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Airport-Klinik

Airport-Klinik

Titel: Airport-Klinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Eine Notaufnahme.«
    »Was ist denn los?«
    »Zwei Herrn von der Polizei sind auch da, Herr Doktor.«
    Als ob das etwas erklären würde … Der Abend hatte sich so schön angelassen. Und jetzt? Losrennen. Und nur der Teufel mochte wissen, wen sie ihm da wieder gebracht hatten.
    Es war, wie sich herausstellte, ein junger, schlanker, etwa dreißigjähriger Mann, der auf der Bahre lag. Genauer gesagt: Auf der Bahre lag das, was von einem jungen, schlanken, etwa Dreißigjährigen übrig geblieben war. Das braune Haar war blutverklebt, das Gesicht von Schwellungen und Blutergüssen zu einer schrecklichen, blauschwarzen Grimasse verformt.
    Tina Zander war gerade dabei, mit einer Schere das Hemd vom Leib zu schneiden, ein teures, rosenholzfarbenes Seidenhemd mit aufgestickten Initialen. Und als die Stoffetzen auf den Boden fielen, war das ganze Ausmaß der Bescherung zu erkennen: Hämatome und Gewebe-Traumen, wo man hinsah! Die rechte Schulter völlig verformt, ganz offensichtlich eine Schlüsselbein-Fraktur. Im rechten Oberarm womöglich noch ein Bruch … Gelenke, Hände, Hals, alles übersät von den typischen ovalförmigen, dunkel angelaufenen Schwellungen, die Fußtritte hinterlassen. Hier – Rippenfrakturen!
    »Was ist denn mit dem Mann geschehen? Wer … wer hat denn den derartig zugerichtet?«
    »War nicht nur einer, Herr Doktor«, sagte der größere der beiden Polizeibeamten, die mit unbewegten Gesichtern an der Wand neben der Tür standen. »Das war eine ganze Bande. Die wollte wieder mal 'n bißchen Spaß haben. Besoffen waren die auch.«
    »Hier auf dem Airport?«
    »Hier auf dem Airport. Sie haben ihn aus der S-Bahn hinauf in die Ankunfts-Ebene getrieben und dort in einer Toilette zusammengeschlagen.«
    Walter Hechter setzte das Stethoskop an, um die Lungen abzuhören. Sie schienen zu funktionieren. Na, wenigstens das … Der Mann befand sich noch im Schock. Schon deshalb mußte man ihn in jedem Fall intubieren, um die Sauerstoff-Versorgung zu sichern.
    »Haben Sie ihm schon was gegeben, Tina?«
    »Ja. Adrenalin und Dipidolor.« Es war ein kreislaufstützendes und schmerzdämpfendes Kombinations-Präparat.
    »Bringen Sie ihn sofort in den OP-2. Er braucht einen Tubus zur Sauerstoffversorgung.«
    »Endotracheal geht aber nicht«, sagte Tina, die älteste und erfahrenste der OP-Schwestern in der Klinik. »Der Kiefer scheint auch gebrochen.«
    »Ist ja unglaublich.« Dr. Walter Hechter starrte die beiden Polizisten an: »Was waren denn das bloß für Horror-Typen? Eine Bande von Mördern?«
    »Fußball-Freunde«, sagte der Polizist. »Nichts weiter als Fußball-Freunde aus Dortmund …«
    Sie arbeiteten anderthalb Stunden.
    Die Sauerstoffversorgung wurde durch einen nasotrachealen Tubus gesichert – einen Gummischlauch, der durch den unteren Nasengang in die Luftröhre geschoben wurde, um so einen freien Atemweg zu schaffen.
    Das Entscheidende war, den Verletzungs-Schock zu bekämpfen, der die vitalen Lebensvorgänge beeinträchtigte. Dazu war die Blutdruck-Dynamik und das Gerinnungssystem der Basen- und Elektrolyt-Stoffwechsel genau zu kontrollieren. Und es mußte die stets mögliche Gefahr einer Thrombose bekämpft werden – eines Blutgerinnsels aus einer der zahlreichen Verletzungen, das ein wichtiges Gefäß blockieren konnte.
    Die Röntgenaufnahmen hatten Hechters schlimmste Befürchtung Gott sei Dank widerlegt: Eine Schädelfraktur lag nicht vor.
    Was ihm Sorge machte, war die Flankenspannung und die Schwellung in der Nierengegend. Doch nachdem sie den Blasen-Katheter eingesetzt hatten, fanden sich im Harn keine roten Blutkörperchen. Die Nieren schienen also unverletzt.
    Der Patient, nach den Papieren in seiner Brieftasche ein Thilo Reinartz, Bankangestellter, der als Broker an der Frankfurter Börse arbeitete, hatte sich wohl instinktiv genau richtig verhalten und mit Armen und Händen die Bauchregion und den Unterleib zu schützen versucht. Es schien ihm auch einigermaßen gelungen zu sein.
    Die Abheilung der Hämatome und Schwellungen würde Tage dauern und noch viele Schmerzen kosten. Die Monitoren zeigten aber eine Stabilisierung der Herz-Frequenz. Es gelang Hechter, die Brüche – auch den des Schlüsselbeins – am Röntgenbild-Verstärker so einzurichten, daß die Knochen wieder zusammenwachsen konnten. Als er den gebrochenen Armknochen mit einem Druckverband versah, öffnete der Patient die Augen: Blaue Augen, in denen nichts stand, als Unbegreifen …
    »Was ist? Was ist denn …«
    »Ach

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