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Airport-Klinik

Airport-Klinik

Titel: Airport-Klinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Airport-Klinik ist, und daß ich deine Klinik im Stich lasse …«
    »Es ist nicht meine Klinik, Rolf.«
    »Genau so führst du dich aber auf.«
    »Du würdest dich kein bißchen anders aufführen an meiner Stelle, das weißt du genau.«
    Ehe Gräfe etwas erwidern konnte, hatte Hansen die Hand auf seinen Arm gelegt: »Verdammt nochmal, Rolf – was ist los? Was ist eigentlich aus uns geworden? Wir waren doch mehr als Kumpel oder Kollegen. Wir waren doch richtige Freunde.«
    Gräfe schloß die Augen. Freunde? Es war was dran, an dem, was er sagte … Und jetzt? Nun, dies war Frankfurt und nicht Hannover. Vielleicht lag's auch an der verdammten Stadt und nicht allein am Airport? Vielleicht war es überhaupt nur die Stadt, das ganze Pflaster hier? Verdammt, dachte er, wie ich es hasse, dieses aufgemotzte, geldbesoffene, arrogante, protzige Main-Hattan!
    »Ich steig aus, Fritz. Mach dich schon jetzt darauf gefaßt. Besser, du suchst dir gleich einen Nachfolger für mich. Ich mach nicht weiter.«
    »Und warum?«
    »Wir waren Freunde, du hast es doch zuvor gesagt.«
    »Und jetzt, jetzt hänge ich den Chef raus?«
    »Du bist mir einfach zu schön.« Gräfe versuchte zu grinsen. »Neben dir komme ich mir immer so häßlich vor.«
    »Keine Witze jetzt! Die Wahrheit!«
    »Vielleicht hängt es mit der Stadt zusammen, Fritz«, versuchte er zu erklären, doch während er den Gedanken aussprach, hatte diese Begründung plötzlich ihre Überzeugungskraft verloren. »Nein, es ist der Job. Ich hab's dir schon mal gesagt. Er frißt mich auf. Dieser Job ist der totale Frust. Ich such mir eine andere Stelle. Es ist doch Wahnsinn, was wir tun. Die Leute kommen rein, werden versorgt, wir schuften uns einen ab – und dann sind sie schon wieder weg. Unter einem Arzt stell ich mir einfach was anderes vor …«
    »Die Patienten bis zur Wiederherstellung begleiten, ist es das?«
    Gräfe nickte. Fritz Hansen hatte den Punkt getroffen: Die Fließbandarbeit, die ewig rotierenden Gesichter, immer dieselben Handgriffe … An einem Bett wollte er sitzen und einem Menschen, einem Patienten, sagen können: So, nun haben wir's geschafft. Sie sind wieder gesund …
    »Das ist es wohl wirklich«, antwortete er. »Jedenfalls werde ich mir eine neue Stelle suchen.«
    Und Fritz Hansen hatte genickt, als habe Gräfe etwas ausgesprochen, das er erwartet hatte. »Ich denke im Grunde auch so wie du, Rolf. Oft, sehr oft. Das kannst du mir glauben.«
    »Warum machst du dann weiter?«
    Hansen war aufgestanden und hatte auf ihn herabgeblickt, und in seinen Augen war etwas, das Rolf Gräfe noch nie an ihm entdeckt hatte: Melancholie, Ratlosigkeit? Was war es?
    »Mir würde es sehr leid tun, Rolf … Das brauche ich dir wohl nicht zu sagen. Damals, in Hannover, als wir die Koffer packten – na, damals habe ich mir auch manches anders vorgestellt.«
    »Vielleicht liegt's an mir selbst, Fritz? Ich komme mit dem Laden nicht zurecht. Und mit mir schon gar nicht. Und auch nicht mit dieser Stadt … Manchmal fühle ich mich schon ziemlich im Stich gelassen.«
    »Britte?«
    »Ach die!« Wie er das ausrief, hatte es fast verächtlich geklungen. »Es findet sich immer eine Britte.«
    »Vielleicht, Rolf.« Fritz Hansen zuckte die Schultern. »Aber sie arbeitet jetzt bis zum Umfallen. Steht nur noch in der Klinik, macht nichts als Überstunden. Und die Geschichte, die sie da hatte … mit diesem Australier …«
    »Das weißt du also auch?«
    »Gegen Klinik-Tratsch kann sich keiner wehren, Rolf. Jedenfalls, die Geschichte ist vorbei.«
    »Na und? Was kratzt mich das?«
    Aber das war nicht die Wahrheit gewesen. Die Information hatte Dr. Gräfe sehr beschäftigt. Bis heute. Aber was würde es ändern? Verzeihen war ein großes Wort und traf doch nicht den Kern der Dinge. Verzeihen kann man, aber vertrauen? Andererseits hatte er ein Recht darauf, Vertrauen zu erwarten? Hatte er Britte je ernstgenommen? Ja, das hatte er – aber erst, als es zu spät, als es zu Ende war …
    Du kannst wirklich alles haben, und das meiste nur vom Feinsten: Kaviar oder Klamotten, Uhren und Schmuck. Wie wär's denn mit dem Collier da drüben im Schaufenster? Sind ja nur 74.000 D-Mark an Smaragden und Brillis. Weiter: Blumen oder Zigaretten, Tabak oder Parfümerie-Waren. Der letzte Schrei aus Italien: das Design der Silber-Bestecke und das Edelgeschirr.
    Was ist? Gehen wir in die Disco? Ins Porno-Kino? Oder einfach nur essen? Aber was heißt hier ›einfach‹? Chinesisch, französisch, italienisch?

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