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Airport-Klinik

Airport-Klinik

Titel: Airport-Klinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Honolka.
    »Mann, in vierzig Minuten geht mein Flieger!«
    Der Arzt warf einen kurzen Blick auf die Karteikarte: »Herr Piess!«
    »Priess – nicht Piess.«
    »Aha? Na, dann haben wir uns wenigstens einmal verstanden.«
    Vom Tisch, wo Oberpfleger Fritz Wullemann noch Gips anrührte, kam ein anerkennendes Grinsen.
    »Verstanden? Wir verstehen uns anscheinend überhaupt nicht. Ich habe Sie gefragt, wie lange das noch dauert.«
    »Das Gipsen ist in zehn Minuten vorbei. Aber Ihren Flieger, den vergessen Sie besser.«
    »Wieso? Was soll das heißen?«
    »Na, daß Sie hier bleiben mit so 'nem frischen Bruch.«
    »Sind Sie verrückt? Wissen Sie, um was es geht?«
    »Das interessiert mich nur in Grenzen.«
    »Kann ich mir vorstellen. Es geht um Millionen, Mann!«
    »Honolka heiße ich«, sagte der Arzt, »Dr. Olaf Honolka.«
    »Um so besser. Den Namen werde ich mir merken. Wer weiß, vielleicht kann ich Sie noch regreßpflichtig machen für diese … diese Verzögerung.«
    »Stehen Sie auf.«
    »Wie bitte?«
    »Sie sollen aufstehen. Und treten Sie mal fest auf, ja? Damit's auch schön weh tut. Ich will Sie nicht länger aufhalten. Da ist die Tür!«
    »Sie sind ja verrückt. Ich verlange, daß Sie die Behandlung …«
    »Hier können Sie überhaupt nichts verlangen, damit das mal klargestellt ist. Sie wurden hier reingebracht. Sie wurden geröntgt, hier!« Honolka hielt eine Aufnahme hoch. »Schauen Sie es sich doch an. Die Kapsel zweimal gesprungen. Und da wollen Sie einfach …«
    Der Mann sackte in sich zusammen. Dann nickte er. »Entschuldigen Sie bitte, die Nerven … Wissen Sie, der Dauerstreß …«
    »Und die Millionen, wat?« kam es von Fritz Wullemann. »Wo wollen Sie überhaupt hin?«
    »Dresden.«
    »Hab ick mir schon jedacht. Natürlich … Wo kriegt man die Kohle heutzutage noch? Bei unseren Brüdern im Osten.«
    »Das verstehen Sie doch nicht. Was wissen Sie von meinem Risiko? Ich bin da voll reingegangen. Und wenn da 'ne Million drin ist, dann ist es schließlich nur wegen …«
    »Wejen des Aufbaus, nich?«
    »Ich will mich nicht mit Ihnen rumstreiten. Ich will wissen, wie ich zu meinem Flugzeug komme. Sie haben doch hier sicher Rollstühle?«
    »Ham wer. Aber wenn Sie meinen, dat ich Sie schiebe?«
    »Ich meine nichts. Ich verlange nichts. Ich bezahle.«
    »Na, dann zahlen Sie, Mann, schmieren Sie doch …«
    Der Lautsprecher unterbrach: »Notfall. Ankunfts-Ebene. Gepäckausgabe vierzehn …«
    Honolka nickte Wullemann zu. Von seinen Händen troff der Gips. Er machte einen neuen, den letzten Bindenschlag. »Frag mal nach, Fritz. Wir sind ja doch dran. Der Chef ist im Moment nicht zu haben. Der operiert.«
    Fritz Wullemann hatte den Hörer bereits in der Hand. »Was Schlimmes?« fragte er ins Telefon.
    »Ein älterer Herr. Anscheinend ein Schlaganfall.«
    »Kann er sich noch rühren?«
    »Nein, völlig gelähmt.«
    Arzt und Oberpfleger sahen sich an. Honolka seufzte. »Na denn, nichts wie los!«
    »Wir nehmen den Wagen. Dat iss bei der Jepäckausgabe Ausland. Da kommen wer gleich durch die Tür, dat iss nich weit«, sagte Wullemann.
    »Hören Sie«, meldete sich der Dicke, »was soll denn das?«
    »Was das soll?« Honolka sah ihn an, und sein Blick glitt von den vergipsten Zehen bis zu den spärlichen Haaren auf dem Kopf des Patienten. »Das bedeutet: Es gibt noch andere Menschen auf der Welt, nicht nur Sie! Ob Sie's glauben oder nicht … Komm, Fritz!«
    »Herr Doktor!« rief ihnen der Mann hinterher. »Das können Sie doch mit mir nicht machen! Herr Doktor, nun hören Sie doch! Seien Sie vernünftig … ich meine, ich kann Ihnen ja ein Sonder-Honorar oder für die Klinik 'ne Spende …«
    Aber Honolka und Wullemann waren bereits draußen, rannten mit der Notfall- und Katastrophen-Ausrüstung durch den Korridor bis zum Fahrerraum und durch den Fahrerraum hinaus auf den Fahrzeug-Hof. Der Wagen wartete vor der Tür. »Na, los schon!« Wullemann warf sich auf den Sitz, Honolka nahm neben ihm Platz.
    »Mensch, Doktor, wieso haste dem deinen Jips bloß nich ins Maul jestopft? Also so 'n Arsch! Depressionen kann man da kriejen, wat? Armes Dresden, nicht?«
    Olaf Honolka hörte gar nicht zu. Er dachte an das, was sie erwartete. Beidseitig gelähmt? Und noch ein älterer Jahrgang? Das bedeutete eine Blockierung der Gehirnblutversorgung. Entweder war die Halsschlagader oder die Gehirnarterie direkt geschlossen … Gerinnungsmittel? Na, hoffentlich halfen die. Herrgott, das wäre ein Fall für Hansen gewesen, aber

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