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Airport-Klinik

Airport-Klinik

Titel: Airport-Klinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nischt, Thilo«, lächelte Fritz Wullemann auf ihn herab. »Nischt Wichtijes. Schlaf mal ruhig weiter.«
    Tatsächlich, er schloß die Augen …
    Rippen, Armknochen, das Schlüsselbein – was zu tun war, war getan. Die Hand würde wohl in der Klinik chirurgisch reponiert und ausgeheilt werden müssen. Aber immerhin das Gröbste war geschafft!
    »Na, dann wollen wir mal …« Wullemann hob mit seinen mächtigen Armen Thilo Reinartz' Körper auf die Rollbahre, die ihn bis zum Abtransport in das Großklinikum in eines der Krankenzimmer bringen würde.
    Er kam mit seiner Bahre bis auf den Gang. Dort stoppte er erst mal.
    »Der Dr. Gräfe – ick werd verrückt! Ja, wie sehen Sie denn aus? Hat Sie's mal wieder uff 'n Rüssel jenommen?«
    Gräfe grinste mit blutverschorftem, verschwollenem Mund. Und dann sah er zu der Bahre mit dem Infusions-Galgen: »Was ist denn das?«
    »Unsere Abendbescherung, Doktor. Schlimme Jeschichte.«
    »Da hab ich mir ja trotzdem was erspart«, lächelte Gräfe.
    »Kann man wohl sagen«, meinte der dazukommende Dr. Hechter säuerlich, während Wullemann den Verletzten weiterschob in Richtung Krankenzimmer.
    »Ich fürchte, ich hätte Ihnen ohnehin nicht viel genützt, Kollege.« Gräfe hob seine verschwollene und mit Pflastern verklebte Hand.
    Dr. Hechters Gesicht verdüsterte sich. Seine Hoffnung für ein paar leichte und mit links erworbenen Ferienstunden schien endgültig versaut.
    »Damit können Sie doch unmöglich den Nachtdienst …«
    »Eben«, erwiderte Gräfe schlicht. »Leider. Aber ich bleib bei Ihnen. Schon aus Solidarität. Außerdem habe ich nicht den geringsten Bock, jetzt meine Bude zu sehen. – Was war denn mit dem Mann eben los?«
    Hechter blickte hinüber zum Eingang des Warteraums. Dort umringten uniformierte Polizisten ein paar abenteuerliche Gestalten in Lederjacken.
    »Wie's aussieht, werden wir's gleich erfahren.«
    Ein Zivilist kam auf sie zu: »Guten Abend, meine Herren! Ich bin Inspektor Hermann vom sechsundzwanzigsten Kriminal-Kommissariat. Was wir für diese sogenannten Fußballfans aus Dortmund brauchen, sind ein paar Blutabnahmen. Sie können sich ja denken, warum?«
    »Und ob!« sagte Hechter grimmig.
    Gebrüll. – »Immer mit der Rolle durch die …«, schrie eine junge Stimme.
    »Schnauze!« rief einer der Beamten.
    Nach einigem Hin und Her und gegenseitigen Beschimpfungen wurde es endlich still.
    »Na gut, Inspektor. Bringen Sie sie in den Warteraum. In meiner Aufnahme will ich die Gestalten nicht sehen.«
    »Klar.« Der Inspektor nickte.
    Fritz Wullemann kehrte aus dem Patienten-Trakt zurück.
    »Herr Wullemann, wenn Sie mir freundlicherweise bei den Blutabnahmen …«
    »Aber jerne. Aber sicher, Herr Doktor. Nehmen wir sie mal dran.«
    Und dann kamen sie! Die roten Kopftücher waren verschwunden. Was blieb, waren blasse, verbiesterte achtzehn- oder neunzehnjährige Jungengesichter unter kahlgeschorenen Köpfen. Handschellen klickten, Armbeugen wurden freigemacht, und jedesmal, wenn die Kanüle in Wullemanns Hand eine Haut durchbohrte, hörte man gequälte, quiekende Schmerzenslaute. Nun, es mochte auch daran liegen, daß keiner in der Klinik Fritz Wullemann je so ungeschickt und zögernd mit einer Spritze hatte umgehen sehen.
    Beim letzten der Dortmunder – es war Tacker – gab's doch noch eine Schwierigkeit. Der rieb sich erst mal die Handgelenke, lange, bedächtig und starrte dabei die Polizeibeamten an; ganz so, als habe er jahrelang in Ketten gelegen. Schließlich drehte er sich Wullemann zu. Das Gesicht war breitknochig und wirkte flach durch die eingedrückte Nase. Auch das blaue Auge, das offensichtlich von einem kürzlich eingefangenen Schlag stammte, machte ihn nicht schöner.
    »Okay, Opi! Hol mir die Promille raus … Aber dat sag ich dir gleich: Bei mir läuft's anders!«
    »Wat läuft anders?«
    »Dat pieken. Laß deine kleinen Witzchen besser sein, sonst …«
    »Sonst was?«
    »Sonst, Opa, tret ich dir in die Eier«, drohte Tacker.
    »Ah so? Ja dann …«
    Wullemann legte die Spritze in den Besteckbehälter auf den Tisch zurück und kratzte sich nachdenklich den Nacken. Was nun geschah, verlief so schnell, daß keiner der Männer im Raum Einzelheiten wahrnehmen konnte. Wullemann duckte sich, sein Arm fuhr nach vorn, riß den anderen an sich, und jetzt wirbelte der große, schwere Pfleger um die eigene Achse – ein Hüftschwung, und Tacker flog mit rudernden Armen quer durch den Raum und krachte vor die Füße seiner Kumpel, wo er erst

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