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Airport-Klinik

Airport-Klinik

Titel: Airport-Klinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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mit ihrem abgekehrten, wie entrückten Gesicht.
    »Es war unsere Hochzeitsreise, Herr Doktor«, sagte sie. »Unsere Goldene Hochzeitsreise. Und Jürgen hier hat sie uns geschenkt.«
    Honolkas Gesicht zeigte die verstehende Trauer, die Ärzte in solchen Situationen zu zeigen pflegen. Lieber Himmel, man konnte nicht jeden Schmerz mitleiden, jeden Tod nachvollziehen … Er brauchte die Daten. Und dann würde es weiter rundgehen. Aber die alte Frau tat ihm wirklich von Herzen leid. Außerdem bewunderte er sie.
    »Wir waren in Ägypten. Eigentlich bin ich immer noch dort. Wir hätten wohl dort bleiben sollen – nicht wahr, Jürgen?«
    Jürgen sagte nichts. Er tupfte sich neue Tränen von den geröteten Augen. Der Mann hat seinen Vater wirklich geliebt, dachte Honolka.
    »Sie haben dort sehr schöne Gräber«, sagte die alte Dame. »Wunderschöne Gräber. Und riesengroß. Aber wir lebten und waren fröhlich. Vielleicht ist er dort geblieben, Jürgen, was meinst du? Vielleicht sollte ich wieder hinfahren …«
    »Ja, Mutter.«
    »Ich denke es doch. Und wollt ihr wissen, was er zuletzt gesagt hat: Es war so schön, hat er gesagt, so wunderschön … Und hat dabei gelächelt …«
    Die Leute hier an der Universitäts-Klinik waren wirklich Klasse! Da war nichts zu sagen. Jede erdenkliche Mühe hatten sie sich gegeben: Verschraubt, genagelt und weiß der Teufel was sonst noch hatten sie ihn, dann nochmals geöffnet und wieder korrigiert, gearbeitet nach allen Regeln der Kunst. Und nicht nur der Chef der Chirurgischen, sondern auch noch ein Professor und ein Orthopäde waren ständig bei ihm. Vermutlich, dachte der durch seinen Motorradunfall schwerverletzte Arzt Dr. Rolf Gräfe, ist es Fritz Hansen gewesen, der ihnen derartig eingeheizt hat. Denn, Kollege hin oder her: Nur seiner Wenigkeit wegen hätten sie bestimmt nicht soviel Aufwand getrieben.
    So weit, so gut. Daß sich alles irgendwie zusammenflicken läßt, weiß man ja selbst am besten. Doch da blieb noch ein Rest, blieben ein paar scheinbar ganz unwesentliche Kleinigkeiten, die so sonderbare Namen tragen wie Herz, Seele, Lebensmut, Sinn des Lebens überhaupt und so weiter und so weiter … Rolf Gräfe starrte hinauf zur Zimmerdecke.
    »Was ist denn, Herr Doktor? Sie machen ja scho wieder a G'sicht, als würd's glei graue Katzen hageln.«
    Die junge, pausbäckige Bayerin, die das Bett richtete und die Zugvorrichtung kontrollierte, durch welche das Bein in Strecklage gehalten wurde, sah ihn strafend an. Im Grunde mochte Gräfe sie, aber sie konnte einem auch ganz schön den Nerv töten mit ihrer ewig putzmunteren Fröhlichkeit.
    Wie sie auch jetzt wieder durchs Zimmer tobte!
    »Was ist denn mit den Blumen da draußen vor der Tür? So schöne Rosen – und stehen da im Dunkel rum!«
    »Die brauch ich nicht.«
    Nein, Rolf Gräfe konnte die Rosen nicht einmal sehen. Die dazugesteckte Karte mit der Aufschrift ›Ich denke an Dich. – B.‹, die hatte er sofort im Aschenbecher verbrannt. Wieso ließ ausgerechnet Britte ihn nicht in Frieden? Zweimal war sie außerdem hier gewesen, und zweimal hatte er sie durch die Stations-Schwester abwimmeln lassen. Bei Airport-Chefarzt Dr. Fritz Hansen war ihm das nicht gelungen. In der vergangenen Woche flog einfach die Türe auf, und Fritz Hansen stand bereits mitten im Zimmer.
    »Hör mal, was soll denn das? Die sagen, du bist nicht zu sprechen.«
    »Die sagen das Richtige.«
    »Gilt das auch für mich?«
    Sein ›für alle‹ hatte Rolf Gräfe Mühe gekostet. Sein jetziges Kopfschütteln war ein Kraftakt an Diplomatie.
    Hansen hatte sich den Hocker herangezogen und Gräfes Bein und dann die Röntgenaufnahmen betrachtet, die der Orthopäde Professor Wollgiebel auf dem Tisch liegengelassen hatte.
    »Die mußten ja ganz schön was tun bei dir!« konstatierte er.
    »Ja. Und um es gleich zu sagen, Fritz: Wenn du mich jetzt fragst, was ich mir damit beweisen wollte, schmeiß ich dich raus … Nein, ich kann dir sogar die Antwort geben. Ich wollte meiner BMW beweisen, wie schnell sie auf nassen Stadtstraßen werden kann, wenn ich besoffen im Sattel sitze.«
    »Wunderbar! Und das ist natürlich 'ne ganz starke Antwort, oder?«
    »Sieh es, wie du's willst.«
    Hansen hatte gezögert, sich dann doch eine Zigarette angesteckt und ihn lange angesehen. Durch die Rauchbällchen hindurch. Mit seinem blauen, genauen Blick. Aber er hatte geschwiegen.
    »Und noch was, Fritz: Wenn du mir jetzt damit kommst, wie wichtig meine Arbeit für euch in der

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