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Airport-Klinik

Airport-Klinik

Titel: Airport-Klinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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über die Wangen.
    Himmelherrgott nochmal, wann kamen sie endlich?! Wann fuhren hier die ersten Klinik-Sankas auf?
    Hansen lief hinüber zum ›Beta‹-Wagen. Auch hier dasselbe Bild: Sanitäter, die sich über Bahren knieten und Plasma-Behälter hochhielten. Blutdurchtränkte Verbände. Aufgerissene, um Atem kämpfende Münder und stille, blasse, so unendlich junge Gesichter …
    An zweien der drei Tische waren Fred Wicke und Olaf Honolka an der Arbeit. Fred Wicke nähte gerade mit raschen, umsichtigen Stichen eine gewaltige Fleisch-Rückenwunde, tamponierte, ließ sich von Bärbel Rupert eine Drainage geben. Olaf Honolka aber …
    Hansen kam im rechten Augenblick. »Sehen Sie sich das an, Herr Dr. Hansen! Ein stumpfes Bauch-Trauma – und was für eines!«
    Britte Happel, die ihm assistierte, hatte denselben Ausdruck ratloser Verzweiflung im Blick. Kornblumen-Auge – er dachte es plötzlich. Dabei war es doch so absurd in dieser Umgebung.
    Eine akute, lebensbedrohende Situation, ohne Zweifel. Der Bauchumfang dieses armen Jungen hatte gewaltig zugenommen. Als Hansen das Stethoskop ansetzte, waren deutlich Darmgeräusche zu vernehmen. Blutansammlung – sicher. Eine Pfortader-Verletzung vielleicht?
    Britte Happel hatte sich ohne ein Wort abgewandt und brachte das Lavage-Gerät. Er bewunderte sie in dieser Sekunde. Zweifellos war es angebracht, eine Kanüle einzuführen, die Flüssigkeit abzusaugen und so zu einer genaueren Diagnose zu kommen. Für alle anderen Untersuchungen fehlte die Zeit …
    Eine zweite Hand legte sich neben die seine und betastete die gespannte, feuchte Haut des Jungen.
    Fritz Hansen sah hoch. Er blickte in ein paar dunkle, konzentrierte Augen.
    »Du?«
    »Ja. – Ich!« Rolf Gräfe leistete sich ein leichtes Grinsen. »Wundert dich das?«
    Hansen schüttelte nur den Kopf. Und er erinnerte sich nicht, je im Leben ein solches Gefühl von Wärme und Dankbarkeit über das Auftauchen eines Menschen erlebt zu haben.
    »Fritz – könnte eine Pfortader sein. Aber für mich ist das eine Leber-Ruptur. Bestimmt ist es das. Wir sollten sofort öffnen. Auch die Lavage ist doch nur Zeitverlust.«
    »Wir?«
    »Ich«, sagte Rolf Gräfe.
    »Damit?« Hansen blickte auf sein Gipsbein.
    »Ja. Damit. Wullemann, kannst du den Patienten rüber in die sterile Zelle bringen?«
    Wullemann nickte.
    »Und Britte … ach, Britte! Würdest du mir helfen? Ich meine, falls du mich als Arzt noch akzeptierst?«
    Britte nickte, wollte etwas sagen, zögerte kurz, sagte es dann doch und vor allen anderen: »Nicht nur als Arzt …«
    »Na, dann ist doch alles bestens.«
    Fritz Hansen fand das auch. Für diese einzige Sekunde wenigstens, für einen langen, schwebenden Augenblick des Glücks.
    Sie schoben den jungen Patienten hinüber in die sterile Operations-Zelle. Der Tisch hier wurde bereits für die Aufnahme des nächsten Verletzten vorbereitet.
    Und dann sagte irgendeine Stimme plötzlich: »Sie kommen! Endlich … sie kommen.«
    Jetzt hörte es auch Fritz Hansen: das wilde, ferne Auf und Ab unendlich vieler Sanka-Wagen-Sirenen.
    »Los schon«, sagte er. »Der nächste …«
    Weiß und schlank waren die Fischerboote. Und die Rümpfe bis zur Wasserlinie meist grün gestrichen. Vorn am Bug hatten sie zwei schwarze Augen aufgemalt. Vielleicht zur Abwehr der bösen Meeresgeister.
    Auf den rotbraunen und grauen Bergkuppen erhoben sich Klöster und Kapellen. Es gab den Schatten der Schirmpinien und Olivenbäume, die sich an den verrücktesten Stellen festklammerten. Und es gab den weißrosa Schaumstreifen der Brandung. Und natürlich das Meer! Ein Meer von tiefem tintigen Blau, ewig und endlos. Und dort, wo sich seine Wogen an den Felsen brachen, schimmerte es wie Smaragd.
    Das Paradies auf dem Werbe-Poster! Kein Zweifel. Doch der Wind, der die Haut streichelte, die Stille und der Gesang der Brandung waren echt.
    Hansen konnte stundenlang auf seinem Handtuch liegen, die Sandalen unter den Hinterkopf geschoben. Nichts wünschen, vor allem nichts denken. Sich von der Brise das Meerwasser auf der Haut trocknen lassen.
    Wie jedes Paradies war auch dies ein Paradies mit kleinen Fehlern. Am Ende der Bucht nämlich erhob sich der weiße Klotz eines Hotels. Zum Meer servierte man dort den Swimming Pool. In der Halle konnte man den Besuch von Kanzler Kohl bei Mitterand miterleben oder das letzte Bundesliga-Spiel; denn auf dem Dach, nicht wahr, waren Satelliten-Schüsseln montiert; und die fingen ein, was ›Aktualität‹ genannt

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