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Airport-Klinik

Airport-Klinik

Titel: Airport-Klinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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auch die.
    Und dann der Flug zurück über Meer und Berge. Und plötzlich wird alles grün, und eine Stimme sagt: »Wir haben gerade Stuttgart überflogen. Wir setzen bald zur Landung in Frankfurt an und bitten sie deshalb, sich festzuschnallen.«
    »Die Kinder holen uns ganz bestimmt ab, Oskar«, meinte Wilma Koch jetzt.
    »So, meinst du?« zweifelte ihr Mann.
    Wilma war nun doch besorgt, denn Oskar schien ein bißchen blaß unter seiner Bräune. Und warum waren die Augen so eingefallen? Vielleicht kein Wunder, wenn man bedachte: In ein paar Stunden von einem Kontinent zum anderen zu hüpfen, und das mit sechsundsiebzig Jahren …
    »Dort kommt der Koffer!« – Na also! Oskar hatte es sogar zuerst gemerkt.
    »Das ist meiner«, sagte sie. »Und deiner, der kommt gleich dort hinten. Der grüne.«
    »Ja«, sagte er, »stimmt!«
    Menschen beugten sich über das Band, Hände griffen zu. Die braungebrannten Gesichter wirkten starr und gespannt. Viele dieser Gesichter kannte Wilma Koch noch, man hatte im selben Bus gesessen, war auf demselben Nil-Dampfer an der Reling gestanden und hatte gemeinsam zum Ufer geblickt. – Schöpfräder, Pyramiden, alte, verwitterte Festungen und kleine Dörfer, das alles zog vorüber. Und an den Ufern der Dörfer spielten Kinder. Auf dies und auf jenes hatte man sich gegenseitig aufmerksam gemacht, hatte fotografiert und war glücklich gewesen … Nun standen hier nur noch fremde Menschen, die sich ihr Gepäck schnappten. Und überall Beton, Licht, Ordnung und Organisation: Die Heimat hat dich wieder! Auch sie selbst dachte ja bereits daran, ob Frau Scheuer ihr die Geranien gegossen und ob sie nicht vergessen hatte, die Wohnungstür zweimal abzuschließen …
    »Ach, Wilma …« Seine Hand griff nach ihrer Hand. »Nicht wahr, es war doch so schön, so wunderschön! Und wir werden wieder nach Ägypten …«
    Sie drehte sich um, ganz schnell, aufs höchste alarmiert: »Oskar? Was ist denn?«
    Ja, was war? Der Fußboden, so weich? Und die Beine … meine Beine … warum spüre ich sie nicht mehr … nur Wärme spüre ich, Wärme, die in mir aufquillt, hochsteigt … Wärme, die wie fließendes Wasser ist, mein Herz erreicht, und nun den Hals …
    »Oskar, was ist denn?«
    Ihre Augen waren weit aufgerissen. »Nein!« rief sie. »Nein …«
    Sie mußte ihn festhalten. Er war ja so groß, das war er immer gewesen, so groß und knochig, wie konnte sie ihn … er fiel, fiel jetzt, fiel über das Band, zwischen die Koffer, und da waren nun Leute und Rufe, und jemand hielt sie fest, und sie zogen Oskar auf den Boden. – Oh, Oskar! Mein armer, lieber Oskar …
    »Krieg ich kein Eis, Papi?« fragte der kleine Junge.
    »Es gibt kein Eis! Wir haben keine Zeit. Und paß auf den Strauß auf, Himmelherrgott nochmal!«
    »Jetzt hör mal zu«, sagte Traudl Koch irritiert: »Was hast du eigentlich? Die Maschine aus Kairo ist gerade erst gelandet. Und bis die Eltern durch den Zoll sind und ihr Gepäck geholt haben … Ich versteh überhaupt nicht, was biste so nervös? Was stellst du dich bloß so an?«
    Doch Jürgen warf ihr nur einen seiner berüchtigten Blicke zu. Was war eigentlich in ihn gefahren? Dabei kannte er sich auf Flughäfen bei Gott aus. Vielflieger war er, ständig unterwegs. Die Firma jagte ihn überall herum. Er hatte alle Routine der Welt, was das Fliegen anging. Und nun, wenn sein Vater und seine Mutter mal landeten, benahm er sich wie eine aufgeregte Braut. Und überhaupt die ganze Geschichte – ein Geld hatte das vielleicht gekostet! Als ob irgendein hübsches Geschenk zur Goldenen Hochzeit nicht auch gereicht hätte. Nein, eine Nil-Reise mußte es ausgerechnet sein! Und von der Firma hatte er sich heute auch noch freigeben lassen.
    »He, renn doch nicht so!«
    »Nun komm schon.«
    Traudl Koch stolperte ihrem Mann und ihrem Sohn hinterher. Langsam hatte sie die Nase voll. Wirklich …
    »Können Sie sich denn nicht etwas beeilen?«
    Er saß auf dem Hocker im Gips-Raum, und sein Gesäß benötigte eine Menge Platz. Dünn an ihm war nur der Mund und die Goldränder seiner Brille.
    Er trug eine großkarierte, italienische Seidenkrawatte zu seinen Unterhosen, da er die Beine freimachen mußte und das rechte Bein hochgelagert hatte, damit der junge Arzt Dr. Olaf Honolka den Knöchel eingipsen konnte.
    »Ja, Herrgott, wird das denn heute nicht mehr?« schimpfte er weiter. Seine kräftigen Hände hielten die Herrentasche fest umklammert wie eine Axt.
    »Was heißt denn ›heute‹?« fragte

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