Airport-Klinik
hochgezogenen Brauen.
»Was tut Ihnen leid?«
»Wir können und werden Sie hier nicht reinlassen.«
»Sie werden was nicht?«
»Das haben Sie bereits vernommen.«
»Sie wollen … Sie wollen die Presse bei der Ausübung ihrer …«
»Nicht die Presse, Herr Göttner. – Sie! Sie ganz persönlich. Ihretwegen stehe ich sogar hier, um die Gäste zu kontrollieren. Und was die Ausübung Ihres Berufes angeht: Wir wissen inzwischen Bescheid, wie Sie den ausüben. Der Herr Staatssekretär läßt Ihre – hm – Ihre Machenschaften bereits seit einiger Zeit verfolgen. Sie haben auf unstatthafte Weise Sekretärinnen bedrängt und sich Korrespondenzen beschafft … Aber lassen wir's. Diese Fragen werden Sie alle noch von unserem Anwalt erklärt bekommen. Hier aber, um das auch klarzustellen, besitzen wir Hausrecht. Und das heißt …«
»Das heißt was?« Rüdiger Göttner berührte mit dem rechten Zeigefingernagel seine Nase – ein Zeichen für die Fotoreporterin – und starrte dabei aus schmalen, wutglitzernden Augen den anderen an.
Margot hatte schnell geschaltet. Wie immer. Das erste Blitzlicht flammte auf.
»Ihren Namen! Ich möchte sofort Ihren Namen.«
Wieder der Blitz.
»Aha! Den wollen Sie mir noch nicht mal geben? Gut, dann werde ich ihn mir von Herrn Reinbacher holen. Und das kann ich Ihnen auch schon sagen: Die Geschichte hier wird nicht nur den Presse-Rat beschäftigen, sondern auch die Bundesregierung. Dafür sorge ich!«
Rüdiger Göttner hob den Ellbogen, um die beiden BGS-Typen, die sich nun wie eine Mauer vor ihm aufgebaut hatten, auseinanderzuschieben: »Lassen Sie mich durch!« Er spannte den Rücken, setzte seine ganze Kraft ein und betete dabei: Hoffentlich schießt die Margot wieder … Ja! Gut. Sehr gut!
»Lassen Sie den Quatsch«, sagte einer der Männer. Blond war er und jung und trug einen winzigen Bart auf der Oberlippe. »Ich warne Sie!«
»Ja, von wegen«, keuchte Göttner und setzte den rechten Fußballen auf, um sich noch mehr Schub zu verleihen. Wer wird sich denn von einem solchen Scheiß-Bullen abschmettern lassen? Er doch nicht!
Doch dann wurde ihm der Fuß plötzlich weggeschlagen. Er fühlte, wie er stürzte, spürte den heftigen Aufprall; den Schmerz, der wie eine sengendheiße Flamme war und vom Arm zum Herzen stach. Der Ellenbogen … Himmelherrgott nochmal, schon wieder das Gelenk … Wie in Kitzbühl … Oh Gott! Oh Scheiße, tut das vielleicht weh …
Er schrie auf. Und dann jammerte er: »Mein Arm … Seid Ihr denn verrückt geworden?! Oh – au, mein Arm!«
»Sie wollten es doch so«, sagte der BGS-Mann.
Ellbogen, Speiche auch noch – die Röntgenaufnahmen, die ihm der junge Arzt der Airport-Klinik gezeigt hatte, bewiesen es: eine Doppelfraktur. Es hatte gleich beide Unterarmknochen erwischt.
Rüdiger Göttner fühlte sich zerschlagen und leergebrannt. Und es war weniger der Schmerz, auch nicht die Analgetika, die sie ihm gegeben hatten – es war Zorn.
WENN SIE DIE FALSCHE KARTE ERWISCHEN, GÖTTNER, SIND SIE DRAN …
Vielleicht war es die falsche Karte gewesen, okay, aber dran? Nein, eine Niederlage war das noch lange nicht. Er würde das Gesindel mit Anzeigen zudecken. Er würde einen Artikel schreiben – was heißt schreiben, diktieren mußte er ihn ja. Jedenfalls würde das ein Artikel werden, der sich gewaschen hatte. Margot hatte er bereits mit dem BMW in die Redaktion geschickt, um den Chef heiß zu machen. Und wenn dieses Affentheater hier in der Klinik vorbei sein würde – so ein kaputter Arm machte sich in der Redaktion ja auch nicht übel. Zumindest war er ein Beweis für seinen Einsatzwillen. Wenn dies also vorbei war, dann würde er …
Die Tür ging auf. Die Schwester kam mit der Armschiene.
»Schwester, Moment mal …«
Er verstummte schon wieder. Himmelarsch, dieses Mädchen kennst du doch? Schwarze Haare. Und hübsch, wo man hinsah. Dunkle, tiefe Italiener-Augen, dazu diese Unterlippe! Von der hast du doch schon mal geträumt. Aber wann denn? Richtig: Der Presse-Ball vor zwei Jahren! Heute hatte sie züchtiges, frisch gestärktes Weiß am Leib, aber damals, Mannomann: Korsage, Netzstrümpfe, Strapse. Und mit diesen Strapsen hat sie dich vollkommen verrückt gemacht. Ließ sich auch ohne weiteres anbaggern. Und du hattest schon vom Schnellfick des Jahrhunderts geträumt, aber anschließend im Wagen war's bereits vorbei.
»Auf dem Liegesitz?« hatte sie gelacht. »Ich doch nicht! Was ich brauche, ist ein breites Bett.«
Damit konnte er
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