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Airframe

Airframe

Titel: Airframe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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ein.
    Casey stand ebenfalls auf. Sie riß sich den Sender ihres Funk-mikros vom Rockbund. Die Maskenbildnerin kam mit der Puderquaste zu ihr gelaufen. Casey hob die Hand. »Gleich«, sagte sie.
    Als die Scheinwerfer ausgeschaltet wurden, hatte sie Richman gesehen, der zur Tür lief. Casey eilte hinter ihm her.

15 Uhr 01
    Gebäude 64
    Sie holte ihn im Gang ein, packte ihn am Arm und riß ihn herum. »Sie Schwein!«
    »He«, sagte Richman. »Immer mit der Ruhe.« Er lächelte und nickte an ihr vorbei nach hinten. Als sie sich umdrehte, sah sie den Tontechniker und einen der Kameramänner auf den Gang treten.
    Wütend gab sie Richman einen Schubs und stieß ihn rückwärts durch die Tür zur Damentoilette. Richman fing an zu lachen. »Mein Gott, Casey, ich wußte ja gar nicht, daß Sie scharf auf… «
    Dann standen sie im Waschraum. Sie stieß ihn gegen ein Waschbecken. »Sie kleiner Mistkerl«, fauchte sie. »Ich weiß nicht, was Sie vorhaben, aber Sie haben diesen Bericht rausgegeben, und ich werde … «
    »Sie werden gar nichts tun«, sagte Richman, und seine Stimme klang plötzlich kalt. Er stieß ihre Hände weg. »Sie verstehen es immer noch nicht, was? Es ist vorbei, Casey. Sie haben eben das China-Geschäft vermasselt. Sie sind erledigt.«
    Sie starrte ihn verständnislos an. Er war stark, selbstbewußt -ein ganz anderer Mensch.
    »Edgarton ist erledigt. Das China-Geschäft ist erledigt. Sie sind erledigt.« Er grinste. »So wie John gesagt hat, daß es passieren würde.«
    Marder, dachte sie. Marder steckte dahinter. »Wenn das China-Geschäft den Bach runtergeht, dann geht Marder ebenfalls. Edgarton wird dafür sorgen.«
    Richman schüttelte mitleidig den Kopf. »Nein, das wird er nicht. Edgarton sitzt in Hongkong fest, der weiß überhaupt nicht, wie ihm geschieht. Sonntag mittag wird Marder der neue Präsident von Norton Aircraft sein. Den Aufsichtsrat hat er in zehn Minuten auf seiner Seite. Weil wir nämlich ein viel größeres Geschäft mit Korea abgeschlossen haben. Einhundertzehn Maschinen fest und eine Option auf weitere fünfunddreißig. Sechzehn Milliarden Dollar. Der Aufsichtsrat wird begeistert sein.«
    »Korea«, sagte Casey, die das Ganze zu begreifen versuchte. Denn das war ein gigantischer Auftrag, der größte in der Geschichte der Firma. »Aber warum würde … «
    »Weil wir ihnen den Flügel gegeben haben«, sagte Richman. »Und als Gegenleistung kaufen sie uns mit Freuden einhundertzehn Flugzeuge ab. Die sensationsgeile amerikanische Presse ist ihnen egal. Sie wissen, daß die Maschine sicher ist.«
    »Er gibt ihnen den Flügel?«
    »Klar. Es ist ein Bombengeschäft.«
    »Ja«, sagte Casey. »Es bombt die Firma vom Markt.«
    »Wirtschaftliche Globalisierung«, sagte Richman. »Man muß mit der Zeit gehen.«
    »Aber Sie vernichten die Firma«, sagte sie.
    »Sechzehn Milliarden Dollar«, sagte Richman. »In dem Augenblick, da das bekannt wird, geht der Norton-Kurs durch die Decke. Alle profitieren davon.«
    Alle außer den Leuten in der Firma, dachte sie.
    »Das Geschäft ist perfekt«, sagte Richman. »Wir haben nur noch jemanden gebraucht, der die N-22 öffentlich schlechtmacht. Und das haben Sie eben für uns getan.«
    Casey seufzte und ließ die Schultern sinken.
    Über Richmans Schulter hinweg sah sie sich selbst im Spiegel. Ihr Hals war mit Make-up zugekleistert, das jetzt bereits Risse bekam. Ihre Augen waren dunkel. Sie sah abgekämpft, erschöpft aus. Geschlagen.
    »Deshalb würde ich vorschlagen«, sagte Richman, »daß Sie mich jetzt sehr höflich fragen, was Sie tun sollen. Weil das das einzige ist, was Sie jetzt noch tun können: Befehle zu befolgen. Tun Sie, was man Ihnen sagt, seien Sie ein braves Mädchen, dann gibt John Ihnen vielleicht eine Abfindung. Sagen wir, drei Monate. Ansonsten stehen Sie auf der Straße.«
    Er beugte sich zu ihr. »Verstehen Sie, was ich sage?«
    »Ja«, sagte Casey.
    »Ich warte. Fragen Sie mich höflich.«
    Trotz ihrer Erschöpfung raste ihr Verstand, überlegte Alternativen, suchte einen Ausweg. Aber sie sah keinen Ausweg. Newsline würde die Story bringen. Marders Rechnung würde aufgehen. Sie hatte verloren. Sie hatte schon von Anfang an verloren gehabt. Von dem Tag an, als Richman auftauchte.
    »Ich warte«, sagte Richman.
    Sie betrachtete sein glattes Gesicht, roch sein Rasierwasser. Der kleine Mistkerl genoß die Situation. Und nach einem Augenblick der Wut, der äußersten Empörung, sah sie einen Ausweg.
    Von Anfang an hatte sie

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