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Airport-Klinik

Airport-Klinik

Titel: Airport-Klinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Staatssekretärs von der SÜBA stammt. Wir haben nicht nur die Paletten-Aufschriften; Margot Hoffmann schoß auch jede Menge Fotos davon.«
    »Und die wollen Sie jetzt bringen? Wie stellen Sie sich das vor?« fragte Haupt.
    »Das besprechen wir anschließend«, sagte Hensche. »In meinem Büro. Rüdiger Göttner und ich. Sie haben ja jetzt genug zu tun, Herr Haupt.«
    Es war so ziemlich der einzige Satz, den der Chefredakteur bei der Konferenz abgesondert hatte.
    Auch jetzt, im Chef-Büro, die Tasse Kaffee vor sich, die ihm Frau Kemp, seine Sekretärin, gebracht hatte, zeigte er sich nicht besonders gesprächig, sondern wiederholte nur Haupts Frage: »Na, Rüdiger? Und wie stellen Sie sich den Ablauf vor?«
    Rauchwolken. Paff-paff-paff …
    Rüdiger Göttner rutschte auf dem Sessel weit nach vorne. In dem dämlichen Ding sackst du glatt ab, dachte er; dabei brauchst du jetzt Durchblick wie nie. Powern, das war die einzige Chance. Er sah die Schlagzeile vor sich:
    ›STAATSSEKRETÄR IN KORRUPTIONS-SKANDAL VERWICKELT! – Von Rüdiger Göttner.‹
    Seite eins, jawohl, der Aufmacher womöglich. Seine Chance war's – der Durchbruch!
    »Angriff«, sagte er. »Kein Einzel-Interview, Herr Hensche. Nichts Privates. Angriff vor den anderen. Auf dem Markt gewissermaßen. Auf der Agora.«
    »Agora?« Hensche lächelte amüsiert. »Jetzt kommen Sie mir auch noch mit griechischer Bildung, Rüdiger? Überfordern Sie sich da nicht?«
    »Vielleicht sollte ich einiges klarstellen, was meine Wenigkeit angeht, Herr Hensche … Aber nicht heute. Sache ist jedenfalls: Martin Reinbacher fliegt morgen nach Rom. Zu den Agrar-Verhandlungen. Und da er in Frankfurt für einen Tag unterbricht, fällt für die liebe hessische Presse eine Pressekonferenz im Airport ab. Und zwar in der Senator-Lounge. Beginn sechzehn Uhr.«
    »Und da wollen Sie …?«
    »Was ich will, ist folgendes: Erstens bei ihm einen Schock erzielen. Zweitens die Reaktion darauf dokumentieren. Und das geht immer am besten vor großem Publikum.«
    »Dokumentieren heißt fotografieren?«
    »Genau.«
    »Und die Fotos schießt natürlich Ihre Freundin, die Hoffmann?«
    »Vielleicht ist Margot Hoffmann meine Freundin, Herr Hensche – sicher aber ist sie die reaktionsschnellste Fotoreporterin im ganzen Stall.«
    Hensche lächelte noch immer: »Und wie wollen Sie ihn erreichen, den Schock?«
    »Ich hab die Quittung. Und ein paar interessante Briefchen. Und Margot hat mir das ganze Material auf 18/36 vergrößert, schön groß aufgeblasen, damit es selbst ein halb Blinder lesen kann. Ich kann es rumzeigen, ich kann es ihm unter die Nase halten.«
    »Können vielleicht. Aber das werden Sie nicht tun, Rüdiger. Wissen Sie, warum? Weil das Theater ist! Schmierenkomödie. Nicht Journalismus. Und schon gar kein Stil.«
    Rüdiger Göttner nagte an seiner Unterlippe. Mist! Bei sich hatte er die Szene, nein, den Szenen-Effekt ein Dutzendmal durchgespielt. Aber jetzt beschlichen ihn nicht nur Zweifel, vielmehr erkannte er: Der Alte hat recht.
    »Ich werde mir etwas anderes einfallen lassen, Herr Hensche.«
    »Schon besser. Tun Sie das.«
    Hensche sah auf seine Uhr.
    »Ich könnte zum Beispiel zunächst mit Fragen beginnen …«
    Der Chefredakteur lehnte sich zurück und zeigte sein berühmt-berüchtigtes Lächeln: »Hören Sie zu, Rüdiger! Ich habe einen Verleger. Den Satz kennen Sie ja. Also wissen Sie auch, was er bedeutet. Wenn Sie Ihr Spiel mit Ihren Karten spielen wollen – für mich ist das in Ordnung. Aber falls es die falschen Karten sind, sind Sie dran, nicht ich.«
    »Das ist mir klar.«
    »Na schön. Also will ich's mir gar nicht anhören. So kommen Sie auch nicht in die Versuchung, sich auf mich zu berufen. Ist auch das klar?«
    »Ja.«
    Rüdiger Göttner wollte grinsen. Im allgemeinen gelang ihm das schnell und leicht. Diesmal allerdings schaffte er es nur unter Schwierigkeiten …
    Zeit hatten sie noch, genug Zeit. Als Rüdigers roter verbeulter BMW in die Auffahrt glitt, fing es schon wieder an zu nieseln. So war's seit Tagen, seit diesem dämlichen Gewitter. Es regnete, hörte auf, fing wieder an. Und die Welt sah so aus, wie sie es vermutlich war: verschmiert, grau, dreckig.
    »Wo willst du denn jetzt hin?« fragte Fotoreporterin Margot. »Die Parkhaus-Einfahrt ist dort drüben.«
    »Wirst du gleich sehen, Mädchen.«
    Er steuerte den BMW mit Schwung in eine Garageneinfahrt. Es war die Einfahrt zu den Personalgaragen der Flughafen-AG.
    »Guckste, was?«
    Margot nickte.

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