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Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha

Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha

Titel: Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Horst & Brandhorst Pukallus
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gewöhnlich auszeichnete. Es handelte sich vielmehr um eine emotionale Indifferenz, um eine Gleichgültigkeit, die sich auch auf die eigene Person bezog. Kaghall hatte irgendwann aufgehört zu hoffen und in einer emotionalen Apathie Zuflucht gesucht. Das geringe gefühlsmäßige Engagement, das noch in ihm verblieben war, versuchte er mit Alkohol zu ertränken.
    »Ja«, entgegnete Djamenah vorsichtig, darauf bedacht, ihre Identität nicht zu verraten. Zwar war das Kosmotop unvorstellbar groß, und selbst mit Hilfe der Transittore nahm eine Reise durch Akasha viele Normwochen in Anspruch; andererseits aber legten Nachrichten enorme Distanzen in wesentlich kürzerer Zeit zurück. Sie konnte nicht wissen, ob in diesem Habitat die Ermordung des Messianers schon bekannt geworden war.
    »Ich wollte dem Messianer dieser Enklave einen Besuch abstatten und ihn ... um etwas bitten. Aber offensichtlich hat er sein Denkendes Heim verlassen, und ich weiß nicht, wohin er verschwunden ist. Können Sie mir darüber Auskunft geben?«
    Der Hybride hatte inzwischen einen anderen Felsen erreicht, stimmte einen monotonen Gesang an und geißelte sich erneut mit der Elektropeitsche. Die Tatsache, daß er den Beistand Djamenahs abgelehnt und sogar mit ausgesprochenem Zorn auf ihr Hilfeangebot reagiert hatte, ließ erneut eine dunkle Vorahnung in ihr entstehen.
    »Nein«, sagte Kaghall. Er rülpste leise. »Aber es gibt hier jemanden, der vermutlich weiß, warum und wohin sich der Messianer davongemacht hat. Der Betreffende hat zuvor mit ihm gesprochen.«
    »Wer?« fragte Djamenah rasch.
    Kaghall ließ die Flasche sinken und sah sie aufmerksam an. Weit oben im Zentrum des Habitats begannen nun wieder die Ergsonnen zu strahlen, und in ihrem jähen Licht wirkte der weiße Haarkranz des Sensiregisseurs wie ein Heiligenschein.
    »Ihr Anliegen scheint ziemlich dringend zu sein, was?«
    Er kicherte, wurde gleich darauf aber wieder ernst. »Kommen Sie.«
    Djamenah und Curcun folgten ihm die Treppe hinunter. Knapp hundert Meter entfernt hatten die anderen Männer und Frauen inzwischen ihr Lager aufgeschlagen und verstauten unförmig aussehendes Gerät in den dafür vorgesehenen Behältnissen. Eine kleine Autoküche spie ein Menü nach dem anderen aus. Die Ciristin sah sich um, und auf anderen Felsen sah sie weitere Asketen, Menschen und Nonhumanoiden, Hybriden und sogar einige Biotiker mit Eigenbewußtsein, wie Curcun. Sie alle hockten und saßen neben stativartigen Vorrichtungen, und ihr Schmerz war wie eine dunkle Gewitterwolke über der Seele Djamenahs.
    »Es gibt verschiedene Methoden, sich selbst zu peinigen«, murmelte Kaghall. Er ging vornübergeneigt, so als laste ein schweres Gewicht auf seinen Schultern, und immer wieder setzte er die Flasche an die Lippen. »Manche Leute stürzen sich auf Arbeit, weil sie vor irgend etwas fliehen wollen, und sie lassen ihr Leben ungenutzt verstreichen. Andere wieder glauben, die Welt unbedingt verbessern zu müssen. Und während sie Jahr um Jahr vergeblich versuchen, Schlechtes in Gutes zu verwandeln, ziehen sie sich immer mehr in sich selbst zurück und verzagen schließlich. Die Asketen in diesem Habitat aber haben das Leid an sich institutionalisiert. Oh, sie martern sich mit eher profanen Dingen wie Elektropeitschen und kleinen Schmerzmaschinen und einer Enthaltsamkeit, die ich nur noch als Selbstaufopferung bezeichnen kann, aber das alles sind nur Symbole für die kulturelle Fäulnis von Akasha.« Er seufzte und trank.
    »Vielleicht sind die Abonnenten meiner Sendung deswegen so versessen auf das Sensierlebnis des Asketenleids.« Er schnippte mit den Fingern, und eine von den Mitarbeitern Kaghalls vergessene Emotiokamera schwebte leise surrend in Richtung des Lagers davon. »Vielleicht spüren sie, daß die langsame Selbstvernichtung der Asketen auch sie betrifft – und das, was sie als Zivilisation bezeichnen.«
    Er sah Djamenah und Curcun müde an, und Djamenah empfing die empathische Aura einer tiefen Verbitterung. »Ich kenne nur wenige Vorzüge unserer sogenannten modernen Kultur, und einer davon ist sicher eine Flasche ...« – er hob sie in die Höhe –, »... deren Inhalt sich niemals erschöpft.« Er trank ein weiteres Mal, und es gluckerte leise, als der winzige, in den metallenen Behälter integrierte Synthetisierungschip die konsumierte Quantität Wein sofort reproduzierte.
    »Sie haben mir meine Frage noch nicht beantwortet«, erinnerte ihn Djamenah sanft und freundlich. »Wer kann

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