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Airport-Klinik

Airport-Klinik

Titel: Airport-Klinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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kann.
    Unter strahlendem, immerwährendem Flutlicht könnten in diesem Bau vier Fußballspiele gleichzeitig ausgetragen werden, und weder Zuschauer noch Spieler müßten sich um Wind, Regen, Kälte oder Hitze sorgen. Jeder Lärm scheint sich in Weite aufzulösen. Die Menschen aber – und oft waren es mehr als tausend Mechaniker, Ingenieure, Angestellte – wirkten winzig wie wimmelnde Insekten.
    In dieser Halle wurden vor allem die Boeing 747, die 727iger Maschinen und die Air-Busse gewartet. Neben der Jumbo-Halle im Westen des Abfertigungs-Gebäudes stand noch die Halle sechs mit ähnlichen Ausmaßen; sie diente der Wartung der DC-10 und der Boeing 737. Schließlich gab es noch eine letzte Halle für die kleineren Maschinen: die Flugzeughalle 3.
    Im Südteil der Halle 5, im Abschnitt F-12, war an diesem Morgen eine Gruppe von Mechanikern dabei, einem Jumbo das dritte Triebwerk zurückzugeben. Man hatte es für die Überprüfung und für Reparaturarbeiten entfernt. Die 745-200 gehörte der griechischen Gesellschaft Olympic-Airways. Also handelt es sich um eine Auftragsarbeit – und auch um eine Zitterpartie, denn die Kran-Steuerung und das Heranführen der mächtigen Turbine verlangte von den Männern auf der hohen Plattform millimetergenaue äußerste Konzentration.
    So war es durchaus zu begreifen, daß niemand dem jungen Elektriker Beachtung schenkte, der unten auf dem Hallenboden stand und an der Wand ein defektes Schaltmodul erneuerte.
    Auch der Fahrer des gelben Elektrokarrens, der langsam im Rückwärtsgang die Werkstraße herunterrollte, hatte die Gefahr nicht erkannt.
    Er kam vom Tor 2 und hatte eine Ladung von 18-mm-Moniereisen in den Arbeitsbereich zu fahren. Weil dort gerade an einer Rampe für Hubstapler gebaut wurde, fand er den Weg durch einen der großen Kompressoren versperrt, die den Druck für die Schmieröl-Zerstäuber lieferten, und wollte deswegen nun in südlicher Parallelrichtung zu seinem Ziel.
    Vielleicht war es nun so, daß ihm das Plattformgerüst oder die Ladung die Sicht versperrte, oder er hatte für eine Sekunde gedöst – wie auch immer: Die Katastrophe ereignete sich, ohne daß er sie wahrnahm.
    Er hatte gar nicht bemerkt, daß er in Rückwärtsfahrt auf ein Hindernis gestoßen war. Er hörte auch keinen Schrei oder Warnlaut. Indem er wieder den Vorwärtsgang einschaltete, steuerte er zur nächsten Kurve nach rechts.
    Doch nun schimmerten die Enden der Moniereisen auf seinem Karren rötlich im Licht. Dunkle Tropfen fielen zu Boden und bildeten hinter dem Karren eine Blutspur …
    Keine zehn Sekunden, nachdem dies geschehen war, warf der Chef des Wartungs-Teams, ein junger Ingenieur namens Rieder, zufällig einen Blick zur Wand und zum Hallenboden. Und erstarrte.
    Neben den Werkzeugen lag ein Mensch. Lag da wie ein weggeworfenes Bündel Kleider. Um ihn herum sah man Blut. Soviel Blut! Eine dunkle Pfütze, die sich noch immer verbreiterte.
    »Oh Scheiße!« schrie der Ingenieur.
    Der Mechaniker neben ihm riß die Augen auf, schmiß sein Werkzeug aus der Hand, so daß es klirrend zu Boden fiel, und rannte zur Leiter.
    »Haller, du Idiot! Laß doch das Funkgerät hier!«
    Der Mechaniker hatte das Funktelefon der Gruppe am Gürtel stecken. Er riß es heraus und drückte es Ingenieur Rieder in die Hand. Der warf einen kurzen Blick auf den Aufkleber mit den Notnummern und drückte in rasender Hast Zahlen. Die Unfall-Nummer der Airport-Klinik.
    Noch nicht einmal 80 Sekunden waren seit dem Unfall verstrichen, als der Alarm in der Klinik eintraf. Ein weiterer glücklicher Umstand wollte es, daß Chirurg Dr. Fritz Hansen selbst in der Zentrale stand.
    »Was haben Sie da?« fragte er ungläubig. »Moniereisen? Und die haben dem Mann die Brust durchbohrt? Was verstehen Sie denn unter durchbohrt?«
    »Durchbohrt heißt durchbohrt, Mann! Löcher im Oberkörper. Da kam so ein Elektrokarren, den hab ich noch gesehen, der fuhr rückwärts – jetzt, jetzt ist er weg. Aber man kann deutlich die Blutspur sehen. Jedenfalls, diese Eisenstäbe sind dem armen Schwein durch den Oberkörper gedrungen. Er liegt unten und läuft aus wie ein Faß. Meine Leute sind schon bei ihm. Aber was sollen die denn tun? Bei soviel Blut. Wie? – Ja, er lebt. Ich seh, seine Hand zuckt hin und her. Noch lebt der. Aber wie lange …«
    »Legen Sie ihn auf die verletzte Seite«, sagte Fritz Hansen. »Sagen Sie das auch dem Hallen-Sanitäter. Wir sind sofort da!«
    Während er den Alarm für die Rettungsfahrzeuge auslöste,

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