Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha

Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha

Titel: Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Horst & Brandhorst Pukallus
Vom Netzwerk:
weiterhin ins All, in dem die Sterne kalt und ruhig strahlten, und ganz leise sagte sie: »Ich habe versagt. Ich konnte den Asketen nicht helfen.« Wieder war sie da: die Verlockung, zu verzagen, der gleichen Verbitterung anheimzufallen wie auch Kaghall. Es fiel Djamenah sehr schwer, dieser Versuchung nicht nachzugeben und sich statt dessen auf das zu besinnen, was sie als Ciristin ausmachte. Sie brauchte eine neue Dosis der Droge; dieser Notwendigkeit kam jetzt vordringliche Bedeutung zu.
    Sie wandte sich von der durchsichtigen Kuppelwand ab und schritt an dem Schenker { * } vorbei. Sie hatte ihr Empfangsgewand gegen eine enganliegende Hose aus schiefergrauem Kunstleder, Stiefel aus dem gleichen Material, eine Bluse aus einfachem, cremefarbenem Leinen und eine leichte Überjacke eingetauscht.
    Curcun hatte ihre geflüsterten Worte nicht gehört. »Ich bin zwar kein Reparateur«, sagte er, »aber ich glaube, das Transittor ist völlig in Ordnung. Die Energieversorgung muß an anderer Stelle ausgefallen sein.« Er verschraubte die Abdeckplatte. »Nach den Kupplungen und Lebenserhaltungssystemen sind die Transferstellen die wichtigsten Anlagen des Kosmotops. Bestimmt dauert es nicht lange, bis die Gilde der Reparateure den Schaden behoben hat. Ein paar Stunden vielleicht, mehr sicher nicht.«
    Aber in diesem Punkte irrte sich der Mempar. Mehr als zwei Normtage lang warteten sie darauf, daß sich zwischen den beiden Polen wieder die Schwärze des Transfermediums bildete, und während dieser Zeit durchlitt Curcun zwei dominante Phasen seines Leidens. Voller Bestürzung mußte Djamenah dabei die Feststellung machen, daß sie die genetische Deformation des Mempars, den sie inzwischen sehr liebgewonnen hatte, nicht mehr in das rezessive Stadium zurückdrängen und damit den heftigen Schmerz Curcuns lindern konnte. Sie wußte nicht, was der Grund war – die Entzugserscheinungen infolge des Mangels an Ciri, oder die Tatsache, daß sich das Leiden des Mempars weiter verstärkt hatte –, aber angesichts ihres Versagens nun auch Curcun gegenüber entwickelten sich neue düstere Vorahnungen in ihr, und sie fragte sich, ob sie überhaupt noch in der Lage war, ihre Aufgabe zu bewältigen. Mehrmals bat der Mempar sie darum, mit ihm zusammen nach der Wiederherstellung der Energieversorgung das Habitat aufzusuchen, in dem er sich Auskunft über seinen Ursprungsort erhoffte, und jedesmal vertröstete ihn Djamenah und wies ihn darauf hin, wie wichtig die Nachricht des aus dem Habitat der Asketen verschwundenen Messianers sei.
    Es ging dem Mempar immer schlechter. Wenn seine genetische Deformation nicht binnen kurzer Zeit angemessen behandelt wurde, drohte ihm der Tod – wie auch Djamenah, wenn sie nicht bald eine neue Dosis Ciri erhielt.
    Nach knapp drei Tagen dehnte sich endlich wieder Schwärze zwischen den Polen des Transittors, und sie gingen in den Transfer.
     
    Dunkel war es in den Gewölben, finster und stickig. An den steinernen Wänden des Kellerarchivs leuchteten nur einige wenige elektrisch betriebene Lampen.
    Lange Reihen von Stehregalen durchzogen den Saal, und auf dem Kunststoff lagen verstaubte Magnetbänder, fleckige Speicherkristalle – manche gesplittert und damit unbrauchbar –, schmutzige Einschübe für altertümliche Datensichtgeräte und viele andere Dinge mehr. Djamenah entdeckte sogar eingebundene Bücher und vergilbte Pergamentrollen.
    Marheen hatte den Datenchip der Ciristin an sich genommen, schnaufte durch das Zwielicht und wirkte in dieser Umgebung wie ein Phantom. Er war ein uralter Mann, und sein Kopf sah fast so aus wie ein mumifizierter Totenschädel. Die Lippen enthüllten kariesschwarze Zahnstummel, und das dünne und weißgraue Haar war ebenso verschmutzt wie die Datenträger in den Regalen. Unter dem nachthemdartigen Gewand erkannte Djamenah die Konturen halborganischer Transplantate, die an vielen Stellen aus seinem Körper ragten. Während sich Marheen bewegte, rasselte und ächzte es in diesen billigen Geräten, die ihn am Leben erhielten.
    Djamenah versuchte, sich ihre Betroffenheit nicht anmerken zu lassen. Der Archivar hatte keine Ähnlichkeit mehr mit dem Mann, den sie vor achtzig Jahren kennengelernt und geliebt hatte. Er war zu einem Schatten seiner selbst geworden – das Opfer eines Alterungsprozesses, der nun auch Djamenah bedrohte. Und wenn sie ihn ansah, glaubte sie in einen Spiegel zu blicken, der sie so zeigte, wie sie in wenigen Monaten aussehen würde. Falls sie keine neue

Weitere Kostenlose Bücher