Airframe
die Ergebnisse der Norton-Untersuchung berichten. Und Newsline, das um 22 Uhr auf Sendung ging, wäre dann nicht auf der Höhe der Ereignisse. Je nachdem, was bei der Pressekonferenz herauskam, konnte der bereits am Abend zuvor geschnittene Newsline -Beitrag schon ein uralter Hut sein. Es könnte ziemlich peinlich werden.
Reardon seufzte. »Andererseits«, sagte er, »wollen wir Ihnen gegenüber fair sein.«
»Natürlich«, sagte Casey.
16 Uhr 15
Verwaltungsgebäude
»Die dumme Kuh«, sagte Marder zu Richman. »Es ist doch egal, was sie jetzt macht.«
»Aber wenn Sie einen Testflug ansetzt …«
»Na und?« sagte Marder.
»Ich glaube, sie will ihn von dem Nachrichtenteam filmen lassen. Die sind schon ganz heiß auf die Story.«
»Und? Was soll das bringen? Ein Testflug macht die Geschichte nur noch schlimmer. Sie hat doch keine Ahnung, was den Unfall verursacht hat. Sie kann nur spekulieren. Und sie hat keine Ahnung, was passiert, wenn sie mit der TransPacific-Maschine in die Luft geht. Wahrscheinlich können sie das Ereignis nicht reproduzieren. Und vielleicht gibt es auch Probleme, von denen noch keiner was weiß.«
»Zum Beispiel?«
»Die Maschine hat stärkste Andruckkräfte überstehen müssen«, sagte Marder. »Vielleicht hat sie noch unentdeckte strukturelle Schäden. Alles mögliche kann passieren, wenn sie mit diesem Flugzeug jetzt in die Luft gehen.« Marder machte eine wegwerfende Handbewegung.
»Das ändert nichts. Newsline geht Samstag abend von zehn bis elf auf Sendung. Am frühen Samstagabend werde ich den Aufsichtsrat davon in Kenntnis setzen, daß wir schlechte Publicity zu erwarten haben und daß wir für Sonntag morgen eine Sondersitzung einberufen müssen. Hal kann dafür mit Sicherheit nicht rechtzeitig aus Hongkong zurück sein. Und seine Freunde im Aufsichtsrat werden ihn fallenlassen wie eine heiße Kartoffel, wenn sie von dem Sechzehn-Milliarden-Dollar-Geschäft erfahren. Die haben doch alle Aktien. Die wissen, was diese Ankündigung für ihre Anteile bedeutet. Ich bin der nächste Präsident der Firma, und niemand kann irgendwas dagegen tun. Hal Edgarton nicht. Und auf keinen Fall unsere liebe Casey Singleton.«
»Ich weiß nicht«, sagte Richman. »Ich glaube, sie hat etwas vor. Sie ist ziemlich gerissen, John.«
»Nicht gerissen genug«, sagte Marder.
16 Uhr 20
W AR R OOM
Die Kameras wurden abgebaut, die Kartons von der Decke geholt, die Mikros abgeklemmt, die Schaltkästen und Kamerakoffer hinausgetragen. Aber die Verhandlungen gingen weiter. Ed Fuller, der schlaksige Chef der Rechtsabteilung, war dabei, ebenso Teddy Rawley, der Pilot, dazu zwei Ingenieure, die den Testflug vorbereiteten, um etwaige technische Fragen zu beantworten.
Für Newsline redete jetzt nur Malone. Reardon ging im Hintergrund auf und ab und blieb nur hin und wieder stehen, um ihr etwas ins Ohr zu flüstern. Seine Autorität schien mit den hellen Lichtern verschwunden zu sein, er wirkte jetzt müde, gereizt und ungeduldig.
Malone begann mit dem Hinweis, daß, da Newsline einen ganzen Beitrag nur über die Norton N-22 machte, es doch im Interesse der Firma sei, Newsline den Testflug filmen zu lassen.
Casey erwiderte, das sei kein Problem. Testflüge würden mit Dutzenden von Videokameras dokumentiert, sowohl innerhalb als auch außerhalb des Flugzeugs, das Newsline-Team könne den ganzen Flug auf Monitoren auf dem Boden verfolgen. Außerdem könnten sie das Material anschließend für die Sendung haben.
Nein, sagte Malone, das reiche nicht. Das Newsline-Team müsse tatsächlich in der Maschine sein.
Casey entgegnete, das sei unmöglich, kein Flugzeughersteller haben je ein Außenteam auf einen Testflug mitgenommen. Sie mache ihnen, sagte sie, bereits ein Zugeständnis, indem sie sie die Aufnahmen auf dem Boden sehen lasse.
»Nicht gut genug«, sagte Malone.
Ed Fuller mischte sich ein und erklärte, es sei ein Problem der Haftung. Norton könne einfach keine unversicherten Nichtangestellten zu dem Test zulassen. »Sie werden einsehen, daß bei einem Testflug ein Risiko besteht. Das ist unvermeidlich.«
Malone sagte, daß Newsline jedes Risiko auf sich nehmen und eine Verzichtserklärung zur Aufhebung der Firmenhaftung unterzeichnen würde.
Ed Fuller meinte, daß er eine solche Verzichtserklärung aufsetzen könne, daß aber die Newsline -Anwälte sie erst gutheißen müßten und dazu nicht genug Zeit sei.
Malone sagte, sie könne von den Newsline-Anwälten innerhalb einer Stunde Bescheid
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