Akanis: Die Wiedergeburt des dunklen Herrschers (German Edition)
über die Nacht erfroren. Er besaß in seinem Beutel, der an die Innenseite seines Gilets genäht war, noch ein paar Feuersteine und mit ein paar trockenen Hölzern, die die drei Phuken lange in der Umgebung gesucht hatten, hatte Hudo es geschafft, ein Feuer zu entfachen. Nun aber dachten sie an das Feuer zurück und sie zitterten bei jedem Schritt, den sie taten. Sich schneller zu bewegen fiel ihnen immer schwerer, was dazu führte, dass sie wie träge Figuren durch den Schnee wateten. Sie hofften auf das baldige Auftauchen der Stadt Ghokarn und damit das Ende dieser Tortur aus schmerzender Kälte, nagendem Hunger und endloser Müdigkeit. Hin und wieder zeigte sich die Sonne vor dem Firmament als eine weiße, blasse, aber dennoch blendende Scheibe. Die meiste Zeit war sie jedoch nicht zu sehen und vor ihr nur der grauweiße Wolkenvorhang, der sie beschützt hielt wie eine Nebelkrähe ihre Jungen.
Nach gut einer Stunde machte sich der kurze Schlaf der Drei bemerkbar, denn sie kamen kaum noch vorwärts, bis Oliva schließlich kraftlos auf die Knie und zu Boden fiel.
„ Mutter!“, rief Sanar, als sie zu Oliva lief, um ihr aufzuhelfen. „Wir haben es bald geschafft, Mutter.“
Oliva blickte zu Boden und ihr Blick und Gesichtsausdruck wurde immer schwächer und lebloser mit jeder Sekunde, die verstrich.
„ Mutter“, rief Sanar erneut, dieses Mal jedoch leiser, sie zog ihre Mutter in die Höhe, doch ihre Beine konnten sie nicht mehr tragen. Hudo half Sanar und legte den Arm von Oliva um seine Schulter, den zweiten warf er Sanar über die Schulter.
„ Lasst mich zurück. Ich bin euch nur eine Last“, flüsterte sie schwach und krank.
„ Eher sterbe ich“, antwortete Sanar, während sie und Hudo Oliva hoch zogen und ihr beim Gehen halfen. Sie machte nur noch kleine Schritte und besaß kaum noch Kraft in den Beinen. Mit jedem Schritt drohte sie zu stürzen, doch ließen Hudo und Sanar nicht los.
Nach ein paar Riesen verließen auch sie ihre Kräfte und sie suchten nach einem Platz zum Rasten, den sie an einem schneebedeckten Hügel fanden, der sich steil aus dem Boden auftat wie ein großer Fels, und fast hundert Fuß in die Höhe ragte. Sie setzten sich vor dem Hügel in eine kleine Vertiefung und ruhten dann ihre müden Füße aus. Sie wussten, würden sie einschlafen, fielen sie dem Tod in die Hände. Mit den Rücken an die Hügelwand gerichtet lehnten sie sich zurück und saßen dabei eng beieinander, als plötzlich etwas Schnee den Hügel hinunter fiel und auf Hudos Kopf landete. Sanar fing augenblicklich zu lachen an, während Hudo verärgert schmunzelte.
„ Na wartet!“, flüsterte er, als er schließlich mit der flachen Hand auf die steile Hügelwand schlug, direkt über Sanars Kopf.
„ Was habt ihr vor? Das wird euch niemals gelingen!“, sagte Sanar und lachte dabei noch mehr, während Hudo und Oliva nun ebenso in das Gelächter einfielen, bis Hudo stärker und mit beiden Händen an die Wand schlug.
„ Komm schon, du blöder...“, rief er halblaut, als plötzlich ein Grollen hinter der Wand erschallte und der Berg erzitterte. An der Seite, ungefähr drei Fuß neben ihnen, rieselte Schnee zu Boden, zuerst langsam und dann immer stärker, bis er allmählich einen Haufen bildete. Hudo, der mit seinen Händen noch immer den Hügel berührte, bemerkte nun, dass die Wand am unteren Ende, dort wo sie fast senkrecht nach unten verlief, mit Schnee bedeckt war. Als er genauer hinsah, konnte er erkennen, dass der Schnee in großen Klumpen an der Wand hing, so als ob er gehalten würde, und zwischen den Klumpen befanden sich weiße, dünne Fäden, wie Haar. Nun erzitterte der Berg noch mehr und ein tiefes Grollen, so als ob der Hügel selbst jetzt mit ihnen sprach, war für alle drei mehr als deutlich zu vernehmen. Die drei kleinen Phuken traten ein paar Schritte zur Seite, als immer mehr Schnee vom Hügel auf den Boden brandete, so viel, dass sie in wenigen Augenblicken begraben hätten werden können.
„ Was geschieht hier?“, fragte Sanar mit nervöser Stimme und blickte dabei Hudo verwirrt an, der dieses Spektakel mit geöffnetem Mund verfolgte und nicht mehr im Stande war, eine Antwort auf die Frage zu finden. An manchen Stellen schien der Berg seine Form zu verändern, mal wurde er höher und mal sank ein Teil von ihm herab. Immer mehr Schnee fiel zu Boden, bis sich langsam unter dem brüchigen Eismantel ein weißes Fell offenbarte, an dem große Eisklumpen baumelten. Nun standen sie alle drei
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