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Airport-Klinik

Airport-Klinik

Titel: Airport-Klinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Chris hatte sie in die linke Brusttasche gesteckt. Sie spürte die Kontur auf der Haut, wenn sie sich so bewegte wie jetzt, und es war, als ströme eine Kraft davon aus.
    Laß mich nicht allein! Du hilfst mir, Chris, ja? … Laß mich nicht allein. Ich darf doch nicht noch mal versagen …
    Und weiter … und wieder. Ein starrer Körper, ein regloser Körper. Aber ein Körper, der noch lebte. Ein Körper, wie auch Chris ihn besaß. Ein Körper, der weiterleben mußte. Leb weiter, bitte! … Bitte, atme, atme … Herrgott nochmal …
    Und Evi setzte ihren Kampf fort.
    Über das Bord-System hatte Flugkapitän Andersen auf der für Notfälle vorbehaltenen Welle Teile des Gesprächs zwischen Hansen und Evi Borges mitgehört. Nun hatte er anderes zu tun. Von der Bezirkskontrolle der Flugsicherung Frankfurt, die den Luftraum bis zur Schweizer Grenze hinüber überwachte, war gerade die Anweisung gekommen, auf die Frequenz 120.8 der Anflugkontrolle umzuschalten und sich dort zu melden.
    Der Co-Pilot nahm das Mikrophon in die Hand: »Frankfurt Arrival Lufthansa 5-4-5-flight. Passing flight level 100 for flight level 90.«
    »Roger«, kam es zurück.
    Eine Langstrecken-DC 10 der British Airways, eine Fairschild der Cross-Air und eine Lockheed der Air Granada waren vom Tower inzwischen auf Warteschleife geschickt worden, um der D-ABY2 den Vortritt zu lassen.
    Der Riesenvogel schickte sich an, seine Höhe zu verlassen und in die Wolkentürme hinabzutauchen, die das Land bedeckten.
    Unten auf der Vorfeldfläche der Flugzeugabstellposition B-43, wo die ›Hessen‹ ausrollen würde, hatte bereits ein Spezialrettungswagen der Airport-Klinik Aufstellung genommen. Die Hebe-Hydraulik sorgte dafür, daß der gesamte Wagenkasten mit Personal und den medizinisch-technischen Einrichtungen in Sekundenschnelle in die Höhe der Ladeluken des Jumbos gehoben werden konnte.
    »Vorsicht«, sagte Oberpfleger Fritz Wullemann gerade, »Vorsicht ist die Mutter der Kaffeetasse. Wie is et? Am besten fahren wir noch näher ran, dann müß'n wir nachher nich so rumschaukeln. Doktor, woll'n wir mal …«
    Hansen nickte, und Wullemann dirigierte den Fahrer dem Standplatz entgegen. Draußen herrschte das übliche Gewühl: Follow Me-Autos, Fäkalien-Fahrzeuge, Dollies, Schlepper, der Kleinbus des Rampenmeisters, ferner Mechaniker und die Wagen des Technischen Dienstes – das alles ging die Klinikleute nichts an.
    »Ick gloobe, da kommt se. Wie war det, die Nummer, Doktor?«
    »D-ABY2«, sagte Hansen und spürte, wie seine innere Spannung wuchs.
    Und tatsächlich – aus den niederhängenden Wolken tauchte eine Boeing 747 auf, kam flach über das Kleeblatt des Autobahn-Kreuzes, überflog die Landebahnschwelle, setzte auf und kam mit hochaufgerichteten Luftwiderstandsklappen über die Piste angeschossen. Nun wurde sie langsamer, rollte nach rechts von der Bahn ab und steuerte mit gedrosselten Motoren dem Terminal entgegen, bis sie zum Stehen kam.
    »Na, los schon, Otto!« rief Wullemann dem Fahrer zu.
    Während auf der Backbordseite die Fahrgastbrücken herangeschoben wurden, rollte der Notarzthubwagen zur vorderen Steuerbord-Ladeluke. Sie schwang auf.
    Auch Wullemann hatte die Schiebetüre des Fahrzeugs geöffnet. »Los, Edi, heb das Ding rüber!« fauchte er den Sanitäter an.
    Dr. Fritz Hansen hatte Evi bereits gesehen. Ihr Gesicht, das flach und fremd schien von der Anstrengung der letzten Stunde. Und er sah den Körper auf dem Boden, sah die Sauerstoffmaske, den Mann dort in seiner Uniformhose und dem Fliegerhemd, der ihn mit hochgezogenen Augenbrauen musterte.
    »Evi – Da sind wir ja. Evi, du bist eine Heldin!«
    Es war das Einzige, was Hansen herausbrachte, während seine Fingerkuppen bereits nach der Halsschlagader des Bewußtlosen tasteten. Vollkommen eingefallen. Kein Druck an der Carotis.
    »Aber er hat gelebt, Fritz!« Es war wie ein erstickter Schrei. »Und die Pupillen haben sich auch verändert. Und die Brust hat sich bewegt. Er hat gelebt, glaub mir …«
    »Sicher, Evi. Er wird's auch weiter tun – hoffentlich. Komm, Fritz …«
    Wullemann, der ihren erstaunten Blick registriert hatte, grinste breit: »Ick heese ooch so, Froilein: Fritz. – Da jibt's hier 'n janzes Nest von … Na, dann woll'n wer mal!«
    Sie schoben die Rollbahre in den Wagen.
    Die Tür klappte zu …
    Er hat noch gelebt, glaub mir! … Hansen konnte Evis Aufschrei nach der Landung nicht vergessen. – Sicher hatte der Mann noch gelebt und lebte noch … jetzt, zum

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