room Casey war eben unterwegs zur Innenraumanalyse, als ihr Handy läutete. Es war Steve Nieto, der Fizer in Vancouver.
»Schlechte Nachrichten«, sagte er. »Ich war gestern im Krankenhaus. Er ist tot. Zerebrales Ödem. Mike Lee war nicht da, darum haben sie mich gebeten, die Leiche zu identifizieren, und … «
»Steve«, sagte sie. »Nicht über Handy. Schicken Sie mir ein Fax.«
»Okay.«
»Aber nicht hierher. Schicken Sie es zum Testfluggelände in Yuma.«
»Wirklich?«
»Ja.«
»Okay.«
Sie schaltete ab und betrat Hangar 4, wo noch immer orangefarbene Bänder die Umrisse der Kabine markierten. Sie wollte mit Ringer über die Pilotenmütze reden, die sie gefunden hatten. Sie war wesentlich für die Geschichte, wie sich jetzt
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