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Airport-Klinik

Airport-Klinik

Titel: Airport-Klinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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mal liegen blieb.
    Die standen erstarrt. Keiner sagte etwas.
    Nur Wullemann meinte trocken: »Hätt sich ja det Jenick brechen können. Aber ob det wohl 'n Schaden wäre?«
    Dann, als alles vorbei und sie wieder allein waren, sagte Fritz Wullemann noch etwas. Er sagte es zu Rolf Gräfe: »Mit wem man doch so alles zu tun bekommt, nich, Doktor? Aber wir sin nu mal alle Menschen. Det wenigstens bete ick mir immer wieder vor. Oder isset det Tier in uns? Aber wollen wir die armen, unschuldijen Tiere beleidijen? Nee, die können ja nun wirklich nischt dafür. Det sind schon wir …«
    Dr. Rolf Gräfe nickte ergriffen, voll Bewunderung.
    Als Britte Happel am nächsten Morgen erwachte, wußte sie nicht, wo sie sich befand. Wer war der Mann, der neben ihr schlief? Ein gebräunter, muskulöser Arm hing über die Bettkante. Wild verstruppeltes, schwarzes Haar sah sie und dort, auf dem Boden verstreut: Ihr Anzug, ihre Wäsche, die Sandaletten … Mein Gott, der Australier, dachte sie, und – oh, verdammter Mist: In dreißig Minuten beginnt dein Dienst! Willst du vielleicht in diesen Klamotten in der Klinik aufkreuzen? Rolf, was würde er sagen? Oder die anderen, Hansen, der ›schöne Fritz‹ …
    Nach Hause, sich umziehen? – Die Zeit reichte ja nicht mehr.
    In einem Jeans-Laden unweit des Hotels riß sich Britte eine Hose vom Regal, kaufte ein Sweatshirt dazu, ließ den schicken Hosenanzug nebst Goldgürtel und zusammen mit einer ordentlichen Portion schlechten Gewissens an der Kasse, bestieg ein Taxi und flehte den Fahrer an, sie doch bis neun Uhr – besser wäre noch fünf Minuten vor neun – zum Flughafen zu bringen.
    »So eilig? Wo fliegen Sie denn hin?«
    »Wenn Sie's nicht schaffen, auf die Straße. Dann bin ich meinen Job los.«
    Der Mann verzog nicht einmal den Mund, aber er gab sein Bestes und raste mit 150 über die Flughafen-Autobahn. Aber dann stoppte ihn ein Stau, und Britte kam doch zu spät.
    Schwester Bärbel Rupert, die der Chef anscheinend als Ersatz mobilisiert hatte, stand bereits im Waschraum und schrubbte sich die Hände. Sie wandte Britte den Kopf zu. Das junge Gesicht war verzerrt von Angst und Nervosität.
    »Oh Mensch, Britte! Was hatte ich für einen Bammel … Wo warst du bloß? Der Alte spinnt schon. Ein Glück, daß du endlich da bist.«
    »Was ist denn los?«
    Britte warf einen Blick durch die Sichtfenster zum OP und erstarrte. Der Raum war wie von Blut überschwemmt. Die Leuchtkraft der beiden Operationslampen verstärkte noch den dramatischen Eindruck der gräßlichen roten Pfützen. Und auf dem Tisch lag ein regloser Körper, über den sich drei Gestalten in Operations-Mänteln und Schutzmasken beugten.
    Was war passiert? Niemand wußte es. Man ahnte zunächst ja nicht einmal, wer das Opfer war.
    Der Mann trug ausgebleichte, geflickte Jeans, an den Füßen ein paar zerlatschte, graue Jogging-Schuhe, und über das blaukarierte Hemd hatte er eine jener leichten Jagdwesten gezogen, die bei manchen Jugendlichen beliebt und deshalb schon in den Kaufhäusern zu haben sind.
    Er war ziemlich schmal, blond und jung. An die Weste hatte er seinen Arbeitspaß angeklinkt: ›Werner Roser, Frankfurt-Bockenheim, Falk-Straße 24, Elektriker‹. Die Karte enthielt, genau nach Vorschrift, auch alle weiteren Angaben wie Arbeitgeber und Blutgruppe, dokumentiert durch den Okay-Stempel des Flughafen-Schutzes und den Stempel des Bau-Büros.
    Das Pech war nur: Werner Roser hatte die Weste auf einen der unzähligen fahrbaren Werkzeugtische in der Wartungshalle 5 gelegt. Von dort mußte sie in dem allgemeinen Durcheinander dann heruntergerutscht sein. Deshalb hatte sie niemand entdeckt.
    Es war acht Uhr vierzig, als Werner Roser sein Rendezvous mit dem Tod antrat.
    In der Halle 5 herrschte um diese Zeit der übliche Betrieb.
    Die Halle 5 des Heimatflughafens der Deutschen Lufthansa stellte das Herzstück des Flugzeugwartungs-Komplexes dar und war weltbekannt – nicht nur wegen des technologischen Aufwands und der Qualität der Arbeit, die hier geliefert wurde, sondern vor allem wegen ihrer unglaublichen Dimensionen: Eine utopisch-bizarre Konstruktion, eine wahre Kathedrale der Technik, 320 Meter lang, 100 Meter breit. Allein eines der Tore, die sich auf einen Knopfdruck hin bewegen lassen, hatte eine Höhe von zwanzig Metern, so daß ein Riesenvogel wie eine Boeing 747, deren Seitenleitwerk mit bis zu neunzehn Meter in die Höhe eines sechsstöckigen Hauses aufragt, ohne weiteres hineingeschoben werden

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