Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Airport-Klinik

Airport-Klinik

Titel: Airport-Klinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
damals nicht dienen, weil schon die Margot in seinem Bett gelegen hatte und auf ihn wartete.
    Und jetzt? – Jetzt stand diese Schöne einfach da und lächelte und sagte: »Noch immer ziemlich stürmisch, was? Komisch, du änderst dich auch gar nicht. Aber manchmal geht's halt schief. Jetzt gib mal her!«
    »Mein Lichtblick«, sagte Göttner. »Gestern, heute, morgen.«
    »Ruhighalten!«
    Seine Hand wurde kalt, in seinen Arm-Arterien schossen tausende winzige Wasserflöhe hin und her, um ihn zu quälen. Er spürte, wie ihm der Schweiß auf die Stirn trat. Es tat schon höllisch weh, aber dann sah er die langen Wimpern und den dunklen Flaum auf ihrer Oberlippe und versuchte verzweifelt, sich abzulenken. Klasse ist sie, verdammt hübsch sogar. Dieser zarte, fast unsichtbare Flaum wuchs sicher auch an ihrem Nacken und in der Linie, die ihr Rückgrat bildete … Sie hatte wunderschöne, schneeweiße Schenkel gezeigt, damals …
    »Au!«
    »Ja – au! Jetzt sind wir schon fertig, Rüdiger? Nicht wahr, Rüdiger? Das war's doch?«
    Er nickte. »Und du?«
    »Lukrezia. – Komisch. Ich bilde mir immer ein, so einen Namen vergißt man nicht.«
    »Den Namen vielleicht«, sagte er. »Ein Mädchen wie dich? Ausgeschlossen!«
    Es half, tatsächlich. Der Schmerz wollte ihn wieder anfallen, aber er brauchte ja nur in ihre Augen zu schauen, nur ein wenig zu flirten.
    »Was ist passiert?« Sie deutete auf die Schiene. »Gefallen?«
    »Gefallen worden. Die haben mich einfach umgebügelt. Wie ist das? Trinkst du mit mir eine Tasse Kaffee? Draußen? Ich erzähl's dir. Aber falls du ein besseres Thema hast, ist's mir auch lieber.«
    Eine zögernde Falte entstand über ihrer Nase. »Na gut, aber keinen Kaffee. Macht mich noch nervöser, als ich ohnehin schon bin. Und genau das kann man sich in diesem Laden hier nicht leisten.«
    »Hört sich aber nicht besonders begeistert an?«
    Sie gab keine Antwort. Sie sah ihn nur an.
    Rüdiger Göttner stand auf, als er sie kommen sah. Und schon fing der Arm an, ihm wieder Schwierigkeiten zu machen. Er trug ihn in einer Tuchschlinge: Dunkelgrau und schauerlich. Er mußte sich was Schickeres zulegen. Er winkte ihr mit der linken Hand. Lukrezia hatte sich die schwarzen Haare gekämmt, weich und schimmernd fielen sie ihr über die Schultern. Und so, in ihren Jeans und der stahlblauen, breitschultrigen Bluse fand er sie viel aufregender als mit ihrer Straps-Sexy-Schau beim Presse-Ball.
    Das sagte er ihr auch und erzielte lediglich ein desinteressiertes: »So, meinst du?«
    Der Kellner kam. »Martini«, sagte sie. »Und bitte ohne Eis, mit viel Wasser.« Sie nahm Platz und deutete auf seinen Arm: »Also? Wie ist das gekommen?«
    Er berichtete ihr von seiner Auseinandersetzung mit den Leuten des Staatssekretärs Reinbacher und spürte, wie bei jedem Wort sein Zorn und mit dem Zorn diese elenden, kleinen Wasserflöhe zurückkamen, die heiß durch sein Fleisch kribbelten. »Du kannst es ruhig wissen«, sagte er grimmig zum Schluß, »das geht morgen sowieso raus. Dann ist der ehrenwerte Herr Staatssekretär so gut wie tot. Das ist er schon jetzt – er weiß es nur noch nicht.«
    »So?« sagte sie nur und nippte an ihrem Martini.
    Ihr Desinteresse ärgerte ihn. »Du kümmerst dich wohl nicht viel um Politik?«
    »Wenn das Politik sein soll, daß einer achtzigtausend oder wieviel Mark verschiebt? Da laufen hier ganz andere Dinge …«
    »Hier? Wieso denn hier? Auf dem Airport?«
    Wieder griff sie nach ihrem Glas, und jetzt wußte er auch, was ihr Gesicht so aufregend machte: die passend abgestimmte Form der Augen und des Mundes. Mandelförmig. Zwei dunkle Mandeln die Augen; eine große, feuchtglänzende rote Mandel der Mund. Er fing ihren abschätzenden Blick ein. Sie wollte sich interessant machen. Na, um so besser.
    »Also, zier dich nicht, Lukrezia. Erzähle!«
    Lukrezia ließ den süß-herben Geschmack des Martinis auf ihrer Zunge zergehen. Sie überlegte. Doch nicht lange. Der Typ – nun ja, sie kannte die Sorte. Rüdigers liefen zu Hunderten herum und machten sie an. Aber immerhin, er war Reporter, und das hieß, er kannte Gott und die Welt. Nein, er war nicht uninteressant, gar nicht …
    Und daß er übel aussah, konnte man auch nicht behaupten.
    »Ich hab die Sensation da im Haus. Da brauch ich noch nicht mal vor die Tür. Bei uns in der Klinik sitzt seit zwei Stunden die Polizei.«
    »Ach ja?«
    Sie überhörte den ironischen Unterton. »Erinnerst du dich, daß 1985 gleich dort drüben eine Bombe

Weitere Kostenlose Bücher